| Titel: Fleisch... und andere Appetitverderber |
Als einer der zehn Autoren dieser Anthologie mag eine Kritik von meinen Gnaden befremdlich erscheinen. Da ich jedoch vergessen habe, welche Geschichten von mir stammen, wage ich es dennoch. Der Titel „Fleisch“ ist keinesfalls ein grelles, um Aufmerksamkeit heischendes Schlagwort, sondern wörtlich zu nehmen: Sämtliche Geschichten kreisen wie Aasgeier um die Themenbereiche Kannibalismus, Nekrophilie, Tod und alle möglichen und unmöglichen Formen der Perversion rund um die stofflichen Kerker unserer Seelen. Welche Texte man für gelungen oder missraten hält, mag jeder Leser für sich selbst entscheiden. Dass für jeden Geschmack, um im Jargon zu bleiben, das Richtige dabei ist, kann ich als Horror-Fan garantieren. Sensiblere Gemüter können sich an stilistisch sauberen, inhaltlich ausgefeilten Geschichten erfreuen, während explizitere Texte das Innere nach Außen kehren und den geneigten Splatter-Fan begeistern werden. Da gleich zehn Autoren diese hervorragende Horror-Kompilation bereichern, ist für Abwechslung gesorgt, sodass keine Geschichte der anderen gleicht. Lobend zu erwähnen ist neben dem originellen Hingucker-Cover der Kaufpreis: Für gerade mal acht Euronen erhält man zweihundert geballte Seiten Horror und Ekel. Man vergleiche dies mit dem kommenden Wahlkampf, der Millionenbeträge verschlingen und gewiss nicht mehr (aber auch nicht weniger) Horror und Ekel bescheren wird. So gesehen ist das Angebot des noch jungen eldur-Verlags geradezu ein Schnäppchen! Dass ich „nur“ vier Sterne vergebe, liegt an einigen schwächeren Geschichten, wenngleich ich klarstellen muss, dass selbst diese Geschichten in vergleichbaren Anthologien anderer Verlage Prunkstücke darstellen würden. Fazit: Dieses Kleinod der horrösen Fabulierkunst muss sich hinter ähnlichen Erzeugnissen aus den großen Publikumsverlagen keineswegs verstecken und wird sich hoffentlich bald vom Geheimtipp zum Klassiker gemausert haben.