Reihe: Artemis Fowl, 6. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Nachdem uns John Scalzi in „Androidenträume“ mit geruchsintensiver Kommunikation daher kam, nimmt Eoin Colfer das Thema ebenfalls auf. Er beschreibt, dass auf der Erde nur noch wenige Kraken leben, aber so faul und bewegungsarm sind, dass sie, so groß wie in alten Sagen, auf ihren Körpern eine Art Panzer bilden, etwa inselgroß. Zu diesen Kraken gehört auch eine, die vor Island im Meer liegt. Als sie beschließt, ihren Panzer loszuwerden, sammelt sie die körpereigenen Gase zu einem gigantisch anmutenden ... Furz.
Was hat das nun mit der vorliegenden Erzählung um den geläuterten Meisterdieb Artemis Fowl zu tun? Erst einmal gar nichts. Artemis Fowl ist ein junger Mann von inzwischen stattlichen achtzehn Jahren, sieht nach seinem Abenteuer im Zeitstrom immer noch wie ein 14-jähriger aus. Ein finanziell unabhängiger, gut aussehender menschlicher Held, dessen Beruf Sohn und dessen Berufung Abenteuer zu erleben ist. Er residiert mit seiner Mutter Angeline auf dem englischen Landsitz Fowl Manor und sorgt sich zurzeit um sie. Angeline Fowl steckte sich mit einer unbekannten und äußerst geheimnisvollen Krankheit an, die mit den Abenteuern von Artemis und seinen unterirdischen Bekannten zusammenhängen muss. Leider hilft gegen die tödliche und als ausgerottet geltende Erkrankung von Mrs. Fowl kein Medikament. In der Gegenwart der Erde scheint kein Kraut gewachsen zu sein, um der geplagten Mutter Linderung oder gar Heilung zu verschaffen. Artemis erfährt, dass ein Mittel bestehen könnte, wenn die Lemurenart nicht bereits ausgestorben wäre. Die Gehirnflüssigkeit der Lemuren wäre ein Bestandteil des Heilmittels, mit dem seine Mutter erfolgreich behandelt werden könnte. Also muss Artemis in die Vergangenheit reisen, um einen dieser Lemuren zu fangen und mit in seine Gegenwart zu bringen. In der Vergangenheit verkaufte er jedoch die letzte der Lemuren an die Extinktionisten genannten Menschen, die alle nutzlosen Tiere ausrotten wollten. Nun muss er die letzte Lemurenart vor sich selbst schützen.
Eoin Colfer schreibt wieder einmal begnadet gut. Ein paar Übertreibungen müssen auch mal sein. Sein Roman ist gut zu lesen, aber man muss höllisch aufpassen, um den Handlungsfaden nicht zu verlieren. Mit all den eingesetzten Zeitparadoxa bin ich überrascht, dass er selbst noch den Überblick behalten hat. Die Rückkehr von Artemis in die Vergangenheit ist spannend zu lesen. Vor allem, da er erkennt, was für ein, pardon, Arschloch er früher war. In seiner Begleitung findet sich die Polizeielfe und Captain der Zentralen Untergrund-Polizei Holly Short. Gemeinsam treffen sie auf den Zwerg Mulch Diggums und seine Gegnerin Opal Koboi und den längst verstorbenen Julius Root.
Das neue Abenteuer des Artemis Fowl von Eoin Colfer ist ein rasanter Trip durch die Zeit und gleichzeitig ein lesenswertes Buch. Ich bin begeistert von den Ideenreichtum Eoin Colfers, der mit jedem Band zunimmt.
Wer will, kann auch gern versuchen, die Hieroglyphen zu übersetzen, die auf jeder Seite zu finden sind.