Serie / Zyklus: Uplift-Zyklus, Band 3 Besprechung / Rezension von Jürgen Olejok Dieses Buch schließt David Brins erste Trilogie, den Uplift-Zyklus, ab. Mit über 900 Seiten ist es auch der umfangreichste Roman dieser Serie. Eingefügt in den übergeordneten Handlungsrahmen der Progenitoren und der galaktischen Gemeinschaft, die auch in Sonnentaucher sowie Sternenflut als Basis dienen. Das ist aber auch die einzige größere Gemeinsamkeit der drei Werke, denn Brin verzichtet darauf, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen. Das hat den Vorteil, dass man jeden Roman der Trilogie als abgeschlossene Geschichte lesen kann. |
Der Planet Garth wurde von einer außerirdischen Rasse, die den Planeten und den darauf lebenden Primaten für ein Uplift-Projekt auserkoren hatte, vor hunderttausend Jahren ökologisch fast vernichtet. Darauf entschied der galaktische Rat, den Planet unter seinen persönlichen Schutz zu stellen und verhinderte jeden weiteren Versuch einer Nutzung. Nun haben vor einigen Jahren die Menschen das Recht zugesprochen bekommen, den Planeten zu besiedeln, verknüpft mit der Bedingung, die Ökologie von Garth zu schützen. Die Menschheit steht kurz davor, das erfolgreiche Uplifting mit Neoschimpansen auf Garth abzuschließen.
Durch die Ereignisse um das Raumschiff Streaker (Sternenflut) herrscht in der Galaxis Kriegszustand. Der Menschheit mangelt es an starken Verbündeten und die raumfahrende Vogelrasse der Gubru sieht einen günstigen Zeitpunkt gekommen, sich Garth anzueignen. Die Invasion erfolgt unter Einsatz eines Gases, das für die Menschen tödlich ist.
Einige Menschen werden auf eine Insel evakuiert und sind damit zur Untätigkeit verdammt. Einzig ein junger Mann kann in Begleitung einer Tymbrimerin dem Holocaust auf dem Festland entkommen und beide stellen sich mit einer Guerillatruppe aus Neoschimpansen gegen die Besatzungsarmee der Gubru. Ein Kampf zwischen Hochtechnologie und menschlichem Erfindungsreichtum beginnt ...
Entwicklungskrieg ist ein echter Brin, wie schon bei den Vorgängerromanen mit zahlreichen fremden Lebensarten gewürzt und einer durchaus ansprechenden Story. Zwar hat sich der Autor diesmal einige Längen erlaubt, aber die sind nicht so stark ausgeprägt, dass man von "Seitenschinderei" reden könnte. Der Autor schildert nicht nur den heroischen Kampf gegen Unterdrückung, sondern lässt den Leser auch an der Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft teilhaben. Er entführt uns in eine Welt, in denen seltsame und fremdartige Rituale von außerirdischen Lebensformen kriegsentscheidende Wirkungen haben und verwöhnte Jugendliche aus reiner Not zu Helden werden.
Brin's Talent, vollkommen fremdartige soziale Strukturen zu entwerfen, ist schon beeindruckend und wäre Entwicklungskrieg nicht in einem Zyklus eingebunden, gebe es auch nur wenig Anlass zur Kritik.
Leider bleiben einige Hoffnungen, die das Buch in seiner Eigenschaft als Schlussband der Trilogie geweckt hat, unerfüllt. Man hätte gerne gewusst, ob die Flucht des Raumschiffs Streaker aus dem Roman Sternenflut letztendlich ein gutes (oder schlechtes) Ende genommen hat und die Entdeckung der äonenalten Raumflotte einer fremden Macht den wichtigen Vorteil für die Menschheit im Zusammenleben mit den galaktischen Rassen gebracht hätte. Diese Fragen werden in diesem Roman bedauerlicherweise nicht beantwortet. Dank Brin und seiner Kunst, eine Geschichte zu erzählen, bleibt der Wehmut über den Verlust einer Fortsetzungsgeschichte zu Sternenflut erträglich... aber richtig glücklich hinterlässt einen das Leseerlebnis auch nicht.
Entwicklungskrieg ist im regulären Buchhandel nicht mehr zu bekommen und wird wegen seiner geringen Auflage mittlerweile selbst als oft gelesenes und nicht mehr schön anzusehendes Gebrauchtexemplar von 35 Euro aufwärts angeboten. Die Frage muss an dieser Stelle erlaubt sein, ob sich dieser exorbitante Preis für ein gebrauchtes Taschenbuch lohnt.
Für den Sammler, der den kompletten Zyklus seiner SF-Sammlung hinzufügen möchte, ist die Antwort klar; für den interessierten Leser wird ist es nicht so leicht diese Frage zu beantworten. Sicher gibt es meterweise schlechtere Storys und stilistisch magere Romane innerhalb der Science Fiction Literatur, aber so richtig herausragend aus dem Fundus guter Werke ist Entwicklungskrieg auch nicht. Dazu fehlt diesem Roman einfach die Faszination seines Vorgängers. Es gibt objektiv keinen Grund, warum man dieses Buch gelesen haben muss; hat man es gelesen, wurde man durch den Autor gut unterhalten und echte Langeweile kam trotz des Umfangs und einiger Längen in der Story nicht auf.
Rückblickend kann man sagen, dass sich jeder Roman der Uplift-Trilogie eines anderen Grundthemas des SF-Genres bedient. Während Sonnentaucher eine verwickelte SF-Krimistory ist und Sternenflut als Beispiel der klassischen Space Opera gilt, gehört Entwicklungskrieg mehr in den Bereich Fremdwelten-Roman, angereichert mit Elementen der klassischen Abenteuerliteratur.
Sicherlich ragt Sternenflut aus der Trilogie weit heraus, nicht nur thematisch, auch stilistisch. Das wird letztendlich auch der Grund sein, warum gerade dieser Roman im Verlag Heyne neu aufgelegt wurde. Sonnentaucher besitzt den Charme des Erstlingswerkes und ist stilistisch noch nicht so stark ausgeprägt, um ihn in sofortigem Zusammenhang mit David Brin zu bringen. Entwicklungskrieg ist ein gelungener Versuch, den Kampf gegen Unterdrückung und Besatzung in den Handlungsrahmen des Uplift-Universum zu integrieren.
Eine Empfehlung für dieses Buch bleibt wegen eines zu ungünstigen Preis/Leistungsverhältnis aus.
Eine Übersicht des gesamten Zyklus gibt es auf der Autorenseite.
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