Titel: Freeze Frame Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
"Freeze Frame" ist das Debüt des irischen Regisseurs John Simpson. Gleich sein erstes Werk erhielt den Preis für das Beste Debüt und wurde in der Kategorie Bester Film für den International Fantasy Film Award nominiert.
Simpsons Film ist überaus düster und kalt und nicht minder verstörend. Sean Veils Wohnung gleicht einer futuristischen Metallkammer. Überall sind Videokameras installiert. Die Welt draußen zeigt uns Simpson in einer Mischung aus düsteren Grau- und kalten Blautönen. Die Charaktere des Films erweisen sich als widerlich und unsympathisch, was aber von Simpson durchaus gewollt ist.
Allein dadurch zeigt der Regisseur den unerbittlichen Egoismus, der in unserer Welt herrscht. Jeder versucht jeden zu betrügen, um an seine Ziele zu gelangen. So erweist sich auch Freundschaft als Betrug, und was bleibt ist eine glatte Gefühlskälte.
Der Film veranschaulicht damit auf sehr drastische Weise ein postmodernes Weltbild. Die Moderne erweist sich für den Menschen als trügerisch und als Sinnverlust. Hinzu kommt aufgrund der Globalisierung eine zunehmende Desorientierung, die sich bis hinein in die Privatsphäre auswirkt. Sean Veil ist davon so sehr betroffen, dass ihm nichts mehr anderes übrig bleibt, als sich ständig zu filmen, um damit sein Leben einigermaßen in den Griff zu bekommen und die Orientierung nicht zu verlieren. Doch wehe, wenn ein Element dieser 'Beweiskette' verloren geht. Dann geht das gesamte Weltbild zu Bruch.
Aus dieser Perspektive entpuppt sich Simpsons Erstling als ein sehr deprimierendes Werk. Und dennoch durchzieht eine außerordentliche Spannung diesen Film. Diese wird einerseits dadurch kreiert, dass Sean versucht, seine Unschuld zu beweisen. Zum anderen wird Sean einer völlig verwirrenden Situation gegenübergestellt, indem auf einmal Videoaufnahmen von ihm existieren, bei deren Aufnahmezeit er sich eigentlich ganz woanders befunden hat, was er wiederum durch eigene Videoaufnahmen zeigen kann. Doch wie ist dies möglich, zur selben Zeit an zwei verschiedenen Orten gewesen zu sein?
Simpson wählte für seinen Film einen sehr unruhigen und beklemmenden Stil, indem er zwischen den Aufnahmen der Überwachungskameras und der erzählenden Kamera ständig hin und her schneidet. In manchen Szenen läuft am linken unteren Bildrand ein Timer mit. Die Mischung aus SF-Thriller, Psychowahn und Krimi geht in Simpsons Debüt hervorragend auf. Der Film fesselt von der ersten Sekunde an. Man darf hoffen, dass John Simpson weitere interessante Filme dieser Art drehen wird.