Titel: Freaks - Missgestaltete Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Der Regisseur Tod Browning erreichte durch seine Dracula-Verfilmung aus dem Jahre 1931 Weltruhm. Bis heute wird diese Verfilmung des Romans von Bram Stoker immer wieder als die Dracula-Verfilmung überhaupt bezeichnet. Immer wieder kopiert, aber nie erreicht ist die geniale Darstellung Bela Lugosis als Vampirgraf. Die unheimlichen Szenen in den Karpaten sowie im halb verfallenen Schloss haben auch nach über 70 Jahren nichts an ihrer Unheimlichkeit verloren. Tod Brownings Film wurde zum absoluten Kassenschlager.
Nach „Dracula“ hätte, auf Wunsch der Studiobosse, Tod Browning ähnliche Filme produzieren sollen, doch dieser machte nicht mit. Er hatte etwas anderes im Sinn. Nachdem Bela Lugosi den damaligen Kinobesuchern das Fürchten gelernt hatte, wollte Browning noch eines draufsetzen. Er plante den schrecklichsten Film aller Zeiten.
Ein Jahr später, im Jahr 1932, hatte er seinen Wunsch von einem Film, bei dem die Besucher wirkliche Angst bekommen sollten, erfüllt. Der Film trug den Titel „Freaks“. Das Besondere an diesem Film ist, dass er wirkliche missgebildete Darsteller, die auf Jahrmärkten auftraten, für die Rollen der „Missgestalteten“ engagierte. So treten zum Beispiel ein lebender Torso auf, Siamesische Zwillinge oder kleinköpfige Menschen. Vor seiner Arbeit als Regisseur trat Browning selbst als Schlangenmensch auf verschiedenen Jahrmärkten auf. Er kannte sich daher in der Welt der Schausteller aus und setzte diese auch sehr realistisch in seinem Film um. Ein weiterer besonderer Aspekt von „Freaks“ ist, dass die Darsteller nicht als Ungeheuer oder Monster charakterisiert werden, sondern als „normale“ Menschen. Die Zirkusleute werden jedoch von einer Trapezartistin gedemütigt und als Untermenschen behandelt. Als sie den Bogen gewaltig überspannt, rächen sich die Darsteller auf grässlichste Weise.
Browning hoffte, dass „Freaks“ wie eine Bombe einschlagen würde. Dem war leider nicht so. Obwohl sich die Kritiken gar nicht so schlecht anhörten, war es den meisten Kinobesuchern ein Dorn im Auge, dass wirkliche Missgestaltete die Rollen der Zirkusleute übernommen hatten. Manche bezeichneten den Film sogar als unmoralisch. Viele Kinos wollten den Film daher nicht in ihr Programm aufnehmen. Nur wenige Lichtspieltheater zeigten den Film. Bereits nach kurzer Zeit wurde „Freaks“ vom Vertrieb wieder zurückgezogen. Brownings Karriere wurde damit gleichzeitig ein Ende gesetzt. Inzwischen wurde „Freaks“ vom amerikanischen Filmarchiv in die Liste der schützenswerten Filme aufgenommen.
Im vergangenen Jahr erschien „Freaks“ in Deutschland auf DVD in einer remasterten Fassung mit Originalton und deutschen Untertiteln. Als Extras gibt es u.a. eine Dokumentation über die Entstehung des Filmes sowie über das Leben der „Freaks“-Darsteller.