Serie/Zyklus: Forgotten Realms: Paths of Darkness-Trilogie # 3 Eine Rezi von Wiebke Schiefelbein (ElvenArcher). |
Nachdem der charismatische Gauner und Bandenführer Jarlaxle mit seiner Bande Dunkelelfen, den Bregan D'aerthe, im Verborgenen eine der Verbrechergilden in Calimport übernommen hat, macht er sich zusammen mit seinem neusten Partner, Crenshinibon, dem Kristallsplitter, auf die ganze Stadt zu übernehmen.
Artemis Entreri, der glaubt endlich seine Rache an Drizzt Do'Urden gehabt zu haben, sieht sich mit einem neuen Problem konfrontiert. Zwar ist er der gefährlichste Assassine, der je die Lande Faerûns durchwandert hat, aber er ist auch nur ein Mensch und gilt in den Augen der Dunkelelfen weniger als Nichts. Nur mit Jarlaxle, der immer schon anders war, hat er so was wie Freundschaft geschlossen und das ist auch das einzige, was zur Zeit sein Leben rettet. So trachten die beiden Lieutenants von Jarlaxle, Rai-guy, der Magier, und Kimmuriel, der Psionist, danach ihn auszulöschen und beginnen ein für Dunkelelfen typischen Spiel der Intrigen.
Während Jarlaxle immer mehr von Crenshinibon beeinflußt wird, der hier seine eigenen Intrigen spinnt, und langsam die Kontrolle über seinen sonst kühlen Verstand und seine Truppe verliert, ersinnt Artemis einen tollkühnen Plan um sich selbst und Jarlaxle zu retten und die Welt endlich vom teuflischen Kristallsplitter zu befreien. Ironischerweise übernimmt er damit die Mission des von ihm einst so gehaßten Dunkelelfen Drizzt, denn genauso wie der ist Artemis in der Lage Crenshinibons Versuchungen zu widerstehen und den Splitter zu tragen ohne beeinflußt zu werden. Doch dazu muß Jarlaxle diesen erstmal aufgeben ohne Entreri zu töten und das ist nicht so einfach wie es klingt.
Routiniert hat der amerikanische Autor und "Vater" Drizzt Do'Urdens, Servant of the Shard dahin geschrieben und die mittlerweile, den Forgotten Realms Kennern, gut bekannten Figuren Artemis Entreri und Jarlaxle agieren lassen.
Diese beiden haben im Laufe der Jahre ihr Potential bewiesen und enttäuschen auch hier nicht, immer noch charaktertreu und sehr komplex sind sie immer für Überraschungen gut. Die Wandlung Jarlaxles durch die Beeinflussung des Splitters ist für den Leser nachvollziehbar und auch die Entwicklung des Assassinen, der irgendwann seine "Menschlichkeit" verlor und jetzt zu seinem Erstaunen im Umgang mit Dunkelelfen ein Spur davon zurückgewinnt ist (allerdings über mehrere Bücher) konsequent vorangetrieben worden und wird in diesem Band durch Textauszüge / Einsichten von Drizzt Do'Urden kommentiert. Trockener Humor, wie es sich für Entreri, dem Humorlosen, und Jarlaxle, dem Charmeur, gehört, blitzt hier und da auf ohne ins Lächerliche gezogen zu werden.
Auch wenn sich hier und da etwas altbekanntes einschleicht, aber schließlich gibt es im Fantasy-Genre nicht mehr viele neue Ideen und so lange ein Buch zu unterhalten weiß, mag dies auch verziehen werden.
Die Story ist unterm Strich bekannt, aber obwohl man weiß, daß die beiden guten "Bösen" sicherlich nicht den Hut nehmen und für immer abtreten werden - Faerûn, wäre viel zu langweilig ohne sie - ist das ganze Intrigenspiel so gut und unterhaltsam geschrieben, dass einfach man weiterlesen muss, um zu erfahren wie sich jetzt alles auflöst. (Für mich immer ein Kriterium, ob mir das Buch gefallen hat - dieses "Ich muß wissen wie es ausgeht"-Feeling.) Denn irgendwann sind so viele Intrigen gesponnen, daß man leicht den Überblick verloren könnte, gut daß dies weder den Hauptfiguren noch dem Autoren passiert ist, aber Salvatore wäre nicht Salvatore wenn ihm das geschehen wäre.
Das Ende ist für meinen Geschmack zu schnell gerafft und zu sehr - huch, schnell ein Happy End, das hat dann am Schluß ein bisserl die Luft rausgenommen und enttäuscht, aber wahrscheinlich wäre ich auch enttäuscht gewesen, wenn es hinterher keinen Entreri oder keinen Jarlaxle mehr gegeben hätte.
Servant of the Shard ist allerdings auch ein Buch, was man ohne Vorkenntnisse nicht wirklich lesen sollte, auf zuviel wird angespielt und Story und Charaktere vollenden hier nur einen Handlungsbogen, der viele Jahre und Bücher zuvor im Icewind Dale begonnen hat. Denn dies ist nicht nur der letzte Band der "Paths of Darkness"-Trilogie, sondern auch der letzte Band in R. A. Salvatores lose zusammenhängenden Reihe um Crenshinibon, dem Kristallsplitter mit Bewußtsein, der das Chaos und die Herrschaft Faerûns anstrebt und dabei durch viele Hände gewandert ist.
Spieler des "Icewind Dale"-Spiels kennen ihn auch bzw. seine Manifestation als Kristallturm.
Das Cover zeigt die Reflexion Jarlaxles, samt magischer Augenklappe und Federhut, in Crenshinibon. So gut wie das Bild technisch umgesetzt wurde, es stört doch, daß hier keine Rücksicht darauf genommen wurde, daß Jarlaxle eigentlich ein Dunkelelf und so, per Definition bei Forgotten Realms, eigentlich eine schwarze Haut haben sollte. ;)
8 von 10 Punkten
- Mai 2004 -
P.S. Ironischerweise habe ich die ersten beiden Bücher der Trilogie nichts gelesen. Es reicht also, wenn man so im allgemeinen einige Bücher um Entreri, Crenshinibon & Drizzt gelesen hat.
Nachtrag:
Erschienen im Deutschen als Die Saga vom Dunkelelf 10: Der schwarze Zauber
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