Reihe: Der träumende Diamant, 1. Band / Drákon 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Ähnlich wie die verschiedenen Arten von Werwesen sind die Mitglieder des Volkes der Drákon Gestaltwandler. Entgegen der Werwölfe sind die Drákon nicht auf bestimmte Zeiten angewiesen, ihren Körper zu wechseln. Wie schon der Name vermuten lässt, besteht eine Wechselwirkung zwischen Mensch und Drache. Eine dritte Form ist, sich in Rauch zu verwandeln, was den Originaltitel The Smoke Thief verständlicher macht.
Die Heldin des Romans ist Rue. Sie ist eine Angehörige des Volkes der Drákon. Viele Jahrhunderte lebten sie unerkannt in Nordengland. Kein Mensch, im Sinn der Bedeutung, hat jemals von ihrer Gemeinschaft gehört oder sie jemals in ihrer wahren Gestalt gesehen. Da kaum Menschen in ihre Heimat eindrangen und die Drákon nie ihre Heimat verließen, war das ja auch weiter kein Problem. Doch wie sagt ein altes Sprichwort: Einmal ist keinmal. Und ausgerechnet die unternehmungslustige Rue will die angestammte Heimat verlassen, weil sie die Menschen kennen lernen will. Der Hintergrund dafür liegt sicherlich darin, dass sie ein Mischling ist - ein Elternteil war ein wirklicher Mensch. Daher ist es für sie eine Art innerer Drang, die Menschen der 1750er Jahre kennen zu lernen. Für ein 17-jähriges Mädchen ist das natürlich nicht sehr einfach. Es kommen nämlich zwei Dinge zusammen, die dafür sorgen sollten, dass sie im Lande bleibt. Erstens sollen diejenigen, die ungefragt das Land verlassen getötet werden, und zweitens, das Wichtigste: Sie ist seit Jahrzehnten die erste Drákon, die sich vollständig in eine Drachin verwandeln kann. Diese Fähigkeit ruft Christoff, den Fürsten, auf den Plan, will er doch mit ihr viele, viele Kinder. Aber Rue sieht sich nicht unbedingt als adelige Gebärmaschine. Mit einem vorgetäuschten Tod flieht sie nach London, wo sie tagsüber ein normales Leben führt. Des Nachts ist sie jedoch als Diebin, und damit sind wir wieder beim Originaltitel, unterwegs.
Das Leben in London ist jedoch nicht sonderlich einfach für eine alleinstehende junge Frau. Die gesellschaftliche Reputation fehlt. Wenn sie sich zudem noch gegen Tierparks und Zoos ausspricht, ist sie schon ein Sonderling.
Shana Abé ist eine Autorin, die ganz in der Tradition von Diana Gabaldon und anderen schreibt. Ihre Highlandclans sind die nordenglischen Drákon, die Liebe kommt auch nicht zu kurz. Ich kann mir gut vorstellen, dass genau das Publikum der Highlander-Romane hier angesprochen wird. Andererseits ist die Idee Drachen, Menschen und 'Rauchwesen' in dieser Art neu und findet unter den Fantasy-Freunden Respekt. Mir persönlich hätte es noch etwas besser gefallen, wäre der Part mit dem 'Rauchzustand' ausgeweitet worden. Da sind noch viele Möglichkeiten offen.