| Serie / Zyklus: ~ Titel: Farm der Tiere Originaltitel: Animal Farm (1945) Autor: George Orwell Übersetzung: N. O. Scarpi - Überarbeitung durch Michael Walter Titelbild & lllustrationen: F. K. Wächter Verlag: Diogenes, Hardcover, ISBN 3-257-05508-0 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Bauer Jones herrscht über seine schlecht geführt Farm wie ein Despot und die Tiere werden bis an ihre Leistungsgrenze geschunden. So ist es kein Wunder, dass es gärt und immer mehr Tiere ihren Unmut Luft machen. Es kommt zu geheimen Versammlung und schließlich zu eine eher ungeplanten Revolution, die damit endet, dass Bauer Jones und seine Tagelöhner vom Hof fliehen müssen. Doch was stellen die Tiere mit ihrer neu gewonnen Freiheit an? Sie stellen Grundsätze der Gleichheit auf. Keiner soll sich über den anderen erheben und jeder ist Teil eines Ganzen. Der pure Kommunismus also. Doch kaum ist die erste Euphorie vorbei zeigt sich, dass eben nicht alle gleich sind und die intelligenten Schweine sich über ihre Genossen stellen.
Als George Orwell seine berühmte Fabel kurz vor Ende des 2. Weltkriegs den Verlagen anbot, erntete er trotz einer bitteren Bücherknappheit Absagen. Der Stoff war einfach zu unbequem und die Intellektuellen lehnten das Buch kategorisch ab. Die Politik gar sah in dem Werk eine böse Spitze gegen Stalins Russland und all die anderen kommunistischen Staaten, doch keiner konnte ahne, wie sehr George Orwell den Kern der Wahrheit traf. Im Nachwort der Diogenes Ausgabe zitiert der Autor einen Verleger: Ich erwähnte die Reaktion eines einflussreichen Beamten im Informationsministerium hinsichtlich der FARM DER TIERE. Ich muss gestehen, dass mir diese Meinungsäußerung zu denken gegeben hat Ich sehe jetzt ein, dass eine Veröffentlichung des Buches zum gegenwärtigen Zeitpunkt als etwas höchst unbesonnenes betrachtet werden könnte. Wäre die Fabel an die Adresse von Diktatoren und Diktaturen ganz allgemein gerichtet, dann ginge die Veröffentlichung in Ordnung, doch wie ich jetzt sehe, hält sich die Fabel so vollständig an die Entwicklung der Sowjetunion und ihrer beiden Diktatoren, dass mit ihr nur Russland gemeint sein kann Und noch etwas: es wäre weniger anstößig, wenn die herrschende Kaste in der Fabel nicht Schweine wären.
Aus Sicht unserer heutigen, aufgeklärten Zeit wirkt die Fabel bei weitem nicht so provokativ, wenngleich der islamische Fundamentalismus zeigt, dass Worte durchaus noch Kraft haben und gefürchtet sind. Eigentlich war es ein Wunder, dass sich jemand bereit erklärte, dieses unbequeme Buch zu verlegen und noch mehr überraschte es, dass es zu einem Erfolg wurde. Natürlich sagt man jetzt, „War ja klar, dass so ein Buch ein Erfolg werden musst“, aber damals war Lage eben anders. Tatsächlich ist das Buch ein Klassiker und seine Aussagen, fast schelmisch als Fabel verpackt, stellen eine Parabel der Macht dar. Alles, was man über menschliches Machtstreben wissen möchte, über Intrige und Verrate, all das steht in diesem kleine Büchlein auf überschaubar wenig Seiten. Dies ist definitiv eines der Bücher, die man gelesen haben sollten.
9 von 10 Punkten.
Als George Orwell seine berühmte Fabel kurz vor Ende des 2. Weltkriegs den Verlagen anbot, erntete er trotz einer bitteren Bücherknappheit Absagen. Der Stoff war einfach zu unbequem und die Intellektuellen lehnten das Buch kategorisch ab. Die Politik gar sah in dem Werk eine böse Spitze gegen Stalins Russland und all die anderen kommunistischen Staaten, doch keiner konnte ahne, wie sehr George Orwell den Kern der Wahrheit traf. Im Nachwort der Diogenes Ausgabe zitiert der Autor einen Verleger: Ich erwähnte die Reaktion eines einflussreichen Beamten im Informationsministerium hinsichtlich der FARM DER TIERE. Ich muss gestehen, dass mir diese Meinungsäußerung zu denken gegeben hat Ich sehe jetzt ein, dass eine Veröffentlichung des Buches zum gegenwärtigen Zeitpunkt als etwas höchst unbesonnenes betrachtet werden könnte. Wäre die Fabel an die Adresse von Diktatoren und Diktaturen ganz allgemein gerichtet, dann ginge die Veröffentlichung in Ordnung, doch wie ich jetzt sehe, hält sich die Fabel so vollständig an die Entwicklung der Sowjetunion und ihrer beiden Diktatoren, dass mit ihr nur Russland gemeint sein kann Und noch etwas: es wäre weniger anstößig, wenn die herrschende Kaste in der Fabel nicht Schweine wären.
Aus Sicht unserer heutigen, aufgeklärten Zeit wirkt die Fabel bei weitem nicht so provokativ, wenngleich der islamische Fundamentalismus zeigt, dass Worte durchaus noch Kraft haben und gefürchtet sind. Eigentlich war es ein Wunder, dass sich jemand bereit erklärte, dieses unbequeme Buch zu verlegen und noch mehr überraschte es, dass es zu einem Erfolg wurde. Natürlich sagt man jetzt, „War ja klar, dass so ein Buch ein Erfolg werden musst“, aber damals war Lage eben anders. Tatsächlich ist das Buch ein Klassiker und seine Aussagen, fast schelmisch als Fabel verpackt, stellen eine Parabel der Macht dar. Alles, was man über menschliches Machtstreben wissen möchte, über Intrige und Verrate, all das steht in diesem kleine Büchlein auf überschaubar wenig Seiten. Dies ist definitiv eines der Bücher, die man gelesen haben sollten.
9 von 10 Punkten.