Reihe: Eulenflucht, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Wenn Deine Liebe alle in Gefahr bringt, die Dir etwas bedeuten ...
Ich schwankte, als die Fensterscheiben barsten und ich mit meinem Kopf gegen eine Wand schleuderte. Etwas glitt aus meinen Händen. Ein Geigenkasten. Jetzt zerbrochen. Benommen sah ich auf einen jungen Mann vor mir, der ebenfalls gestürzt war. Er richtete sich auf und drehte sich um. Ich blickte in seine wunderschönen smaragdgrünen Augen, als er meinen Namen rief: "Elisaaabeeeth!"
Immer wieder träumt Mae den gleichen Albtraum, der scheinbar keine Verbindung zu ihrem Leben hat. Und trotzdem lassen sie die Traumbilder und Gefühle nicht los. Wenig später tauchen Sam und Konrad auf - zwei rätselhafte Brüder. Mae spürt vom ersten Augenblick eine Anziehung zu Sam, die sie sich nicht erklären kann. Noch ahnt sie nicht, dass die Brüder ein dunkles Geheimnis umgibt, das mit ihr verbunden ist. (Klappentext)
Der Prolog spielt am 14. Februar des Jahres 1945, mit dem Angriff auf Dresden und dem damit einhergehenden Feuersturm. Die dortige Heldin ist Elisabeth, von der bereits auf dem Einband zu lesen war. Das nächste Kapitel widmet sich bereits der Hauptfigur Maria-Helene und ihrem Alptraum, der gerade dieser Prolog war. Mae, so wird das Mädchen genannt, lebt an der Nordsee, ist achtzehnjährig und dafür etwas naiv, eher wie eine Fünfzehnjährige. Aber vielleicht wird sie innerhalb der Handlung noch erwachsener. Sie geht zur Schule, surft ab und zu und sonst ist ihr Leben nicht weiter auffällig. Es wäre sogar nicht schlecht, wenn sie nicht seit Jahren von immer demselben Alptraum geplagt würde. Mit den Brüdern Konrad und Sam (man achte auf die unauffällige Namensgleichheit im Prolog), die plötzlich an ihrer Schule auftauchen, verändert sich Maes Leben. Denn Mae verliebt sich in Sam. Das Problem ist Patrick, ihr Ex-Freund, der immer noch hinter ihr her ist. Eine weitere Änderung ihres Lebens ereignet sich mit dem Tod ihrer Freundin Vio, die beim Surfen stirbt. Besonders betroffen ist Konrad, Vios Freund. Er geht dabei sogar so weit, Mae die Schuld an dem Unglück zu geben. Mit der Zeit wird die Geschichte etwas absonderlich, da Sams Verhalten merkwürdiger wird. Er isst und trinkt nichts und trägt oft eine Sonnenbrille. Auch Maes Träume ändern sich und in ihren Gedanken findet sie Erinnerungen, die eindeutig nicht ihre eigenen sind.
Das Geheimnis, das Sam und Konrad umgibt, ist der Mittelpunkt der Erzählung, die sich verschiedentlich etwas zieht. Schon sehr schnell kam ich mit der Geschichte klar, die recht geradlinig zu lesen ist. Spannung kommt vor allem da auf, wo die düsteren Beschreibungen überwiegen. Vielleicht hätte die Autorin die ganze Erzählung etwas düsterer anlegen sollen. Wer will kann gern Vergleiche mit anderen Vampirbüchern heranziehen, sie stimmen alle, denn etwas wirklich Neues liest man hier nicht. Was mir als Rezensent hingegen gefallen hat, war der Schreibstil. Man war sofort in der Geschichte drin und wollte dann doch wissen, wie sich diese weiter entwickelt. Der Bruch in der Handlung fand mit den Mischwesen statt, die ziemlich zum Ende auftreten. Halb Vampir, halb Werwolf, ist dann doch etwas übertrieben und die letzten Seiten wirken etwas aufgesetzt.
Wie bereits angedeutet, haben mir der Schreibstil und die bildhaften Betrachtungen gut gefallen. Sie wirkten lebensecht und machten aus dem Buch etwas, das aus der Masse der Vampir-Liebesromane herausragt. Trotzdem bleibt die Frage: Warum eine Trilogie?
Eulenflucht ist ein Liebesroman, der sich wie so viele mit dem Thema Vampir auseinandersetzt und das inzwischen etwas ausgetretene Profil um einige weitere Einzelheiten ergänzt. Positiv ist zu vermerken, dass die Geschichte in Deutschland angesiedelt ist. Das Buch ist der Auftaktband für eine, eventuell auf historischen Ereignissen fußende Geschichte, eine unmöglich erscheinende Liebe zwischen einem Menschen und einem Vampir.
Eulenflucht ist ein anderer Begriff für Abenddämmerung. Damit wären wir beim zweiten Synonym: Twilight. Mit diesem Begriff verbinden sich ganz gewisse Erwartungen, die man auf dieses Buch durchaus übertragen kann. Doch diese Geschichte ist ein wenig anders als die Liebeserzählung Biss zum Abwinken von Stefanie Meyer. So finden sich ein paar Anleihen dort, ein paar bei Anne Rice - und wieder andere sind Filmen entliehen. Von daher bietet sich dem Leser das einheitliche Bild der immer noch angesagten Vampirgeschichten.
Wie immer beginnt eine Trilogie mit dem ersten Band, und wie immer frage ich mich, warum eine Geschichte nicht in einem Buch erzählt werden kann. Einen ersten Entwurf zum Titelbild (der sich als Vignette im Buch wiederholt) von Ulrike Kleinert konnte ich bereits auf der Buchmesse in Leipzig kommentieren. Nicht, dass dies etwas genutzt hätte. Und auch die Strasssteinchen, die ich gegenüber der Verlagsleiterin Jennifer Schreiner auf dem Titelbild als fehlend bemängelte, wurden bei meiner Ausgabe nicht berücksichtigt. Als Rezensent ist man wohl nie zufrieden. Dafür sind der Satz des Buches, die Lesbarkeit und sonstige Qualität mehr als nur zufriedenstellend.