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Titel: Franklyn Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
„Mein Name ist Jonathan Preest und heute Nacht werde ich einen Mann töten.“ So lautet eine der ersten Textzeilen des Films „Franklyn“. Es handelt sich dabei um die zweite Produktion des jungen Regisseurs Gerald McMorrow, der erste Set-Erfahrungen bei dem Postatomar-Thriller „Hardware“ sammeln konnte. „Franklyn“ ist eine Mischung aus Drama und Parallelweltfilm. Äußerst kunstvoll verwebt McMorrow verschiedene Erzählstränge und liefert somit dem Zuschauer ein Rätsel, dessen Lösung man gerne mitverfolgt.
Zum einen geht es um den in Meanwhile City lebenden Jonathan Preest, der sich an dem Sektenführer Individuum rächen möchte. Die Stadt ist geprägt von einem Sammelsurium der bizarrsten Sekten, von denen manche auch die Bedienungsanleitung von Waschmaschinen anbeten. Zum anderen handelt der Film von unterschiedlichen Leuten in London, die versuchen, ihr Leben irgendwie in den Griff zu bekommen. Die Künstlerin Emilia versucht, ihren eigenen Tod als Kunst zu verarbeiten und bekommt dabei eigenartige Visionen. Der junge Mann Milo versucht nach einer gescheiterten Hochzeit, Kontakt zu seiner Freundin aus Kindertagen zu knüpfen. Je mehr der Film voranschreitet, desto deutlicher ergeben sich Verbindungen zwischen den einzelnen Protagonisten, sowohl innerhalb der Parallelwelt als auch in London.
„Franklyn“ ist nicht nur Bilderrätsel, sondern verarbeitet zugleich Themen wie Religion, Glauben/Wissen und die Frage danach, was man unter Wirklichkeit versteht bzw. ob es außer unserer noch eine andere Wirklichkeit gibt. So gesehen erscheint McMorrows Film wie schwere Kost. Interessanterweise ist er dies aber nicht. Dem Regisseur gelingt eine ästhetische Leichtigkeit, die geprägt ist von einem wahren Bilderrausch. Einzelne Aufnahmen erscheinen wie Gemälde. In der Tat sollte man den Film immer wieder anhalten, um die Bilder von Meanwhile City genauer zu betrachten. Der Ideenreichtum geht bis ins kleinste Detail. Die Darstellung dieser Stadt erinnert etwas an den viel besprochenen Roman „Tristopolis“ von John Meaney. Möglicherweise hat sich McMorrow davon beeinflussen lassen. Aber auch Anlehnungen an andere Stadt-Filme wie etwa „Dark City“ oder schließlich „Blade Runner“ sind zu bemerken, was aber keineswegs negativ zu beurteilen ist. Die Parallelwelt Meanwhile City erscheint als ein durch und durch lebendige Kreation. Witzige Kostüme runden das Ganze noch ab.
Filme, die sich um religiöse Themen drehen und dabei nach der Existenz Gottes fragen, geraten meistens in äußerst kitschiges Fahrwasser. Nicht so McMorrows Fantasy-Drama. Gekonnt umschifft der Regisseur Kitsch und Peinlichkeiten. Vielmehr regt er zur Diskussion an, indem er nach dem Sinn und Herkunft von Religion fragt. Damit greift er ein sehr aktuelles Thema auf.
Mit „Franklyn“ ist Gerald McMorrow ein tiefgründiger, anspruchsvoller, doch zugleich faszinierender und sehr unterhaltsamer Film gelungen. Sehr zu empfehlen!