Titel: Die Flüsse von London Eine Besprechung / Rezension von Thomas Renner |
Klappentext:
Können Sie beweisen, dass Sie tot sind?
Peter Grant ist frischgebackener Police Constable, als man ihm einen unerwarteten Karrierevorschlag macht: Er soll Zauberlehrling werden, der erste in England seit fünfzig Jahren. Jetzt muss er sich mit einem Nest von Vampiren in Purley herumschlagen, einen Waffenstillstand zwischen Themsegott und Themsegöttin aushandeln, Leichen in Covent Garden ausgraben...Alles ziemlich anstrengend. Und der Papierkram!
Der Text beschreibt ziemlich genau, was den geneigten Leser erwartet. Ein junger Londoner Polizeibeamter, der soeben seine Ausbildung beendet hat und auf die Dienstzuteilung in sein Stammrevier/-abteilung wartet, gerät in einen Fall, der mit rationalen Mitteln nicht zu erklären ist. Unversehens ist er Zauberlehrling - in einer eigentlich nichtexistenten „Abteilung“ - der Londoner Polizei.
Das Buch fiel mir beim Stöbern im örtlichen Buchhandel in die Hände, da bei mir wieder einmal der Lesestoff knapp wurde. Die Covergestaltung sprach mich an und da ein kleiner Werbeaufkleber mit „Tip des Monats“ darauf prangte, musste ich zuschlagen.
Der Kauf eines Buches nur aufgrund des Klappentextes und eines Werbebuttons geht in meinem Fall normalerweise mit einer Chance von mindestens 50% Prozent ziemlich daneben, was dazu führt, dass das betreffende Buch -meistens nur halbgelesen- wieder bei Amazon verkauft wird. Umso erstaunlicher ist hier, dass der Klappentext den Leser wirklich sehr gut auf das vorbereitet, was ihm bevorstehen wird, ohne zuviel von der eigentlichen Handlung zu verraten.
Weiterhin kam erschwerend hinzu, dass der Autor für mich bis jetzt noch kein Begriff war. Die Kurzbiografie am Anfang des Werkes gibt aber an, dass er Drehbücher (unter anderem für die TV-Serie Dr. Who) verfasst und als Buchhändler arbeitet. Eigentlich gute Voraussetzungen, was die Möglichkeit eines Fehlkaufes deutlich minimierte.
Kritisch begann ich zu lesen und stellte schon nach ein paar Seiten fest, dass der Autor mich bereits in die dunklen Gassen und Straßen von London entführt hatte und ich gewissermaßen mit auf Streife durch die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs war. Der Autor beschreibt sehr plastisch auch die kleinen Details des grauen Polizeialltages und gibt augenzwinkernd die Meinungen und Einstellung der Hauptperson wieder. Die alltäglichen Probleme und Erziehungsprägungen unseres Helden mit Migrationshintergrund geben immer wieder Anlass zum Schmunzeln bis hin zum herzhaften Lachen.
Die Protagonisten wie auch das Umfeld sind plastisch und mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Die Erzählperspektive aus der Sicht des Hauptcharakters ist fantastisch umgesetzt und keineswegs störend. Ich will jetzt nicht zu enthusiastisch klingen, aber so manches mal kam mir der Gedanke, dass Aaronovitch in Sachen Stil und Humor sehr nahe an den grandiosen Sir Terry Pratchett heranreicht. Dies setzt natürlich voraus, dass man den englischen Humor (verstehen) mag.
Das Gefühl an manchen Stellen des Buches, dass es sich doch um Young-Adult-Literatur handelt, wird schnell durch unerwartete blutige Szenen wieder verworfen.
Das Testimonial unter dem Klappentext: „So stellt man es sich vor, wenn Harry Potter erwachsen geworden und zu den Bobbies gegangen wäre. Eine einzige große, witzige, phantasievolle Kapriole.“ verspricht viel, aber es wird auf jeden Fall gehalten.
Dieses Buch wird sicher nicht wieder seinen Weg zu Amazon finden, sondern einen Ehrenplatz in meinem vollen Bücherregal bekommen. Mit Spannung und Vorfreude sehe ich dem zweiten Teil: „Schwarzer Mond über Soho“ entgegen.