Reihe: Band 3 Eine Rezension von Doreen Below |
Kurzbeschreibung:
Luce würde für Daniel sterben. Und sie hat es getan, wieder und wieder: Seit einer Ewigkeit finden die beiden einander, nur um sich immer aufs Neue zu verlieren. Luce ist sicher, dass irgendwo in ihrer Vergangenheit der Schlüssel liegt, um dem ewigen Fluch zu entkommen, der auf ihr und Daniel lastet. Und so reist sie zurück in der Zeit, zurück in ihre früheren Leben, um den Weg aus der Verdammnis zu finden. Cam, die gefallenen Engel, Luces' Freunde Miles und Shelby, sie alle brechen auf, um Luce auf ihrer Reise in die Vergangenheit zu folgen. Doch keiner sucht sie so verzweifelt wie Daniel – voller Angst, Luce könnte die Geschichte neu schreiben. Dann nämlich könnte ihre große Liebe in Flammen aufgehen … für immer.
Meine Meinung:
Meine unergründliche Neugierde bezüglich Lauren Kates Engels-Tetralogie geht langsam aber sicher in Flammen auf! Nach "Engelsnacht" und "Engelsmorgen" habe ich mir nichts sehnlicher gewünscht, als ENDLICH das siebenfach versiegelte Schloss zu knacken, mit dem das verfluchte Geheimnis um Luce & Daniel mit aller Macht verschlossen blieb. "Engelsflammen" sollte nun ENDLICH die erhoffte Erlösung und etwas Licht in die rätselhafte Dunkelheit bringen, die diese Liebestragödie bereits zweifach mit sich zog. Nun kann ich endgültig sagen: hätte ich auch nur ansatzweise erahnt wie beschwerlich der Weg zum Kern des Übels ist und was sich genau dahinter verbirgt, ich hätte es wohl niemals soweit kommen lassen!
Wie bereits in den beiden Vorgängerbänden, startet die Fortsetzung mit einem Prolog, der sich wie stets geheimnisvoll gibt und mir genügend Lust auf mehr bereitete. Gleichzeitig hat dieser jedoch einen entscheidenden Nachteil: die darauffolgende Handlung erscheint in einigen Belangen vorhersehbar. So kommt es, wie es kommen musste: Das abgrundtief Böse, in Gestalt eines späteren Stereotypen, mag nicht mehr tatenlos zusehen wie das versklavte Fußvolk scheitert und nimmt das Problem nun selbst in die Hand. Man ahnt also bereits wer oder was da demnächst mal auf die nun Zeitreisende Luce treffen wird, wenngleich die wahre Identität eingangs verschleiert bleibt. Trotzdem reicht man den ungenießbaren Braten, wenn der passende Zeitpunkt gekommen ist. Wetten?
Dann beginnt es auch schon, Lucindas beständiges Intermezzo mit ihren vergangenen Leben. Mittels der in "Engelsmorgen" eingeführten Verkünder/Schatten reist Luce durch die Zeit um dem verdammten Fluch aller Flüche ENDLICH auf die Spur zu kommen. Schließlich hat ihr bisher JEDER gesagt, dass sie dieses Mysterium ganz alleine lösen muss. Und so begleitet man Luce nach Russland, Italien, Frankreich, England, zu Zeiten der Maya und sogar nach Jerusalem. Jahrtausende werden überschritten und fremde Kulturen besichtigt.
Was sich von nun an abspielt ist ein echter Teufelskreis! In allen nur erdenklichen Gestalten und Ären erlebt man in Form eines stillen/aktiven Beobachters (oder in 3D) allmählich mit wie Luce & Daniel einander bedingungslos lieben. Wie Luce schließlich in Flammen aufgeht und Daniel verzweifelt zurückbleibt ... bis der Kreislauf von vorne beginnt. Dabei ist es vollkommen nebensächlich mit was für einem unsympathischen Charaktertypen man es gerade zu tun hat. Die hoffnungslos Liebenden ziehen sich einfach an wie die Motte das Licht. Zweifelte Luce zuvor dann noch an ihrer unsterblichen Liebe, kann sie es nach wenigen Seiten nun kaum erwarten Daniel wieder zu berühren, der in jedem seiner Leben verdammt sexy aussieht. Was natürlich gebührend betont und mit leidenschaftlichen Küssen belohnt wird ... unter anderem zu Zeiten Shakespeare´s.
Der gegenwärtige Daniel ist der zu recht verbissenen Luce indes dicht auf den Fersen, um sie aufzuhalten und einen möglichen Schaden zu begrenzen. Infolgedessen switcht man zwischen beiden Perspektiven hin & her. Trifft man unterdessen auf das jeweilige ICH oder die/den Geliebte(n) aus der Vergangenheit kann es durchaus verwirrend werden. Mal stutzt der frühere Daniel, wenn er auf die zukünftige Luce trifft und diese von Dingen spricht, die sie eigentlich gar nicht wissen sollte. Ein anderes Mal wird diese Tatsache in einer euphorischen Wiedersehensfreude erstickt. Ähnlich verhält es sich mit Vertretern aus früheren Leben. Da kann es es mitunter vorkommen, dass die reisende Luce mit Luce aus der Vergangenheit verwechselt wird, obwohl diese optisch komplett anders aussieht. Verzwickt!
Was mir wiederum positiv auffiel und dafür sorgte, dass ich rasch umblätterte, war der wieder einmal lebendige Schreibstil von Lauren Kate. Bildreich beschreibt die Bestsellerautorin zahlreiche Momentaufnahmen und die unterschiedlichen Epochen werden gelegentlich mitreißend in Szene gesetzt, wie beispielsweise Luce Sprung in die opferreiche Maya Zeit, die mir wirklich nahe ging. Zudem wird die Grenze zwischen Gut & Böse, insbesondere Daniels Charakter betreffend, graustufig dargestellt - für seine unendliche Liebe zu Luce nimmt er manch unschuldige Opfer in Kauf. Nichtsdestotrotz hätte man nicht extra durch diese Tür treten müssen, um zu erfahren, was man bereits wusste: die Liebe zwischen Luce & Daniel ist bedingungslos und bedarf keiner ausufernden Erklärungen. Mit steigender Seitenzahl kommt somit automatisch das Gefühl auf, dass man es hier rein mit einem Lückenfüller zu tun hat. DAFÜR wäre absolut kein kompletter Band notwendig gewesen.
Einen auffrischenden Rückblick auf die Vorgängerbände gibt es vorab leider auch nicht. Nur sporadisch trifft man auf einen Cam, einen Miles oder eine Shelby und fragt sich zuweilen: wozu zum Teufel soll das jetzt gut gewesen sein ... und wer war das eigentlich gleich? Das wieder einmal offene Ende war für mich dann in jeder Hinsicht eine verteufelte Enttäuschung. Lauren Kate klärt das Mysterium um Luce & Daniel zum Teil auf und kehrt am Ende von "Engelsnacht" zum Ursprung des Fluchs zurück. Jedoch in einer derart kryptischen/unbefriedigenden Form, dass ich am liebsten frustriert mit dem Fuß aufgestampft oder die vorliegenden Bände mit einem Streichholz angezündet hätte. Was schlussendlich bleibt, sind nur noch mehr Fragen & Ungereimtheiten, was dank "Engelsnacht" nun die komplette Reihe einschließt. Ob der finale Band "Rapture" (Originaltitel) somit für mich noch in Frage kommt, kann ich weiß Gott nicht sagen!
Kurz gesagt:
Der Tragödie, 3. Akt: Im vorletzten Band der Engels-Tetralogie verschlägt es den Leser nun seitenweise vom Regen in die Traufe. Wer nach Erlösung infolge des von Beginn an aufgebauschten Fluches verlangt, wird (eventuell) mit einer herben Überraschung entlohnt. "Engelsnacht" kehrt nach etlichen Sprüngen in Luce & Daniels Vergangenheit schließlich zum Ursprung des personifizierten Übels zurück und stiftet damit nur noch mehr Unfrieden. Was bleibt sind weitere Fragen & Ungereimtheiten. Da mag selbst der malerische wie zuweilen packende Schreibstil von Lauren Kate nicht mehr für den ersehnten Himmel auf Erden zu sorgen. Es bleibt zu sagen: VERDAMMT viel Rauch um einen unspektakulären Fluch. Schade!