Reihe: Star Trek: Enterprise, Band 10 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Die Enterprise NX-01, der Prototyp des ersten Warp 5-Schiffes der Erdflotte, ist in der Delphischen Ausdehnung unterwegs, um nach dem Volk der Xindi zu suchen. Diese haben ohne Vorwarnung und unvermittelt die Erde mit einer großen Orbitalwaffe angegriffen und Millionen Tote hinterlassen. Die Enterprise soll nun dieser Aktion der Xindi auf den Grund gehen und einen geplanten neuen Angriff auf die Erde verhindern. Jedoch ist die Delphische Ausdehnung erfüllt mit allerlei absonderlichen und kaum erforschten Anormalien, worunter die Besatzung des Schiffes immer wieder leiden muss. Durch eine plötzliche Strahlenerhöhung werden der Erste Offizier Trip Tucker und die Kommunikationsoffizierin Hoshi Sator in ein Koma versetzt und stehen für längere Zeit nicht zur Verfügung. An Bord quälen sich die Mitglieder der Erdflotte mit der Anwesenheit einer militärischen Sondereinheit, den MACOs herum. Diese belegen nicht nur einen Teil der sowieso spärlich gesähten Rückzugsflächen für die reguläre Besatzung, sondern sorgen für ihre ganz eigene Art für Reibungen und Spannungen an Bord. Es drängt sich manchmal der Eindruck auf, als sei der grössere Teil der Besatzung sehr unglücklich mit der Anwesenheit der Elitetruppen.
Die Untersuchungen von Captain Archer sind immer noch sehr breit gefächert, ein Ausdruck dafür, wie wenig die Erdenmenschen eigentlich über ihren Feind wissen. Weder ist ihnen der Grund für den Angriff bekannt, noch Hintergründe über die Rasse der Xindi (die Xindi bestehen ja aus fünf sehr unterschiedlichen Rassen) noch der Entstehungsort der neuen Waffe, die gegen die Erde eingesetzt werden soll.
Das Team der Enterprsie NX-01 geht zwei Anhaltspunkten nach. Captain Archer lässt sich auf einem staubigen und zwielichtigen Handelsplaneten mit einem ominösen Händler ein, welcher angeblich öfter mit Xindi Geschäfte treibt. Mehr oder weniger folgt Archer ihm blindlings, da er von der andauernden Erfolgslosigkeit der Mission äusserst frustriert ist. Travis Mayweather hingegen muss sich auf einer gesonderten Shuttlemission mit seinem missliebigen MACO-Zimmergenossen herumquälen und folgt einem Hinweis, der in eine Gaswolke führt. Dort scheint eine Kemocit-Raffinerie Verbindungen zur entstehenden neuen Waffe der Xindi zu haben. Unvermittelt dreht sich das Geschick beider Handlungsstränge, als sich beide Begebenheiten als Falle herausstellen...
Das Autorenteam Martin und Mangels schildert die Situation an Bord der Enterprise aus der Sicht der unteren Ränge und beschäftigt sich in diesem Teil des Buches vordergründig mit der spannungsreichen und konfliktträchtigen Beziehung zwischen der regulären Bordbesatzung und den MACOs. Auch bei den Aussenmissionen stehen eher Nebenfiguren im Vordergrund, zum einen der Sicherheitsoffizier Malcom Read, welcher seine Fähigkeiten ständig gegenüber den MACOs beweisen muss und dem Piloten Mayweather. Diese Sicht der Dinge ist ganz erfrischen, hat jedoch auch einen Zweck. Denn insbesondere Archer wird ganz gezielt als immer dunkler im Charakter und in seinen Handlungen geschildert, frustrierter, jähzorniger und auch einsam in seiner Verantwortung nicht nur für das Schiff, sondern für die ganze Erde. Diese Elemente kommen manchmal subtil beim Leser an, manchmal drehen Martin und Mangels etwas zu sehr den Gashahn auf, wenn Archer wieder durch die Menge tobt. Vielleicht wird hier und da etwas übertrieben.
Ansonsten schildert das Buch in seinen Handlungssträngen zwei spannende SF-Thriller, die, wie es sich gehört, in einen zünftigen Raumkampf münden. Zwischen den Laserblitzen und Raketenexplosionen wird jedoch der Handlungsbereich der Xindi nicht weiter voran getrieben. Im Vorgriff auf spätere Romane des Enterprise-Roman-Relaunch wird der Roman von einer Erzählung eingerahmt, in der ein tot geglaubter Tucker im Rückblick an die Abenteuer der Enterprise denkt. Erst ein kurzer Blick in die Star Trek-Wiki Memory Alpha lässt erkennen, das hier mit Tucker eine aus der Serie bekannte Person abgesondert wurde und für neue Abenteuer (in Richtung Agententhriller) eingesetzt werden soll.
Unterm Strich ein kurzweiliger Roman, der wenig zum großen Handlungsablauf beiträgt, jedoch mit allerlei kleinen Actionszenen und Konflikten zwischen den Charakteren unterhalten kann.