Reihe: Evermore - Die Unsterblichen, Band 4 Eine Rezension von Judith Gor |
Auch im vierten Band der Evermore-Reihe leidet die Protagonistin Ever unter dem Fluch, der ihr verbietet, ihren unsterblichen Geliebten Damen zu berühren. Sie versucht nun sogar Haven einzuspannen, damit diese ihr das Gegengift von Roman holt. Doch ihre von ihr selbst verwandelte unsterbliche Freundin wendet sich bald gegen sie, denn Roman hat ihr mehr zu bieten. Vor allem jede Menge Spaß. Ever, die es sich inzwischen mit so ziemlich jedem außer Damen verscherzt hat, verliert währenddessen die Kontrolle über ein dunkles Ritual, das Roman an sie hätte binden sollen. Stattdessen ist sie nun an ihn gebunden und lernt völlig andere, finstere Seiten an sich kennen …
Die ersten Kapitel sind wieder ein Trauerspiel. Ever verbaut sich selbst so ziemlich jede Chance und steigert sich dermaßen in ihren Hass gegen Roman hinein, dass dieser ins Gegenteil umschlägt. Sie ist regelrecht besessen von ihm, verliert allmählich ihr perfektes, unsterbliches Aussehen und verstrickt sich mehr und mehr in ihrem selbstgebauten Lügengebäude. Damen bemüht sich, ihr zur Seite zu stehen, und man fragt sich des Öfteren, wie viel Gutmütigkeit wohl noch in ihm stecken mag. Doch Ever will sich einfach nicht helfen lassen, versteht trotz der unzähligen Liebesbeweise nicht, dass Damen ihr alles verzeihen würde. Doch im Lauf der Geschichte beginnt Ever, aus ihren Fehlern zu lernen. Sie gewinnt Freunde zurück und bekommt Hilfe, auch wenn diese nicht alle Probleme lösen kann. Aber endlich, endlich erblickt der Leser ein wenig Licht am Ende des Tunnels.
Was immer noch stört beim Lesen, sind die teilweise haarsträubenden Ereignisse im Sommerland. Man möchte fast glauben, die Autorin habe sich diese Ebene der unendlichen Möglichkeiten nur geschaffen, um vollkommen unrealistische Szenen ohne Notwendigkeit für Logik ablaufen zu lassen. Teilweise nutzt Alyson Noël die Szenarien recht geschickt aus, aber größtenteils wirkt das Sommerland zu abgehoben. Und die Menschen, die dorthin gelangen, glauben viel zu schnell an das, was sie sehen. Auch Jude kann im vierten Band wieder punkten. Er wirkt kantiger als Damen und damit auch glaubwürdiger. Zwar ist er ein eher lockerer Typ, aber er kann auch extreme Emotionen zeigen. Damen selbst hat dagegen seinen Reiz als Unsterblicher verloren. Sein permanentes Verständnis ist unfassbar, gleichzeitig wird er nicht aktiv, wenn es darum geht, seiner Liebsten zu helfen.
Esoterik spielt weiterhin eine zentrale Rolle in der Geschichte, allerdings wird ihr ein klein wenig der Wind aus den Segeln genommen. Die Autorin verzichtet auf allzu viel Hokuspokus und rückt stattdessen die Innenwelt ihrer Protagonistin wieder in den Vordergrund. Hier und da blitzt auch deren Sehnsucht nach ihrer Familie wieder auf, was den Leser dann doch mit Ever mitfühlen lässt. Dafür entwickelt sich Haven endgültig zu einem absolut unausstehlichen Charakter. Nach vier Bänden hat man einfach genug von all den Missverständnissen und Intrigen, von der Eifersucht und Kopflosigkeit. Das Ende bietet letztlich eine Überraschung, die allerdings recht unglaubwürdig daherkommt. Und mit der Überraschung kommt auch schon die nächste große Enttäuschung.
Fazit:
„Evermore – Das dunkle Feuer“ entwickelt sich weitgehend positiv, auch wenn es immer noch an Glaubwürdigkeit mangelt. Ever gewinnt endlich an Stärke und bekommt helfende Hände gereicht. Fast sieht man das Licht am Ende des Tunnels, wird dann aber doch enttäuscht und wieder einmal auf den nächsten Band vertröstet.