| Serie / Zyklus: Atevi Trilogie, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Vor 200 Jahren wurden terranische Kolonisten auf einer Welt abgesetzt, die von einer zweiten, den Menschen ähnlichen Lebensform bewohnt wurde. Nach einem heftigen Krieg kam es zu einem Frieden, der nun zu zerbrechen droht, als das Kolonistenschiff zurückkehrt.
Im Zentrum steht der Mensch Bren Cameron, der als Paidhi zwischen Atevi (den Eingeborenen) und Menschen vermitteln soll. Paidhi ist ein Atevi-Wort und bezeichnet den einzigen Menschen, der als eine Art Botschafter und Übersetzer in einem mit den Atevi engeren Kontakt pflegen darf.
Jetzt, da das Kolonistenschiff den Frieden bedroht, muss Bren so schnell wie möglich viel über die Atevi lernen, um einen vernichtenden Krieg abzuwenden. Dabei stellt er fest, dass die Atevi alles andere als einig sind und die Gruppe von Atevi um Fürst Tabini von erzkonservativen Kräften bedroht wird, die zum einen den Kontakt zu den Terranern ablehnen und zum anderen aufgrund von Aberglauben die technischen Errungenschaften verteufeln.
Für Bren, Jago (eine Atevi-Frau, die Bren zur Seite steht, seit die Krise mit dem Raumschiff im Orbit begann), Tabini und seine Untergebenen gilt es nun, zwei Dinge zu erreichen: zum einen, dass die Gesandtschaft des Kolonistenschiffs nicht bei Mospheira, der Hauptstadt der terranischen Kolonie landet (was zweifellos einen Krieg auslösen würde), sondern auf Atevi-Gebiet, und zum anderen, dass die Gesandten möglichst schnell geborgen und in Sicherheit gebracht werden vor den gegnerischen Kräften der Atevi. Für Bren und Jago beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Der Roman setzt nahtlos die Ereignisse von Fremdling fort und hält das Niveau des Vorgängers. C. J. Cherryh erreicht dies, indem sie konsequent die Handlung in derselben Art, also aus Sicht von Bren Cameron und der Atevi, erzählt. Der Name Eroberer bezieht sich wiederum auf die Terraner, nicht auf die Atevi. Außerdem wird die Handlung komplexer, da der Leser aus Sicht von Bren Cameron mehr über die unterschiedlichen Fraktionen der Atevi erfährt und überdies sich dem Misstrauen seiner Vorgesetzten stellen muss, die vermuten, er sei zu den Atevi übergelaufen. Dies macht Bren zu einem Wanderer zwischen den Welten, denn weder bei den Atevi noch bei den Terranern ist er so richtig willkommen. Diese innere Spannung bringt die Autorin hervorragend zu Papier.
Der Roman lebt noch stärker als der Vorgänger von den politischen Ereignissen und den Spannungen zwischen den inzwischen drei Fraktionen, denn die Terraner im Orbit sehen in den Atevi möglicherweise den vielversprechenderen Partner.
Mancher Leser mag mit Cherryhs Art zu schreiben überfordert sein, denn sie schafft es meisterhaft, die Sicht Bren Camerons dem Leser nahe zu bringen, und nicht selten lässt sie ihn ebenso verwirrt im Regen stehen wie ihren Protagonisten. Als Beispiel kann man die Ehrentitel und Anreden der Atevi anführen, die Bren als Paidhi fehlerlos meistern muss, wenn er nicht in Lebensgefahr geraten will.
Alles in allem also wieder ein hervorragender Roman, der den Vergleich zu Fremdling nicht zu scheuen braucht, die Handlung um wichtige Aspekte erweitert und den Leser in eine wunderbar fremdartige Welt entführt.
10 von 10 Punkten.
Eine Übersicht der Trilogie gibt es auf der Autorenseite.
[Auf fictionfantasy.de rezensierte Bücher sind mit Link unterlegt und fett gekennzeichnet.]