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Reihe: Warhammer 40.000 Eine Rezension von Gloria Manderfeld |
Im Universum von Warhammer 40.000 gibt es viele miteinander bis aufs Blut verfeindete Fraktionen – um die Menschheit zu verteidigen, gibt es die genmanipulierten Astartes, welche in monströsen Rüstungen gegen Übermachten antreten und ein mönchisches, in Orden organisiertes Leben führen: Space Marines, deren oberstes Ziel es ist, den Weltraum von Ketzern und Feinden der Menschheit mit heiligem Feuer zu reinigen.
Zu den Space Marines zählt auch der Orden der Salamanders, welcher auf dem lebensfeindlichen Vulkanplaneten Nocturne ihren Stützpunkt und ideologischen Ursprung haben. Zu Beginn der Erzählung sind die Salamanders traumatisiert, wurde doch ihr ehemaliger Hauptmann in einer blutigen Schlacht getötet, ohne dass Sergeant Dak'ir, eine der Hauptfiguren von 'Feuerechse', ihn hätte retten können. Der Leser folgt Dak'ir während des sehr ausführlichen Einführungsteils des Romanes, in dem einige Hintergründe der Salamanders sowie die herrschende Rivalität zwischen Dak'ir und einem anderen Sergeanten namens Tsu'gan erklärt wird. Während sich der Ordensmeister für einen passenden Nachfolger für den getöteten Hauptmann entscheiden muss, pflegen Dak'ir und Tsu'gan ihre Feindschaft weiter und geraten immer wieder aneinander. Dak'irs Herkunft aus einer der niedereren Schichten Nocturnes scheint für den arroganten Tsu'gan Hauptgrund zu sein, diesen abzulehnen, doch auch Tsu'gan hütet ein Geheimnis, das ihn vor den Augen seiner Ordensbrüder unmöglich machen könnte.
Als auf einer Aufklärungsmission, die von Dak'irs und Tsu'gans Trupps bestritten wird, in einem verlassen im Raum treibenden Kreuzer des Adeptus Mechanicus ein Artefakt des Salamanders-Ordens entdeckt wird, scheint eine Spur zum lange verschollenen Primarchen der Salamanders in greifbarer Nähe. Doch auch andere haben ein Interesse an dem verlassenen Kreuzer, und so müssen sich die Salamanders mit einem anderen Space Marine-Orden herumschlagen, der Anspruch auf die im Kreuzer zurückgebliebenen Ausrüstungsgegenstände und Waffen erhebt. Erst nach der Klärung dieser Angelegenheit ist die Welt Scoria das nächste Ziel des Space Marine-Ordens und zugleich die erste Bewährungsprobe von Hauptmann N'keln. Die Reise allerdings entwickelt sich schnell zu einer Katastrophe, das Raumschiff der Salamanders stürzt auf Scoria ab und auch der Planet entpuppt sich sehr schnell als eine Ansammlung von tödlichen Gefahren und Anziehungspunkt für einen weiteren, ungleich gefährlicheren Gegner …
Mit den 'Salamanders' wird ein weiterer Space Marine-Orden in das Warhammer 40.000-Universum eingeführt, der auf einer recht interessanten und detailliert erklärten Idee fußt – sehr viel von den Gebräuchen, Gewohnheiten und Taktiken der Salamanders sind mit dem Element Feuer verknüpft und werden vom Autor anschaulich beschrieben. Doch gerade die Notwendigkeit, einen neuen Orden in aller Breite und möglichst vielen Details einführen zu wollen, scheint für die gesamte Erzählung zu einem negativen Knackpunkt geworden zu sein – Nick Kyme verliert sich in teilweise so endlos ausführlichen Schilderungen, dass der Erzählfluß zunächst stockt und sich dann nur noch auf sehr zähem Niveau voran schiebt, gerade in den ersten hundert Seiten hätten etwas mehr Handlung und weniger Orts- und Kulturbeschreibung dem Buch sehr gut getan. Erst auf der Außenmission kommt dann auch etwas wie Spannung auf, doch findet Nick Kyme nie eine gesunde Balance zwischen Hintergrundinformationen und Action, manchmal überwiegt das eine, manchmal das andere, sodass die Unausgewogenheit der Erzählschwerpunkte letztendlich einige Male dazu führt, dass man sich als Leser förmlich zum Weiterlesen zwingen muss.
Es gibt bei 'Feuerechse' einige wichtige Handelnden – allen voraus die beiden Sergeanten Dak'ir und Tsu'gan - aber auch deren Truppmitglieder, den Scriptor, den Apothecarius und den Ordenspriester der Salamanders werden immer wieder begleitet und deren Motive erklärt. Damit versucht der Autor, die regulären Abläufe im Orden selbst dem Leser begreiflich zu machen und erlaubt auch einen Blick in die Psyche der jeweiligen Person, doch wirkt die Fülle an Handelnden teilweise sehr verwirrend und überfordert vor allem dann, wenn die Handlung mangels Fortschritt auf der Stelle tritt.
Gerade die menschlicheren Regungen der einzelnen Ordensmitglieder erhalten damit zu viel Gewichtung und lassen sie teilweise fast weinerlich und überbelastet wirken, was sich mit dem allgemein verbreiteten Bild von Space Marines als der stärksten Krieger der Menschheit nicht unbedingt vereinen lässt. Auch der harte Gegensatz zum fast unglaubwürdig ehrenhaften Verhalten der Salamanders im Konflikt mit den sehr archaischen und pragmatisch veranlagten Marines Malevolent fällt im Vergleich der beiden Orden nicht unbedingt zum Vorteil der Salamanders aus, die, innerlich zerrissen und zerstritten, oft wie ein Orden wirken, der kurz vor seiner Auflösung steht.
Gegen Ende des Buches kommt dann mit dem verstärkten Actionlevel der Erzählung wieder etwas mehr Fahrt auf, doch das einigermaßen offene Ende lässt den Leser unzufrieden und mit dem Gefühl zurück, wieder einmal auf eine Fortsetzung warten zu müssen, deren Qualität wahrscheinlich ebenso schwankend sein dürfte wie das vorliegende Buch. Während sich der Autor in der Beschreibung des Ordens und dessen Hintergründen verloren hat, blieben wichtige Elemente einer guten Geschichte etwas auf der Strecke – die meisten der handelnden Personen sind in ihren Eigenschaften überzeichnet und wirken damit unglaubwürdig, der innere Konflikt des Ordens scheint so deutlich, dass es schwer fällt, sich eine positive Zukunftsentwicklung vorzustellen, der Hauptfeind des Ordens wird erst spät wirklich beschrieben, ebenso der Hintergrund für dessen Verhalten. Den Leser über wesentliche Erzählinhalte so lange im Unklaren zu lassen, hilft nicht gerade dabei, Verwirrung zu vermeiden.
Fazit: Ein durchschnittlicher Roman der Warhammer 40.000-Reihe – zwar ist der Orden der Salamanders interessant beschrieben, doch sind Erzählstil und -tempo über weite Strecken eher mühsam zu lesen, Spannung bleibt über weite Strecken eher außen vor. Wer nicht zu temporeicher Kost neigt, könnte hier Lesevergnügen finden, ebenso ambitionierte Spieler, die für eine neue Space Marine-Armee einen Hintergrund suchen. Fünf von zehn Punkten.