Serie: Fantastic Episodes 3 + 4 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Harald Giersche brachte unter dem Titel fantastic episodes zwei kleine Anthologien heraus, die über BOD vertrieben wurden. Genremäßig legt sich der Herausgeber nicht fest. Während die langen zentralen Exolu-Erzählungen rein dem SF-Genre zuzuordnen sind, finden sich auch Fantasy-Kurzgeschichten in den Bänden.
Carolina Hein - Quelle der Hoffnung
Ein Krieger im Ruhestand stellt sich seiner Vergangenheit in einem epischen Kampf. Dieser Text konnte mich leider nicht überzeugen, weil solche Texte überhaupt nicht meinen Geschmack treffen. Vom Stil her war die Geschichte aber gut umgesetzt.
Harald Giersche - Venicido (Exolu I)
Die Agenta Irmina Kowa soll einen Mordfall auf Luna aufklären, doch die Spur führt zu der jungen Kolonialwelt Venicido. Während sie auf dem Kolonistenschiff nach dem Mörder sucht, kommt das Raumschiff vom Kurs ab. Irmina Kowa muss einem ihr übermächtigen Gegner - einem sogenannten Mächtigen - gegenübertreten, doch dann entdeckt die Agenta, dass sie ihr eigenes Potential noch nicht ganz erschlossen hat.
Die recht umfangreiche Erzählung ist der erste Teil der Exolu-Reihe, die so etwas wie einen Episodenroman darstellt. Der Entwurf des Universums ist interessant, vor allem die Sache mit den Mächtigen (PSI-begabte Menschen) und deren Einbindung in die Gesellschaft. Inhaltlich ist die Geschichte zunächst etwas holprig, doch gegen Ende wird es besser. Insgesamt ein ganz passabler Beginn, der den Leser auf die Fortsetzung neugierig macht.
Harald Giersche - Freien Jäger
Auf der Erde auftauchende außerirdische Roboter werden gejagt. Die Bedrohung soll ausgeschaltet und die Hintergründe aufgedeckt werden. Die Geschichte wirkt eher wie der Prolog eines Romans als eine Erzählung oder eine Kurzgeschichte. Mit solchen Texten bin ich immer recht unzufrieden. Das Szenario hat Potential und am Ende könnte ein interessanter SF-Roman herauskommen, doch das hier war nur ein Textfragment.
Harald Giersche - Facultas Mortalis (Exolu II)
Einige Monate sind seit den Ereignissen auf Venicido vergangen und Agenta Irmina Kowa lernt erst langsam, mit ihren neu gewonnenen Fähigkeiten umzugehen. Als in der Megapolis Ruhplatt drei Menschen tot aufgefunden werden, erhält sie den Auftrag, Nachforschungen anzustellen, und das bedeutet für sie, die Gehirne der Toten nach Informationen zu scannen. Viel Zeit bleibt nicht, denn auch die größten Mächtigen können bei fortgeschrittenem Verfall nichts mehr herausfinden. Schon der erste Scan zeigt, dass ein starker Mächtiger die Hände im Spiel hat, und wiederum muss sich die Agenta einem Gegner stellen, der ihr überlegen ist.
Die zweite Geschichte um Irmina Kowa ist flüssiger und stimmiger erzählt. Harald Giersche entwickelt sein Universum weiter und präsentiert dem Leser ein durchaus interessantes Szenario, das zu überzeugen versteht. Dies ist sicherlich die beste Erzählung der Sammlungen und man ist gespannt, was das Autor noch für seine Protagonistin bereithält.
Stephan Giersche - Naturkonstante
An einem hochkomplexen Quantencomputer scheiterten schon viele hochrangige Wissenschaftler. Als Michael Dorian West einen ganz speziellen Algorithmus programmiert, beginnt sich um ihn herum die Realität zu verschieben. Ein gutes Thema, aber wenig originell. Aus dem Golden Age der SF gibt es einige vergleichbare Geschichten.
Frederic Brake - Drachenblues
Eine humorvolle Geschichte mit einer Variation des Themas Ritter befreit Jungfrau aus den Klauen eines Drachen. Trotz eines ganz passablen Twists am Ende war mir die Geschichte ebenfalls zu wenig originell, denn das Thema ist schon oft genug verarbeitet worden. Ich erinnere nur an den Disney Trickfilm „The Reluctant Dragon“, der auf einer Kurzgeschichte aus dem Jahre 1898 von Kenneth Grahame basiert.
Fantastic episodes ist ein engagiertes Projekt mit guten Ansätzen. Man sieht wieder mal, wie dünn die Grenze zwischen Fanzines und professionellen Büchern geworden ist. Bei der Auswahl der Geschichten wünsche ich mir jedoch künftig einen innovativeren Stoff. Variationen von alten Ideen bringen das Genre nicht weiter.