| Serie: Black Dagger, Bände 3 + 4 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Seit Jahrhunderten verteidigt die Bruderschaft der Black Dagger die Vampire gegen die Vampirjäger, die sich Lesser nennen. Dabei sind die Rollen anders verteilt, als man zunächst annehmen möchte. Die Vampire ernähren sich fast völlig normal wie jeder andere Sterbliche auch und nur in größeren Abständen müssen sie Blut trinken, dann allerdings von einem Vampir des anderen Geschlechts - das Blut eines Menschen reicht nicht aus. Die Lesser auf der anderen Seite sind in gewisser Weise wie Zombies - quasi tot, aber mit gesteigerten Kräften. Die Gemeinschaft verfolgt dunkle Ziele und allein die Vampire stehen ihnen im Weg. Die Black-Dagger-Bruderschaft besteht aus den stärksten Vampiren, die jedoch fast allesamt recht kaputte Typen sind, die von dem Jahrhunderte währenden Kampf viele Narben davongetragen haben. Dieses Buch legt nun das Augenmerk auf Rhage, der seit über 100 Jahren unter einem Fluch leidet und in Momenten höchster Erregung sich in eine Art Monster verwandelt. Seelisch gepeinigt sucht er Zerstreuung bei Frauen und dies hilft ihm, die Bestie in Zaum zu halten. Dann jedoch begegnet er der unscheinbaren Mary und verliebt sich unsterblich in sie, doch er merkt recht bald, dass die Gefühle für die Frau die Bestie in ihm wecken.
Dieser Roman gehört ganz klar zu jenem jungen, aber verdammt erfolgreichen Genre der Vampir-Liebesromane und dementsprechend liest sich das Ganze auch. Ich will mal sagen, dass ich nicht zur Zielgruppe gehöre, sondern die Autorin ihre Leser eher aus der weiblichen Bevölkerungsschicht requiriert. Mit der Figur der Mary liefert die Autorin ihren Leserinnen auch eine sehr gute Identifikationsfigur, denn welche durchschnittliche Frau wünscht sich nicht von einem unglaublich, göttlich gut aussehenden Vampir umworben zu werden. Doch dabei bleibt es nicht und die Autorin gleitet schnell mal in wirklich sehr intime Bereiche ab, wo sie mich allerdings nicht recht überzeugen konnte (vielleicht sehen das aber Frauen anders). Später geht sie sogar noch einen Schritt weiter und schreibt pure Pornographie, was dann aber eine willkommene Abwechslung (sehen das nur Männer so) ist.
Warum aber habe ich den Roman gelesen, nachdem ich ja schon nach dem ersten Band (in Deutschland zweigeteilt) wusste, was auf mich zukam: Zum einen schreibt die Autorin recht flüssig. Die Romane lesen sich sehr flott und machen Laune. Solch ein Werk macht einem sogar nach einem anstrengenden Arbeitstag keine Probleme, was nicht negativ gewertet werden soll. Hauptsächlich aber hat mich die Rahmengeschichte interessiert. Ich wollte wissen, wie es mit der Black-Dagger-Bruderschaft und den Lesser weitergeht, und es ist nun klar, dass in den folgenden Bänden immer ein anderer Vampir im Mittelpunkt steht. Und auch ein Mann hat eine romantische Ader und findet hier und da an den Liebeleien mit dem schwulstigen Happyend gefallen. Manchmal muss es auch so was sein. Und warum auch nicht.
Fazit: Große Literatur ist das bestimmt nicht und ich halte J. R. Ward auch nicht wirklich für eine talentierte Autorin, aber sie schreibt gefällige Romane, die einem einige Stunden gute Unterhaltung bieten und irgendwie dann doch Lust (HAH!) auf mehr machen. Zumindest bin ich neugierig auf den nächsten Roman geworden, denn dann steht Zhadist (die Jungs habe alle so sprechende Namen - Zhadist, Wrath, Rhage, ), der mit Abstand kaputteste Vampir der Bruderschaft, im Mittelpunkt. Und vielleicht gelingt es der Autorin ja, schriftstellerisch zuzulegen.
6 von 10 Punkten