Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Klangwelten Eschbachs Science-Fiction-Thriller Exponentialdrift erschien zunächst Woche für Woche als Fortsetzungsroman in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Erst nach dem abrupten Ende der Serie wurden die bis dahin verfassten Folgen in dem vorliegenden Buch veröffentlicht, zusammen mit einem "Making of"-Teil, in dem der Autor die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte aufrollt. |
Aber worum geht's überhaupt?
Bernhard Abel, IT-Spezialist, wacht nach vier Jahren aus dem Koma auf, redet zunächst in einer Sprache, die keiner versteht, und meint dann, er sei gar nicht er selbst. Ein geheimnisvoller Unbekannter taucht auf, der einige Dinge über Abel zu wissen scheint, die er nicht wissen dürfte. Eine Gruppe von Männern aus Abels Vergangenheit tritt auf den Plan, die sich zu einem geheimnisvollen Projekt verschworen haben. Und dann geschieht auch noch ein Mord...
Mit lauter kleinen Pointen, unerwarteten Wendungen und Cliffhangern gespickt erzählt Eschbach in dem ihm eigenen, unterhaltsamen Stil die Geschichte von Bernhard Abel und nähert sich dabei auf verschlungenen Pfaden allmählich dem Kern des ganzen, der Frage nämlich, was es mit der Exponentialdrift auf sich hat. Dabei wechseln die Handlungsebenen fast von Folge zu Folge und es ist spannend mitzuerleben, wie sich die Geschichte langsam entblättert, der Autor sich mal in diese, mal in jene Richtung vorwagt.
Verzettelt hat er sich dabei eigentlich nie, auch wenn er im Anhang ("Making of") gesteht, dass einige Figuren ein unerwartetes Eigenleben entwickelt hätten. Doch anscheinend ist er ihrer immer wieder Herr geworden, so dass er dem Leser am Ende, das aufgrund äußerer Umstände leider etwas zu abrupt kommt, eine logisch schlüssige Auflösung der Kernfragen präsentieren kann, auch wenn nicht jedes Detail haarklein erklärt wird.
Mir haben an dem Buch neben Eschbachs Schreibstil und dem allgemeinen Setting vor allem die kleinen Wendungen und unerwarteten Ereignisse gefallen, die so in einem "gewöhnlichen" Roman wohl kaum zu finden sind. Die Form des Fortsetzungsromans führt außerdem dazu, dass es nie langweilig wird, Längen gibt es eigentlich keine und den Spannungsbogen finde ich erstaunlich gut gespannt.
Negativ anzumerken gibt es nur wenig. Die Darstellung der "inneren Situation" von Abel zu Beginn des Buches finde ich etwas aufgesetzt, aber das ist Geschmackssache.
Ein deutliches Manko ist das zu knappe Ende, das nicht alle Rätsel restlos löst. Als weitere Schwäche könnte man die Kürze des Buches werten - die ca. 150 Netto-Seiten sind einfach viel zu schnell vorbei, wenn man es in einem Rutsch liest. Wenn man aber das "Making of" hinzurechnet, finde ich den Preis von 6,90 Silberlinge in Ordnung. Allerdings führt die Kürze auch dazu, dass die Hauptfiguren leider nicht die charakterliche Tiefe erreichen, wie es in größerdimensionierten Romanen möglich ist.
Alles in allem sicher kein "Hammer", aber ein durchaus gelungener "Page-Turner", der mir beim Lesen viel Freude bereitet hat, deshalb 7 von 10 Punken.