Titel: Fiebertraum Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Seit zwei Jahren habe ich von George R. R. Martin nichts Neues gelesen, und auch dieses Buch ist nur eine überarbeitete Neuauflage. Allerdings mit dem Vorteil für mich, dass ich das Buch noch nicht kannte. So konnte ich ziemlich unvoreingenommen an das Buch herangehen.
1857, das Zeitalter prächtiger Mississippi-Raddampfer und der Frostkatastrophe. Schiffer Abner Marsh ist ein äußerlich unsympathischer Mensch. Fettleibig, von Warzen bedeckt und eine Stimme laut und unangenehm. Im Prinzip hätte er sich zurückziehen können und den Ruhestand genießen. Aber da war die Frostkatastrophe, die ihn um sein Geld brachte. Seine Flotte von Raddampfern wurde vernichtet, und von heute auf Morgen war der Eigner der Fevre River Packet Company eine arme Sau.
Und doch scheint er noch ein klein wenig Glück zu erhaschen. Ein ziemlich überspannter feiner Herr bietet Abner Marsh ein sehr gutes Geschäft an. Joshua York, so der Name des seltsamen Herrn, will, dass Abner den schnellsten und besten Raddampfer auf dem Fieberfluss Mississippi baut. Das Schiff wird auf den Namen Fiebertraum getauft und könnte dem Totalverlust von Kapitän Marsh entgegensteuern. Allerdings muss der dafür York zu Diensten sein, der den Mississippi hinunterfahren will, um einige Freunde einzusammeln. Die Leute halten Abstand von Marsh und wollen auch von ihm in Ruhe gelassen werden. Doch seine Neugier kann er nicht beherrschen. Es gibt da Fragen über Fragen. Die wichtigste Frage ist: Warum sieht Abner Joshua nie tagsüber. Die Antwort ist erschreckend.
George R. R. Martin ist ein Autor, der in seinen jungen Jahren Sozialkritik in Phantastik verpackte. Weniger kritische Leser kamen während der packenden Handlung gar nicht auf die Idee, die sozialkritischen Einflüsse zu hinterfragen. Gerade beim vorliegenden Roman greift er die Südstaatenproblematik auf, die mit ihren afrikanischen Sklaven den Bürgerkrieg heraufbeschwörte. Abner Marsh ist ein Mann, der seine Ansichten über die "Nigger" langsam, aber sicher im Lauf der Handlung ändert. Aus dem polternden, menschenverachtenden Kapitän wird ein Mann mit Verständnis für geknechtete Menschen, was sich auch auf seinen Partner und dessen Freunde auswirkt.
Fevre Dream - die Rezension von Andreas Muegge