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Titel: Flug in die Nacht Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der Kalte Krieg ist zu Ende, seither muss China als Bösewicht in einschlägigen Romanen herhalten. So auch in diesem Thriller von Dale Brown, der schon mit "Erstschlag" von sich reden machte.
Im süchinesischen Meer treffen ein paranoider chinesischer Admiral mit seiner Flotillie und die spärliche philippinische Marine aufeinander. Nach einem gewalttätigen Zwischenfall auf den erdölreichen Spratly-Inseln, die beide Seiten für sich beanspruchen, liegen die Nerven blank. Durch Ungeschicktheit und Pech unterliegt die chinesische Flotte den wenigen philippinischen Schiffen, und der befehlshabende Amiral sieht sich nur noch mit dem Abschuss eines nuklearen Marschflugkörpers in der Lage, sich aus diesem Gefecht mit einem blauen Auge und etwas verbleibender Ehre zurückzuziehen. Die atomare Explosion lässt das zerstrittene Machtgefüge der Philippinen zusammenbrechen, und der Präsident wird gestürzt. An seine Stelle tritt ein Freund der chinesischen Kommunisten - was zur Folge hat, dass China trotz der Niederlage sein Territorium entsprechend auszuweitet. Auf der letzten verbliebenen und freien Insel versuchen verzweifelt Rebellen sich gegen die Chinesen zu wehren - und bitten die USA um Hilfe. Mehrere Spezialisten werden entsandt, um den Bedrängten zu helfen und wieder die Oberhand zu gewinnen. Dabei hilft den Amerikanern eine neuartige Luftflotte, die aus den verschiedensten Typen zusammengestellt wurde.
Dale Brown wandelt hier auf den ausgetretenen Pfaden von Tom Clancy und versucht mit weitaus verständlicheren Beschreibungen militärischer Verfahrensweisen und Gerät den Leser hier nicht zu verwirren. Während in einem Roman von Clancy schon mal ein Satz aus mehreren Abkürzungen bestehen kann, die nicht nur drei, sondern meist mindestens sechsstellig sind, spart man sich das hier. Das geschilderte Szenario ist nicht von der Hand zu weisen, auch wenn natürlich das stereotye Eingliedern in böse Chinesen und gute US-Amerikaner bei einem europäischen Kritiker Kopfschütteln auslöst. Mangelhaft ist die Charakterentwicklung. Während großer Wert auf die Beschreibung der Handlung gelegt wird, verliert sich Brown oftmals in einfach in die Story geworfenen Personen, deren Schicksal dem Leser ziemlich egal bleibt - eine Bindung zu einem Charakter wird in dem Roman kaum aufgebaut. Nichtsdestotrotz entwickelt das Buch eine hohe Spannung, sodass man sich den Roman durchaus als nervenbelastende Strandlektüre vorstellen kann, wo man sich intellektuell nicht sonderlich anstrengen möchte.