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Reihe: Die Legende von Drizzt Eine Rezension von Christel Scheja |
Seit den 1980er Jahren werden Rollenspiele und ihre Settings gerne von Romanen begleitet, ermöglichen es diese doch Figuren und Ort viel plastischer vorzustellen, als es das in reinen Beschreibungen möglich wäre. Eine der erfolgreichsten Buchserien ist die um den Dunkelelfen „Drizzt Do’Urden“ aus der Feder von R. A. Salvatore. Auch heute noch erzählt der Autor gerne Geschichten über ihn. In „Erzählungen vom Dunkelelf“ fasst er erstmals die Geschichten zusammen, die nebenbei für Anthologien und Magazine entstanden.
Dabei dreht es sich nicht nur im den Drow, der sich gegen sein Volk stellte und in Zwergen, Menschen und Halblingen wahre Freunde fand, sondern auch um einige der anderen Gestalten, die der Autor im Zuge der Abenteuer erfand. So erzählt „Die erste Kerbe“ von einem Jugendabenteuer des späteren Königs Bruenor Heldenhammer, in dem sich aber auch schon seine Prinzipien und Tugenden zeigen.
„Die dunkle Seite“ zeigt einen sehr nachdenklichen Drizzt. Als Dunkelelf ist er vielen Anfeindungen ausgesetzt und wird von vorneherein misstrauisch betrachtet, zumal sein Volk sich auf der Oberfläche auch keine Freunde geschaffen hat. Aber wie sieht es mit den eigenen Vorurteilen des Drow aus? Die Begegnung mit einem außergewöhnlichen Goblin stellt jedenfalls auch sein eigenes Denken auf die Probe.
In „Guenhwfar“ erfährt der Leser mehr über die Vorgeschichte von Drizzts magischer Begleiterin, die vor langer Zeit geschaffen wurde und bereits einen anderen Herrn und Gefährten hatte.
„Die dritte Stufe“ erzählt von den frühen Jahren des Meuchelmörders Artemis Entreri, der nicht nur zu einem gefährlichen Gegenspieler des Dunkelelfen wurde, sondern auch sein dunkles Spiegelbild verkörpert. Weitere Geschichten um diesen Antihelden zeigen ihn in Begleitung des ebenfalls sehr eigenwilligen Dunkelelfs Jarlaxle.
Andere Geschichten verbinden den Kosmos von Drizzt mit eigenen Welten des Autors oder beleuchten noch einmal das Schicksal weiterer Nebenfiguren wie das von Wulfgar dem Babaren.
Das Interessanteste an der Sammlung sind wohl die ausführlichen Vorworte zu jeder Geschichte. R. A. Salvatore lässt es sich nicht nehmen, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Er verrät dabei nicht nur etwas über die Entstehungsgeschichte der entsprechenden Erzählung, sondern auch über die Einführung und Entwicklung der Charaktere, aber auch über seine eigenen Gedanken zum Schreiben.
Die Abenteuer sind solide Fantasy-Kost. Einigen wie „Die erste Kerbe“ merkt man an, dass sie für ein Magazin geschrieben sind und neben einer Längenbegrenzung auch noch den Tatbestand erfüllen mussten, für alle Leser verständlich zu sein.
Andere wieder wie „Die dunkle Seite“ gehen etwas tiefer in die Materie und beschäftigen sich auch mit ernsteren Themen als nur einem kleinen Abenteuer mit Pointe.Gerade diese Geschichte gefällt durch das intensive Gespräch zwischen Drow und Goblin, das auch in der Realität aktuelle Probleme anspricht.
In „Zwei Seelen in einer Brust“ verarbeitet der Autor nicht nur den Abschied von einem geliebten Menschen sondern beschäftigt sich auch mit Schuldgefühlen und dem Wunsch, es dem Verstorbenen doch irgendwie noch sagen zu können.
„Knochen und Stein“ dreht sich um das Thema Krieg? Was hat man am Ende davon, wenn eine Seite den Sieg davon getragen hat? Ruhm, Ehre, Reichtum? Oder steht man vielleicht eher vor den Trümmern seines Lebens?
Leichtfüßiger sind hingegen die humorvoll angehauchten Erzählungen in denen es neben der Action auch einen guten Schuss Humor gibt, wie in „Wenn jemand in meinen Hort vordringt“. Alles in allem zählt wie auch schon in den Romanen der Abenteueraspekt, so dass nur selten eine tiefere Charakterisierung der Figuren oder intensivere Beschäftigung mit den ernsten Inhalte zu finden ist.
Als Nachteil erweist sich allerdings, dass man bei den meisten Geschichten zumindest einige „Dunkelelf“-Romane kennen sollte, da es ansonsten schwer ist, Figuren und erwähnte Ereignisse zuzuordnen oder manche nur für das Rollenspiel typische Charakterisierungen und Magien zu verstehen.
Alles in allem erweisen sich die „Erzählungen vom Dunkelelf“ als nette Sammlung von Geschichten zu Drizzt Do’Urden und seinen Freunden, die vor allem passionierte Rollenspieler und Fans der Saga ansprechen dürfte. Normale Fantasy-Leser werden nicht mit allen Geschichten etwas anfangen können, da diese sich immer wieder auf die eigentlichen Reihen beziehen.