Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
David Woolf wird von den Militärs eingeladen, um die Anfrage eines Wissenschaftlers zu beurteilen. Der Wissenschaftler möchte Kollegen des Synarchons zwecks Informationsaustausches auf Jargus II empfangen. Aus dieser Aufgabe heraus entwickelt sich bald die Suche nach einem Saboteur. Der militärische Kommandant der Forschungsstation, Jaroslaw Strogoff, beauftragt ihn mit der Klärung. Vor allem deswegen, weil Woolf in seiner Militärzeit sich damit erfolgreich befasste.
Durchdrehende Grossrechner, wie etwa den Superrechner ANAC, sind dabei eher hinderlich. Diese Maschinen beeinträchtigen und gefährden das Leben in der Kuppelstadt. Der Verdacht der Störung fällt auf die Computerspezialistin Jeanne Andrejew. Kommissar Woolf fragt sich, was die Frau hier zu suchen hat. Ist die Deserteurin des Krieges, der vor fünf Jahren endete, an den Fehlern in den Systemen Schuld? Jargus als Mitglied der Republik Volga löste sich aus dem von Grossrechnern beherrschten Weltenbund des Synarchon. Aber der Kommissar, selbst gerade aus dem Militär ausgeschieden, zieht auch andere Möglichkeiten in Betracht. So könnte ANAC - der Supercomputer selbst daran beteiligt sein, weil er vielleicht nicht ganz ausgetestet ist.
Woolf erforscht die Ursache der Störfälle und verliebt sich in Jeanne. Allerdings ist dieses Verliebtsein nicht ganz ungetrübt. Jeanne Andrejew gibt ihm immer wieder Grund dazu, dass sein Misstrauen gegenüber der Frau aufflackert. Jeanne war im Krieg eine der besten Navigatorinnen, vertraut mit Risikoeinsätzen, bis sie vor einer Mission als Blockadebrecherin floh und unehrenhaft aus der Raumflotte entlassen wurde. Seither war sie verschwunden und taucht nun urplötzlich wieder auf. David Woolf ist sich nicht ganz sicher, ob die Computerspezialistin aus Profitgier oder aus Angst im Krieg desertierte. Gerade die junge Frau ist es, die in dem militärisch geprägten Umfeld eher als störend angesehen wird und sich selbst so empfindet. Eine Frau im Wehrdienst ist sicherlich nicht jedermanns(n)s Sache. Sie, Jeanne, aber auch gleich sie, die Frau, ist es, die als Fremdkörper erscheint. Dahingegen ist der ehemalige Militarist und jetzige Kommissar Woolf das genaue Gegenstück.
Als das Buch unter dem Titel Die lebenden Steine von Jargus im August 2000 bei Haffmanns erschien, jubelte jeder der neuen und ungewöhnlichen Autorin zu. Es ist ihr erster Roman, nachdem sie bereits einige Kurzgeschichten veröffentlichte.
Inzwischen ist es ein wenig ruhiger geworden und ihr Buch erschien, leicht überarbeitet, als Taschenbuch. Dabei ist es sehr schön, dass man dieses Buch nicht in eine Schublade stecken kann. Wir finden eine ausgezeichnete Mischung aus Science Fiction, Thriller, Liebe mit Gesellschafts- und Wissenschaftskritik, eingebunden in eine schön erzählte Charakterstudie. Die beschriebenen Hauptdarsteller und die Nebenpersonen sind es, die durch ihre überzeugende Beschreibung Leben in diese Erzählung bringen.
Barbara Slawig beschreibt den Ausschnitt einer fernen Zukunft, bezogen auf eine fremde Kuppelstadt als räumlicher Mittelpunkt der Erzählung. Es bleibt einiges dunkel und verschwommen und bietet so die Grundlage für weitere Erzählungen in diesem Universum. Die Erzählung wirkt sehr anziehend und die Leserinnen freuen sich über einen gefühlvoll beschriebenen Roman.
Flugverbot / Die Lebenden Steine von Jargus - Rezensionsübersicht