Reihe: Die Schattenherren, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Threaton, der Schwertherr des jungen Helion liegt im Sterben. Der alte Paladin leidet seit Jahren unter einer vernichtenden Niederlage, die ihm der Magier Modranel, ein Paktierer mit den Schattenherren, jener dunklen Rasse von Unsterblichen, die die freie Welt unterjochen wollen, beigebracht hat. Helion beschließt nach dem Tod des alten Mannes, sein Vermächtnis fortzuführen und selbst ein Paladin bei den Mondschwertern zu werden. Wider aller Erwartungen übersteht er die Aufnahmeprüfungen und wird auch umgehend auf seine erste Mission geschickt. Was er nicht ahnen kann: der bevorstehende Feldzug wird ihm zum Beschützer Mondranels machen, welcher sich aus Sühne wieder auf die Seite des Lichts gestellt hat und nun alles daran setzt, die Schattenherzogin Lisanne zu vernichten.
Kritik:
Die Inhaltszusammenfassung lässt es schon vermuten: Robert Corvus liefert mit seiner Schattenherren-Reihe ein Stück High Fantasy ab, welches vom Grundgerüst her wohl den meisten Genre-Freunden bekannt vorkommen dürfte. Der Klappentext des Buches spuckt hierzu schon recht große Töne, denn er empfiehlt den Roman speziell den Fans von George R. R. Martin, dessen “Lied von Eis und Feuer” mir bis dato aber noch nicht in die Finger gekommen ist.
Wenn solch große Töne gespuckt werden, ist natürlich auch die Erwartungshaltung eine recht hohe – obwohl man es ja eigentlich besser wissen müsste. Corvus Auftakt seiner “Schattenherren”-Reihe ist jedenfalls hoffentlich nicht wirklich auf eine Stufe mit Martin zu stellen, da ich mich, so traurig das ist, ansonsten tatsächlich gezwungen sehen würde, sie ungelesen bei eBay einzustellen. Ich mag eigentlich (High) Fantasy-Romane, genau so wie mir Dark Fantasy liegt. Mit “Feind” liegt nun eine Art Hybride vor, welcher sich anschickt, das beste aus beiden Genres zu vermischen – und dabei leider über weite Strecken versagt. Natürlich, es gelingt dem Autoren teilweise schon so etwas wie eine düstere und beklemmende Atmosphäre aufzubauen, besonders die Einstiegssequenz in den Roman hat mir gut gefallen. Allerdings kommt es danach auch schon zu einem recht groben Einknicken, denn die folgenden 160 Seiten beschäftigen sich in erster Linie damit, die einzelnen Charaktere aufzubauen und den Leser in die Welt der “Schattenherren” eintauchen zu lassen. Was relativ schwierig ist, denn mitunter zieht sich diese Passage wie Kaugummi. Erst dann beginnt Corvus, einen echten Spannungsbogen aufzubauen, was auch recht gut gelingt – mir persönlich kam dieser Einsatz allerdings zu spät, denn das halbe Buch lag zu diesem Zeitpunkt bereits hinter mir. Generell muss man leider dazu auch sagen, dass die Geschichte den gänigen Fantasy-Klischées folgt, ohne viel eigenes beizusteuern. Man hat also die Grundzutaten Heldengruppe, böse Magier, verräterischer Verräter und natürlich, unverzichtbar geradezu, eine tragische Liebesgeschichte. Diese werden vermengt zu etwas, was schon etliche Autoren aufgekocht haben und viele von ihnen tatsächlich mit einer eigenen Note. Bei Robert Corvus Output fehlt mir diese leider.
Auch das Charakterdesign entspricht den angesprochenen Klischées und den gängigen Archetypen. Mutige und heldenhafte Paladine, grobschlächtige Barbarenhäuptlinge, Priesterinnen mit Heilkräften und nicht zu vergessen natürlich der mächtige Magier. Klingt fast ein bisschen nach einer ausgewogenen Runde World Of Warcraft, nicht wahr? Zumindest kam es mir beim Lesen so vor. Man muss zwar sagen, dass sich Corvus zumindest in Bezug auf seinen Hauptcharakter Helion schon sichtlich Mühe gegeben hat, ihn mit einem nachvollziehbaren Hintergrund auszustaffieren, es gelingt ihm auch über einen Großteil des Umfangs ihn sympathisch werden zu lassen – das allerdings negiert er mit einem krassen Charakterumschwung zum Ende hin wieder. Was nicht einmal so schlimm wäre, wenn der Auslöser dafür nicht so oberflächlich und dahin geklatscht wirken würde. Die anderen Haupt- wie auch Nebencharaktere hingegen werden recht nachlässig abgehandelt, was aber auch daran liegen dürfte, dass man bei einigen von ihnen nicht sonderlich viel Zeit hat, eine Identifikation aufzubauen, denn der Figurenverschleiß in “Die Schattenherren” ist schon enorm.
Für mich war das größte Problem in diesem Roman allerdings weder die widergekäute Geschichte noch die recht schwachen Charaktere. Das größte Problem lag für mich im Stil des Autoren selbst. Man möchte sagen, Corvus versucht auch mit seinen Worten eine lebendige und mittelalterliche Fantasywelt zu beschwören – was allerdings zumindest in meinem Fall nach hinten losgegangen ist, denn auf mich wirkte der Stil nicht etwa authentisch sondern viel mehr aufgesetzt, bemüht und streckenweise auch sehr ermüdend (es passiert mir selten, dass ich Abends nach gerade einmal 10 Seiten über einem Buch einschlafe). Es mag durchaus sein, dass manch einer das anders sieht, mir jedoch wäre ein etwas lockerer Umgang mit Worten deutlich lieber gewesen, es hatten der Authentizität nicht geschadet, das Buch aber deutlich zugänglicher gestaltet. Sehr schade, denn ich kenne ein Paar der Bücher, die unter Corvus’ Pseudonym Bernhard Craw erschienen sind und die haben mir deutlich besser gefallen.
Fazit:
“Feind – Die Schattenherren” war für mich eine herbe Enttäuschung. Es wird sich in jeder Hinsicht bei gängigen und bekannten Klischées bedient, ohne sie jedoch im eigenen Sinn zumindest etwas umzugestalten. Dazu dann ein in meinen Augen sehr unzugänglicher Schreibstil und ein vorhersehbares und enttäuschendes Ende. Große und epische Fantasy sieht anders aus.
Bewertung: 3/10 Punkten