Serie / Zyklus: Dämonen Zyklus (weitere Rezensionen von Asaviel findet ihr auf fictionfantasy oder auf ihrem Blog " Asaviels Bücher Allerlei") |
Meine Meinung:
"Aus dieser Finsternis kam etwas, das noch dunkler war, eine Verderbheit, die ihren Ursprung noch jenseits der lichtlosen Düsternis hatte." (Seite 751)
Die Geduld aller Freunde der fantastischen Literatur aus Peter V. Bretts Feder, wurde lange auf die Probe gestellt und so war die Spannung und Erwartung dementsprechend groß, als der dritte Teil des Dämonen-Zyklus Mitte März, kurz nach Erscheinen der englischen Ausgabe, auch in Deutschland veröffentlicht wurde. Der Zyklus soll insgesamt fünf Bände umfassen, somit befinden wir uns also aktuell mitten in der Geschichte. Die ersten beiden Bände sollten unbedingt vorher gelesen werden. Die Auskopplung "Der große Basar" mit einigen Kurzgeschichten, ist für das Verständnis nicht unbedingt notwendig.
Natürlich treten wieder alle jene Charakter auf, die wir schon im "Lied der Dämmerung" und im "Flüstern der Nacht" kennen lernen durften. Die Protagonisten-Rollen nehmen in der Hauptsache wieder Arlen und Jardir ein, stark unterstützt von Leesha, Rojer und Abban. Als neue Protagonistin lernt der Leser Inevera kennen. Sie ist die erste Frau Ahmann Jardirs, seine Jiwah Ka. Aus ihrer Sicht werden weite Teile der aktuellen Geschichte erzählt. Aber es gibt auch viele Rückblenden in die Vergangenheit. So wie wir in Band zwei Jardirs Leben kennen gelernt haben, wird jetzt Ineveras erzählt. Wie sie als junges Mädchen auserkoren wird in den Kreis der heiligen Frauen und sich dort ihre machtvolle Position erkämpft. Es wird die eine oder andere bekannte Szene nochmals kurz aus ihrer Sicht geschildert, aber alles in allem ist es eine neue, eigenständige Erzählung um Inevera, die unbedingt notwendig ist, um ihr Handeln und die Motivation dahinter zu verstehen.
Die andere relativ neue wichtige Person wird in diesem Band Renna, Arlens Verlobte. Sie erhält zwar nicht so viel Aufmerksamkeit wie die Jiwah Ka, aber hat trotzdem eine große und bedeutende Rolle. Dank der Länge des Buches werden aber auch alle anderen Charakter nicht vernachlässigt. Viele wird es freuen zu hören, dass Leesha in diesem Band den einen oder anderen Dämpfer erhält. Sie ist bisher oft als zu perfekt und zu klischeehaft bemängelt worden. Dies nimmt jetzt, wo sich der Kampf gegen die Seelendämonen einem ersten Höhepunkt nähert deutlich ab.
Zusätzlich erhält der Leser auch immer wieder Einblicke in die Köpfe, oder besser Gedanken, der echten Bösen. Also der Horcling-Prinzen, die die Menschheit auslöschen wollen. Während hier die Verhältnisse klar sind: Dämonen sind böse, Menschen sind gut, verwischen die Grenzen zwischen den Kategorien gut und böse bei den Völkern der Menschheit weiter: Wer ist der wirkliche Erlöser und ist Jardir "der Böse", ist es vielleicht Arlen oder kann man überhaupt von gut und böse sprechen? Dies weicht weiter auf, aber der Leser bleibt grundsätzlich eher auf Arlens Seite, was sicherlich auch dem Umstand zu schulden ist, dass die Geschichte mit ihm als Protagonisten in Band eins begonnen wurde.
Die Magie hingegen unterliegt einem Sichtwandel. Sie wurde von der Bevölkerung beinahe durchgängig als böse empfunden, erlangt aber nun mehr und mehr an Bedeutung, denn sie kann jetzt auch mehr von den Menschen gegen die Dämonen genutzt werden. Sie wird nicht mehr als grundsätzlich böse empfunden.
Im Ganzen bleibt "Die Flammen der Dämmerung" in einer Spur mit seinem Vorgänger: Es wird weiterhin viel gekämpft. Das kann sich nicht ändern, solange jede Nacht Horclinge erscheinen. Außerdem kündigt sich ja auch ein Krieg zwischen den Menschen an. So darf keiner, der den letzten Band kennt, überrascht sein, wenn es auch jetzt wieder zu harten Kämpfen, brutalen Morden, Verstümmelungen und auch Vergewaltigungen kommt. Es werden auch explizite, aber dabei wenig erotische, Sexszenen geschildert. Das zusammen genommen, macht diese Geschichte ganz klar zu High-Fantasy, die sich an ein erwachsenes Publikum richtet. Mir selbst kam diese Gewalt nie zu übertrieben vor, denn sie wird immer klar begründet und liegt hier in der Natur der Geschichte.
Der Höhepunkt, auf den dieser Band hinarbeitet, also das erneute direkte Eingreifen der Horcling-Prinzen, in den Neumond-Nächten wird so gut 200 Seiten vor dem Ende des Buches erreicht, was schon für sich zeigt, dass hier mit einem großen Showdown zu rechnen ist. Der Autor erinnert uns in diesem Zusammenhang daran, dass es derzeit beliebt ist, den Leser damit zu schocken, dass gut bekannte und auch beliebte Charaktere, sterben können. Der Spannung wegen wird hier natürlich nicht mehr verraten. Wir werden aber dann zum Schluss wieder mit einem starken Cliffhanger zurückgelassen und müssen mit Bedauern feststellen, dass das Erscheinen von Band vier noch nicht am Horizont zu erkennen ist.
Der Schreibstil ist für High-Fantasy relativ einfach und damit klar und deutlich. Es gibt wenig Verschnörkelungen, was das Lesen erleichtert. Der Fluss der Geschichte wird auf einem sehr steten, aber im ganzen auch ziemlich langsamen Level gehalten, was sicher auch an den Rückblenden in die Vergangenheit liegt.
Im Anhang gibt es ein Lexikon krasianischer Namen und Begriffe, der sehr hilfreich ist. Die meisten Begriffe fallen zwar immer wieder, wie Jiwah Ka für die erste Frau oder Sharum für Krieger, sodass man sie schnell auswendig kennt, aber die Namen kann man schnell verwechseln. Ich würde mir wünschen, dass dieses Register auch noch um die Namen der nördlichen Bevölkerung ergänzt wird, denn auch hier nimmt die Fülle an Charakteren weiter zu, was den Überblick zu behalten langsam aber sich erschwert.
"Die Magie lässt dich denken, du seist unsterblich, Ren, aber das ist eine Illusion. Niemand ist unsterblich, nicht einmal die Horclinge." (Seite 133)
Fazit: Eine Geschichte, die nur schwer in Worte zu fassen und zu beschreiben ist. Sie sucht vergeblich einen Vergleich mit anderen Büchern, denn Peter V. Brett schafft mit dem Dämonen-Zyklus High-Fantasy der ganz großen Klasse. Hier nimmt die Geschichte immer weiter an Fahrt auf und lässt die Wartezeit auf die nächsten Bände unerträglich erscheinen. Für Freunde dieses Genres ein Muss. Es ist nicht anders zu sagen: Lesen!