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Titel: Der Wasserspeier Fledermeier Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Für ein Kinderbuch wirkt Ben Swerks düstere Gestaltung des Covers auf den ersten Blick vielleicht unpassend – wenn man das Buch liest, merkt man jedoch schnell, wie passend es wirklich ist: Auf dem schwarzen Hintergrund kann man vier düstere (graue) Gestalten erkennen. Eine weitere dieser Gestalten ist durch eine orange Ellipse hervorgehoben, der Wasserspeier Fledermeier.
Dem fünfjährigen Boris machen die grauslichen Figuren auf dem Dach des Hauses, in dem er mit seinen Eltern wohnt, schon ein bisschen Angst – immerhin ist er erst fünf. Ein kalter Winter und ein unangekündigter Besucher auf dem Dachboden lassen aus dieser Angst jedoch etwas ganz anderes entstehen.
Auf den ersten Seiten des Buches erklärt Christian von Aster kindgerecht die Herkunft und Art der Wasserspeier, während Ben Swerks Zeichnungen die düsteren Gestalten zum Leben erwecken. Auf dunklen Seiten werden dann die Gedanken und Ängste des kleinen Boris ausgeführt. Ein Junge, der auf den Bildern gar nicht so anders aussieht als die garstig anzuschauenden Wasserspeier – auch wenn die Darstellungen dadurch ein klein wenig skurril wirken. Mit dem Schwinden von Boris Angst werden auch die Bilder bunter. Und fliegen auf der ersten Seite noch schwarze Fledermäuse durchs Bild, sind es gegen Ende des Buches Blumen, die den Großteil des Covers einnehmen: Denn den Frühling mögen sowohl die Wasserspeier als auch Boris am liebsten.
In “Der Wasserspeier Fledermeier” zeigt Christian Aster – unterstützt von Ben Swerks Bildern – gekonnt auf, dass sich hinter dem Dunklen und Unbekannten etwas Buntes und Freundliches verbergen kann. Dass man neue Freunde finden kann, wenn man den Mut hat, sich dem Unbekannten zu stellen. Und dass Unterschiede wie Alter oder Herkunft nicht heißen, dass man keine Gemeinsamkeiten hat – so ist es zumindest beim fünfjährigen Boris und dem fünfhundertjährigen Wasserspeier Fledermeier.
Und damit ist auch das eher düstere Cover völlig passend. Mag sein, dass es das ein oder andere Kind gruseln lässt – spätestens am Ende des Buches werden auch sie keine Angst mehr vor dem Wasserspeier Fledermeier und seinen Gefährten haben. Vielleicht hoffen sie sogar selber auf eine Begegnung mit einem waschechten Wasserspeier.
Dennoch ist “Der Wasserspeier Fledermeier” beileibe nicht nur ein Buch für Kinder. Auch als Erwachsener kann man seine Freude an der humorvoll erzählten Geschichte haben und Christian von Asters Erzählstil ebenso wie Ben Swerks Zeichnungen – die Darstellung eines Wasserspeiers mit Schal und Pudelmütze ist einfach unglaublich – genießen. Die humorvoll aufbereiteten Informationen zu diesen beiden Personen, dem Teilzeitwasserspeier Herr von Aster und dem Swerk Ben, am Ende des Buches, werden vermutlich sogar nur die Erwachsenen wirklich zu schätzen wissen.
Damit ist “Der Wasserspeier Fledermeier” ein Buch für Jung und Alt, das man am besten gemeinsam genießt. Ein Buch, das einen nach dem Lesen den ein oder anderen Wasserspeier (oder eine andere ähnlich angsteinflößende Figur) mit ganz anderen Augen betrachten lässt.