Titel: Engel spucken nicht Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Elitesoldatin Anja wacht nach einer langen Tiefschlafphase in einem Auswandererraumschiff auf und weiß nicht, warum. Als sie in die anderen Tiefkühlbehälter schaut, stellt sie fest, dass ihre anderen Kameradinnen und Kameraden tot sind. Gerätefehler, Bedienfehler oder gezielter Mord - sie kann es nicht erkennen. Die Umstände des Todes sind in jedem Fall merkwürdig. Nur eines ist klar: Sie ist allein auf diesem riesigen Schiff. Es bleibt ihr erst einmal nichts anderes übrig, als ihren programmierten Befehlen zu gehorchen. Sie setzt sich an eine Tastatur und logt sich in den Zentralcomputer ein. Die Rechte als Administrator helfen ihr, das Schiff unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Kontrolle reicht jedoch nicht ganz aus. Irgendetwas geht in dem Schiff vor sich, das sie nicht erklären kann.
Ebenfalls an Bord des riesigen Schiffs sind die Gebrüder Manfred und Thomas, ihres Zeichens Wartungsingenieure. Die beiden Männer machen nach ihrem Aufwachen die gleiche Erfahrung wie zuvor Anja. Auch sie glauben, auf dem Schiff allein zu sein. Zu Beginn scheint alles nach einem vorherbestimmten, wenn auch mit Fehlern vorbelasteten Plan zu laufen. Dann erkennt Anja, dass man ein falsches Spiel mit ihr getrieben und sie hintergangen hat. Aus diesem Grund macht sie von den ihr eingeräumten Administratorzugriffen auf den Zentralcomputer Gebrauch. Sie versucht nicht nur ihr Leben, sondern das Schiff, die Mannschaft und die Auswanderer zu retten.
Ein weiterer Handlungsstrang, der jedoch übergreifend ist, stellt die Veränderung von Menschen dar, die sich plötzlich nicht mehr in dem alten Körper wiederfinden, sondern als Kentaur, halb Mensch, halb Pferd. Mit diesen Wandlungen der Menschen geht aber auch eine Änderung der Menschen und derer Ansichten einher. Mit der Veränderung wird aus dem Bruder, dem Freund, plötzlich ein Gegner, ein Feind. Alles, was anders ist, muss bekämpft werden. Mit dieser Handlung bringt der Autor aber auch gleichzeitig den Leser zum Nachdenken.
Das Buch ist gelungen geschrieben. Es zeigt aber auch, dass deutsche Autoren weitab der großen Verlage und der allgemeinen Öffentlichkeit gute SF schreiben können. Im Buch fühlt sich der Leser ähnlich wie Anja. Er reist mit ihr im Raumschiff, die Gefahr immer dabei. Deshalb sind Elitesoldaten an Bord. Sie sollen, wenn nötig, die Auswanderer zu den Sternen beschützen. Aber vor welcher Gefahr? Diese bleibt diffus und nicht greifbar. Ähnlich wie Anja weiß der Leser nur so viel wie die Protagonisten und hat keine Ahnung, welche Überraschungen der Autor Simon Halo noch anzubieten hat. Nicht nur für Science-Fiction-Fans ist dieser an einen Krimi erinnernde Roman lesenswert. Simon Halo hat mich mit seinem Buch ehrlich verblüfft. Er geht anders an eine Geschichte heran, als es zur Zeit überall gang und gäbe ist. Zudem streut er in die Erzählungen Rückblicke ein, die die Jetztzeit der Handlungsträger erklärbarer und verständlicher macht. Manch ein „Aha - so meint er das“ rückt die Erwartungshaltung zurecht, führt sie aber auch auf falsche Bahnen. Aus diesem Grund ist die Handlung in Teilen immer wieder verblüffend anders. Die Figuren wurden glaubwürdig und mit viel Liebe zu den Einzelheiten erschaffen. Die Eigenschaften stimmen mit lebenden Personen überein, so dass man sich die Charaktere als Menschen wie Du und Ich vorstellen kann. Nichts wirkt gekünstelt.
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