Titel: Feuer der Götter Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Vor dem dunklen Hintergrund des Covers hebt sich das Gesicht eines jungen Mannes ab: Auffallend sind seine grasgrünen Augen und die braune Verfärbung, die sich durch beide Augen gehend über sein Gesicht zieht. Eine einzelne schwarze Feder im Haar des jungen Mannes und zwei grüne Blätter sind das einzige, was man als Betrachter zusätzlich erkennen kann. Es ist ein ungewöhnliches Cover, das nicht viel über den Inhalt verrät, aber doch neugierig macht.
Royia ist ein Erwählter, derjenige, der den Platz von Tique, dem Gott der Diebe, einnehmen soll. Aber am Tag der Zeremonie wird ihm eine Warnung zugespielt, die ihn an seiner Bestimmung zweifeln lässt.
Naave ist eine junge Fischerin, die sich seit dem Tod ihrer Mutter durch einen Feuerdämon alleine durchschlagen muss. Der verletzte Feuerdämon, den sie am Ufer des Flusses findet, gibt ihrem Leben jedoch eine ungeahnte Wende.
Bei “Feuer der Götter” ist es tatsächlich so, dass man als Leser nicht die geringste Ahnung hat, was einen erwartet. Man wird mitten in die Geschichte hineingestoßen, erlebt an Royias Seite die Vorbereitungen zur seiner Zeremonie des Abschieds, nach der er an die Seite der Götter überwechseln soll. Durch ihn erlebt man die Trauer ob der Trennung von seinem Axot und die Verwunderung über die seltsame Warnung. Royia ist eine Figur, die dem Leser schon nach wenigen Seiten sympathisch ist – und deren Handlungen absolut nachvollziehbar, allerdings definitiv nicht vorhersehbar sind.
Auch Navee wird dem Leser genauso plötzlich vorgestellt wie Royia. Eh’ man es sich versieht befindet man sich an ihrer Seite in einer Verhandlung um ihre Jagdbeute. Das Ergebnis macht sie ebenfalls sehr sympathisch – und die Information, die sie gewinnt, setzt den Grundstein für die Geschichte.
Eine Geschichte, die wirklich einiges zu bieten hat. Unterschiedliche Betrachtungen von ein und derselben Welt. Einer Welt, die man als Leser aus zwei sehr unterschiedlichen Augenpaaren entdecken kann. Und dabei ebenso oft auf Neues stößt wie die zwei Protagonisten. Die Welt als solche ist ebenso ungewöhnlich wie die beiden und wartet stetig mit Überraschungen auf. Beginnend bei Wesen wie den Axots, Flugechsen mit heilendem Speichel und dem Menschentöter, einem Käfer, der mit einem Menschen verbunden zur tödlichen Waffe wird, bis hin zu den Feuerdämonen und Erwählten. Eine vielschichtige Welt, in der nur wenig ist, wie es scheint. An der Seite von Royia und Navee lernt man diese Welt kennen, ebenso wie ihre Völker und ihre Götter.
Schon die Entdeckungstour durch Stefanie Simons Welt ist spannend. Die Beschreibung der “verderbten” Stadt, des Flusses, dem “Großen Beschützer”, der sowohl am Rande der Stadt als auch im Dschungel zu finden ist, und die Tiere und Pflanzen, die im Dschungel leben, lassen die Welt vor dem inneren Auge des Betrachters lebendig werden. Die nicht unbedingt friedliebenden Bewohner dieser Welt tun ihr übriges, den Spannungspegel nicht sinken zu lassen. So gilt es für Royia und Navee gegen Schlangen, wilde Axtos, dem Volk der “Düsteren”, aber auch den intriganten Bewohnern der “Stadt” zu bestehen – und das, obwohl die beiden so verschiedenen Protagonisten eigentlich erst einmal lernen müssen, sich gegenseitig zu vertrauen.
Das Ende ist dann wirklich überraschend, wenn auch absolut stimmig – ich bin mir allerdings nicht sicher, ob mir diese Überraschung gefallen hat. Was das Buch damit aber erneut unter Beweis stellt ist seine Einzigartigkeit. Und auch, wenn ich mir noch nicht sicher bin, wie gut mir die Geschichte nun gefallen hat, hat sie mich doch wirklich gut unterhalten und ständig zu überraschen gewusst. Daher kann ich trotz meiner Unsicherheit eine eindeutige Leseempfehlung aussprechen.