Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wenn Sie sich für fremde Welten interessieren, Kurzgeschichten mögen, die auch aus dem Rahmen normaler Erzählungen fallen, dann sind Sie mit diesem Buch gut bedient. Mathias Müller, der Herausgeber und Leiter des Verlages, ist gleichzeitig Veranstalter der Leserunde in Nieder-Erlenbach und als Betreiber des gleichnamigen Internetportals bekannt. Unter den Autoren, die an der Leserunde teilnahmen, veranstaltete er einen Kurzgeschichtenwettbewerb. Das Ergebnis sind siebzehn Kurzgeschichten, die Sie in den Händen halten könnten.
Chris Lind - Kamaras Ritt
Kamaras Ritt spielt auf zwei Ebenen. Auf der einen Ebene sind es drei Freunde, die auf einem Planeten einen Jagdausflug machen. Die zweite Erzählebene spricht von einer kleinen Abenteurergruppe, die den Widrigkeiten ihrer Welt entgegentritt und ein besonderes Schwert finden will, um damit die Welt vor den Eindringlingen zu retten. Wie beides zusammenpasst, erfährt der Leser ganz zum Schluss.
Andreas Baar - Auf der Suche nach Grumpf
Die Kurzgeschichte gehört eindeutig zur humoristischen SF, und der Titel verrät auch schon alles. Da gibt es einen Taxifahrer, der einen Fahrgast von einem Ende der Galaxis zum anderen Ende der Galaxis fährt, um ihn auf seiner Suche zu begleiten und behilflich zu sein.
Dennis Ullrich - Das Mysterium des Grafen Umbronov
Das Mysterium des Grafen Umbronov wird haargenau beschrieben. Bis hin zu seiner Einkerkerung. Aber für den unbedarften Leser bleibt es weiter ungeklärt. Nur wer in der Lage ist, genau zu lesen und zwischen den Zeilen zu lesen, wird sich am Ende die Erklärung erschließen.
Christiane Gref - Das Versuchsobjekt
Manchmal ist es besser, sich seine Freunde genau auszusuchen. Es gibt Situationen des Alltäglichen, die man gar nicht erleben möchte. Und wenn man als Versuchsobjekt im Krankenhaus landet, ist mancher Wetteinsatz nichts mehr wert.
Tamara Pirschalawa - Süße Träume
Ein Polizeiwagen, ein Krankenwagen und ein Leichenwagen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Erzählung. Die Traumwelten und die Wirklichkeit bereiten dem Handlungsträger dieser Erzählung große Probleme.
Patricia Koelle - Fließende Töne
Jeder Mensch ist zu etwas nütze, und wenn er nur als schlechtes Beispiel dienen soll. So geht es Berian, der seinen Namen nach den nutzlosen Fliegen erhält, die es überall gibt und zu nichts nütze sind. Berian geht es ähnlich; er kann selten über zehn hinaus zählen, kann nicht mit Pfeil und Bogen umgehen, kann eigentlich... nichts. Aber darin ist er geübt. Aber auch ein Nichtsnutz entwickelt sich weiter und kann zu einem wichtigen Mitglied der Gemeinschaft werden, wenn man ihn lässt.
Mathias Müller - Die Insel
Inseln sind meist rettende Sandhaufen im Meer, wenn ein Schiff sinkt. Meist sind sie unbewohnt (die kleineren) oder bewohnt (die größeren). Die Frage ist nur, welche wirklich das Glück eines Schiffbrüchigen sind. Bewohnte Inseln bieten immer wieder Überraschungen.
Erik Schreiber - Immer wieder Mikschens Planetoid
Es hätte auch jeder beliebige andere Ort im Universum sein können. Eine fremde Welt ist der Ort der Erzählung in jedem Fall. Wer SF-Krimis mit ungewöhnlichem Ausgang mag, der ist hier sicher gut bedient.
Nadine - Muriel Vier
Was eine einfache Zahl alles ausmacht. Folgt man der jungen Magierin, erlebt man die schönsten Seiten der Welt. Aber einer ist in der Lage, alles zu ändern. Einer gegen vier, vier gegen einen, vier gegen vier. Wie auch immer. Die Erzählung endet mit Eins.
Elke Kemna - Second Life
Nicht jedem wird die Chance auf ein zweites Leben gegeben. Nicht jeder nimmt die Chance wahr, und nicht jeder sollte sie wahrnehmen. Herr Kambach hat da so seine Probleme mit dem zweiten Leben.
Britta Dubber - Das alte Haus
Alte Häuser spielten in den Erzählungen der Autoren schon immer größere und kleinere Rollen. Warum sollte es also in dieser Kurzgeschichtensammlung nicht auch so sein? So ein Haus kann der Eingang zu einer fremden, magischen Welt sein.
Silvia Friedrich - Begegnung mit der Zeit
Was macht man, wenn die Zeit, jung-alt, ewig weiblich und scheinbar ledig, bei einem einzieht? Was hat man im Überfluss auf seinem Sofa? Man hat alle Zeit der Welt.
Martin Skerhut - Duell der Hexer
Wenn Hexer hexen, gegen Hexer kämpfen und die Lösung all ihrer Probleme in der Hexerei suchen, kann nichts Gutes dabei herauskommen. Schaffen sie dabei eine neue Welt oder zerstören sie die bestehende? Fragen, die nur Martin Skerhut beantworten kann.
Helmut Marischka - Ein seltsamer Baum
Wozu reine Liebe alles fähig ist, berichtet uns Helmut Marischka. In seiner Erzählung trifft ein gutaussehender Mann auf eine gutaussehende Frau. Wie das so ist, zwischen beiden funkt's, die Liebe bricht über sie herein, wie eine gefühlvolle Flutwelle.
Michael Milde - Pixelwelt
Fremde Welten können auch sehr besitzergreifend sein, muss Mike feststellen. Der Autor scheint sich selbst in eine fremde Welt katapultiert zu haben. Mit einem Computer kann man heute Probleme lösen, die man nicht hatte, als man keinen Computer hatte.
Pierre Marcel Uetzels - Janas Welt
Das Unbekannte lauert nicht unbedingt irgendwo da draußen wie die Wahrheit eines Fox Mulder. Man kann das Unbekannte auch dort finden, wo man es am wenigsten sucht. Und dann? Na dann findet man es, was es aber nicht bekannter macht.
Christian Pirschalawa - Schöner Tag
Weiße Hasen haben manchmal Probleme mit einem wundervollen, ständig gut gelaunten Feenland. Vor allem, wenn man Probleme hat, selbst gut gelaunt zu sein, weil die ganze gute Laune einen deprimiert.
Siebzehn Kurzgeschichten, siebzehn Autorinnen und Autoren, siebzehn fremde Welten. Manche vertrauter als andere, manche fremder als gedacht. In jedem Fall ist die Sammlung sehr abwechslungsreich und entspricht nur selten den üblichen Klischees. Fremde Welten sind nun einmal überall zu finden, manchmal muss man ein wenig länger suchen. Andere Welten mag man nicht kennen lernen, in anderen für immer verweilen. Wer sich mit diesem Buch auf die Suche macht, wird sie lieben lernen. Der gelungene erste Band der Edition Leserunde.