Serie: Land der Mythen, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Anke Brandt |
Vor langer Zeit lieferten sich die magisch begabten Sylfen vernichtende Schlachten mit den Zyklopen und ihren Eisdrachen. Schließlich gelang es den Sylfen, die Feinde in die tiefen Höhlen von Urgulroth zu verbannen. Fortan lebten Sylfen, Zwerge und Koblinge in Frieden und wachten gemeinsam über das Heranwachsen der Menschheit - doch nun erhebt sich das Böse erneut. Blutrünstige Scheusale, die Erlen, tragen Tod und Verwüstung ins Land. Ein machtgieriger Fürst sät Hass und Intrigen. Der Jäger Alphart muss gemeinsam mit seinen Gefährten ins Reich der Zwerge aufbrechen, um ein sagenumwobenes Artefakt zu bergen und einen Krieg zwischen den Völkern zu verhindern
Wer „Herr der Ringe“ kennt, dem müsste der Klappentext ausreichen, um zu merken, dass sich der Autor doch sehr an Tolkien orientiert hat.
Das ist auch nicht weiter tragisch unter dem Aspekt, dass Tolkien allgemein als Begründer des klassischen Fantasy angesehen wird.
ABER ...
Es kam dann doch schlimmer, als ich anfangs dachte. Denn ich wusste nicht, dass das Allgäu so viele Gemeinsamkeiten mit Mittelerde hat. Die Geschichten sind sich an vielen Stellen zu ähnlich, als dass man „Land der Mythen“ tatsächlich als neuen Fantasyroman anerkennen kann.
Dies fängt bereits mit den Protagonisten an. Gut, hier sind es nur sieben, die sich zusammenfinden und auf die Suche gehen, doch die Ähnlichkeiten von Yvolar mit Gandalf, beide mit einem Stab unterwegs, der ab und an Licht ins Dunkel bringt, und die beide dann die Gruppe verlassen müssen, wenn es richtig brenzlig wird.
Oder Leffel Gilg und Samweis Gamdschie, die in ihr Abenteuer verstrickt werden, ohne es zu wollen, doch beide mit der Zeit über sich hinauswachsen.
Oder der Zwerg Urys, der mich doch teilweise sehr an Gimli erinnerte in seiner Art, oder Erwyn, der wie Frodo eine schier unlösbare Aufgabe bekommt, nämlich die Welt zu retten. Einzig bei Muortis, dem Herrscher des Eises, besteht ein Unterschied zu Morgoth. Denn dieser wurde tatsächlich verbannt und sein ehemaliger Diener Sauron tritt Jahrtausende später in Erscheinung. Im Allgäu kehrt der Urfeind persönlich zurück.
Elronds Rat wird im Allgäu in der Zwergenfeste Glondwarac abgehalten, die Ähnlichkeiten zum Rat in Bruchtal sind verblüffend.
Ich frage mich nun, hat sich Tolkien an Allgäuer Sagen orientiert? Oder sind die Allgäuer Sagen noch so jung, dass diese sich an Mittelerde anlehnen?
Bei so vielen Parallelen wird einiges im Buch sehr vorhersehbar und das verhindert natürlich, dass sich auf fast 500 Seiten Spannung einstellt. Inhaltlich konnte mich dieses Buch jedenfalls nicht überzeugen.
Und sprachlich? Michael Peinkofer fiel mir mit dem Roman „Die Bruderschaft der Runen“ deshalb so positiv auf, weil er dort die Sprache an die jeweilige Zeit angepasst hat. Und er hat den Figuren eine Tiefe verliehen, weshalb ich mir vornahm, neue Bücher dieses Autors sofort zu lesen. Das funktionierte bei den beiden Ork-Romanen ganz hervorragend. Der Schriftsteller zeigte sich da von seiner humorvollen Seite und konnte mit zwei wirklich guten Romanen überzeugen.
Doch nun?
Die Protagonisten werden zum Teil nur ansatzweise charakterisiert. Ihnen fehlt oft eine Vergangenheit, die sie lebendig macht. Dazu kommt, dass auch der erzählerische Aspekt deutlich schlechter ausgefallen ist als in Peinkofers bisherigen Büchern. Sprachlich konnte mich der Autor mit diesem Buch leider auch nicht überzeugen.
Warum ich das Buch trotzdem bis zur letzten Seite gelesen habe, lag daran, dass ich einfach nicht glauben wollte, dass sich nicht doch noch irgendwann eine überraschende Wendung ergibt und die Geschichte ein Eigenleben entwickelt. Doch auch da wurde ich leider enttäuscht.
Alles in allem ist dieses Buch ein durchschnittlicher Fantasyroman, an dem Gelegenheitsleser sicher ihre Freude haben werden. Viellesern von Fantasyromanen kann ich es nicht empfehlen.
Aber da ich weiß, dass Michael Peinkofer - wie mit seinen beiden Orkromanen bewiesen - richtig gute Fantasy schreiben kann, freue ich mich nun einfach auf sein neues Werk jenseits von Land der Mythen.
2 von 10 Punkten
Unter dem Erlmond - die Rezension von Erik Schreiber