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Reihe: Eona, Band 1 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die junge Eona mit der verkrüppelten Hüfte kommt eigentlich aus dem Gebiet der Salzminen. Das Besondere an dem Mädchen ist, dass sie Drachenmagie wirken und die mystischen Drachen sehen kann. Damit benutzt sie eine Gabe, die eigentlich nur Jungen besitzen dürften. Viele Jahre bereitete sich Eona auf den großen Tag vor, hat hart trainiert, körperlich der Schwertkunst hingegeben und geistig der Drachenmagie. Jetzt hofft sie, am Neujahrstag von den mächtigen Drachen aus einer Schar von zwölf Jungen erwählt zu werden. Weil sie diese besondere Gabe beherrscht, nimmt Meister Lord Brannon sie nicht ganz uneigennützig als seinen Lehrling auf und macht aus ihr den Jungen Eon. Das Wagnis lohnt sich, denn Eona erkennt bei ihrer Prüfung den seit langem verschollenen Spiegeldrachen. Weil ihr Meister sie als Mondschatten, einen Eunuchen, ausgibt, schöpft vorerst niemand Verdacht und ihrem Ziel steht nichts im Wege. Der Erfolg eröffnet Eona eine völlig neue Welt. Während ihrer Anwesenheit werden jede Menge Ränke geschmiedet und es fällt ihr schwer, ihr Geheimnis, ein Mädchen zu sein, zu wahren und nicht zu tief in den Kampf um den Thron verwickelt zu werden. Zur gleichen Zeit liegt der Kaiser im Sterben. Sein ehrgeiziger Halbbruder Sethon trachtet nach dem Thron und damit nach der ultimativen Drachenmacht. Kronprinz Kygo benötigt nun die Unterstützung des Drachenrats, der jedoch für das neue Jahr unter Lord Idos Führung steht. Und Lord Ido ist gerade zu Eons Lieblingsfeind geworden. Am Tag der Zeremonie erscheint der seit fünfhundert Jahren verschollene Spiegeldrache in der Arena. Er wählt Eona zu seinem Drachenauge. Schwierigkeiten entstehen, als der sagenumwobene Drache sich ihr - wenn auch nicht ganz - verweigert. Der Spiegeldrache behält einige Geheimnisse für sich.
Alison Goodman macht viele Anleihen bei der Mythologie Chinas und Japans, die sie gnadenlos plündert. Abwechslungsreich und in vielen Einzelheiten, die bald die tatsächliche Mythologie der beiden asiatischen Länder verlässt, beschreibt sie Ereignisse am Hofe eines phantastischen Kaiserhofes. Neben der phantastischen Welt spielt die Autorin mit der Rolle der Geschlechter: auf der einen Seite mit Eona, die sich in den Burschen Eon verwandelt, und auf der anderen mit Lady Dela, die eigentlich ein Mann ist, erschafft sie sympathische Heldenfiguren. Die Heldin des Romans versucht das Unmögliche und geht ihren Weg durch eine Welt, die von Männern beherrscht wird, scheitert an ihrer Aufgabe und ihren mächtigen Gegnern. Sie gibt jedoch nicht auf, kämpft für ihr Lebenswerk und erkennt, sie kann in der Welt der Männer nur gewinnen, wenn sie sich so gibt, wie sie ist - als ein junges Mädchen.
Und damit bin ich beim Problem des Lesers. Mir gelang es nicht recht, mit Eon/Eona warm zu werden. Ich fand keinen Zugang zum Charakter und hatte das Gefühl, sie sei ein wenig ablehnend mir gegenüber. Der Roman lässt sich sehr leicht und flüssig lesen. Seine Pluspunkte sind die vielen Ideen, die durchaus neu daherkommen.