Titel: Ewigkeit Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Während Alastair Reynolds in den letzten Jahren mit seinem eigenen Universum glänzte, widmet er sich mit Century Rain einem neuen Thema. Mit dem Klappentext konnte ich erst nicht viel anfangen. Es klang zu sehr nach Nach-Katastrophen-Roman. Das Thema war in den 60er Jahren bereits zur Gänze ausgekostet. Das Buch lässt sich nicht mal eben so beschreiben, es muss erlesen werden. Rerynolds beschreibt den Tod der Amerikanerin Susan White im Jahre 1959 in der französischen Hauptstadt Paris. Der Sturz vom Balkon, den die Polizei schnell als Selbstmord ablegt, macht den Hausbesitzer jedoch stutzig. Er engagiert den Expolizisten und Jazzmusiker Floyd, der sich als Detektiv ein Zubrot verdienen muss. Betrachtet man den Detektiv Floyd, scheint man etwas vom Autoren selbst zu finden. Seine Art und Weise, an den Fall heranzugehen, erinnert ein wenig daran, wie Reynolds seine Romane aufbaut. Dass Floyd dabei ein Amerikaner ist, erscheint eher als ein Zufall.
In einem zweiten Handlungsstrang entführt uns der 1966 im walisischen Barry geborene Schriftsteller in die Zukunft einer Erde des Jahres 2377. Dort treffen wir auf die Archäologin Varitie Auger, die sich auf Paris spezialisiert hat. Die Erde wurde durch einen Krieg völlig zerstört. Benannt nach der eingesetzten Nano-Technologie, Nanocast, gibt es auf der Erde nur noch zwei Arten von Lebewesen. Die Stroker, die jede Art von Nanotechnologie ablehnen, und die Slasher, die ihren Körper mit Nanotechnologie aufwerten. Letztere beherbergen in ihren Körpern inzwischen so viel Technologie, dass sie nicht mehr als menschlich angesehen werden können. Zwischen beiden Gruppen herrscht ein unausgesprochener Krieg, der in ständige Auseinandersetzungen ausartet. Herr Reynolds greift wieder einmal das Thema der Veränderung des Menschen auf; geht zurück auf die Identitätsverluste, wenn sich jemand zu sehr der Technik hingibt; greift die Themen auf, die sich entwickeln, wenn Nanotechnik und Gentechnik dazu führen, dass regellos herumexperimentiert wird.
Da die Handlungsfäden zusammengeführt werden müssen, schickt Alastair Reynolds die Heldin auf unsere Erde. Aus Sicht von Varitie ist es natürlich Earth 2. Hier soll sie unter anderem den Tod ihrer Vorgängerin lösen. Nur ist diese Erde etwas anders als die bekannte Erde. Die Wehrmacht wurde in den Ardennen gestoppt, Hitler verhaftet. Und damit nimmt die Geschichte hier einen ganz anderen Verlauf. Aus dem anscheinend abgedroschenen Parallelwelt-Roman entwickelt sich etwas wie ein Science-Fiction-Krimi, der sich überaus spannend lesen lässt. Zwar wird einiges mehr als notwendig miteinander verwoben, Reynolds bringt jedoch keinen Flickenteppich, sondern einen futuristischen Gobelin zustande.
Lediglich eines ist mir nicht klar. Wie kommt man vom englischen Century Rain auf den deutschen Titel Ewigkeit?