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Reihe: Elvion, Band 3
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
“Elfenmeer” ist der dritte Band der Elfenreihe von Sabrina Qunaj.
Wie das Kleid der Frau auf dem Cover ist auch der übrige Teil in Rottönen gehalten. Vor dem hellroten Hintergrund kann man einen Wasserfall erkennen, vor dem einzelne Möwen ihre Kreise ziehen. Vor diesem Wasserfall steht eine junge Frau, die in eben jenen hineinblickt. Vielleicht ist der Wasserfall aber nicht das, was er zu sein scheint, vielleicht ist er auch eine undurchdringliche Wasserbarriere – die Barriere, die den Palast des Korallenfürsten vom Meer trennt? In jedem Fall ist es ein Cover, das sich gekonnt an die Cover der Vorgänger anschließt.
Als die Elfenkönigin Liadan sich weigert, auf die Forderungen des Korallenfürsten einzugehen, wird sie von ihm entführt. Der Korallenfürst kann sich einfach nicht vorstellen, dass Liadan wirklich ihre Augen vor dem Unrecht verschließen will, das die Elfen den Menschen antun. Liadan hat jedoch größeres im Sinn, etwas, das aus ihrer Sicht das Leid der Menschen wert ist. Und während der Korallenfürst noch versucht, Liadan von seinem Standpunkt zu überzeugen, machen sich die Silberritter auf den Weg, ihre Königin aus seinen Fängen zu befreien.
Auch in diesem Band der Reihe erzählt Sabrina Qunaj die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein jeder nachvollziehbar und schlüssig und dennoch absolut gegensätzlich. Einige der Figuren sind dem Leser der Vorgängerbande bekannt, Figuren wie Liadan, Vinae und Ardemir. Andere lernt man erst in diesem Band kennen – und jene sind es, die diese Geschichte antreiben: Die junge Ritteranwärterin Marinel, die bei ihrer Ritterprüfung einen Teil ihrer Hand verliert – und ihr Ziel damit in nahezu unerreichbare Ferne rückt; ihr Gefährte, der Silberritter Valuar, eine Figur, die alles andere als perfekt ist; der Korallenfürst, der sich dem Schicksal der Menschen verschrieben hat – und wo es möglich ist, Unrecht, das ihnen geschieht, zu verhindern versucht; die Menschenfrau Naya und ihr Geliebter Avree, der Feuerprinz – beides Kapitäne unter dem Kommando des Korallenfürsten. Die Fronten sind dem Leser schnell klar: Die der Königin und ihre Silberritter und die der Piraten und Menschen um den Korallenfürsten. Was jedoch nicht klar ist und bis über das Ende hinaus unklar bleibt, ist welche dieser Fronten im Recht ist. Gute Gründe haben beide, auch wenn manche besser zu verstehen sind als andere (aber als Leser ist man ja auch nur ein Mensch). Inmitten dieser Fronten versuchen die einzelnen Figuren ihren Weg zu finden – gerade ihre Wege sind es, die den Leser in den Bann schlagen, ihn zu Hoffnung, Angst, Liebe und Hass, manchmal sogar Bewunderung verleiten. Sabrina Qunaj versteht es einfach, ihre Figuren zum Leben zu erwecken und ihnen (bis auf wenige Ausnahmen) einen Platz in den Herzen der Leser zu sichern.
Das Schicksal jeder einzelnen Figur webt die Autorin schließlich zu einem Plot ohnegleichen zusammen. Ein Plot, der nichts Gutes verheißt, weder für Elvion (die Welt der Elfen), noch die miteinander verbundenen Figuren, die jetzt auf verschiedenen Seiten stehen. Schon der Prolog lässt anklingen, dass diese Geschichte unter keinem guten Stern steht und mit jeder Seite mehr wird aus der Vorahnung traurige Gewissheit: Denn so ergreifend manche Momente auch sind, nicht für jede der liebgewonnen Figuren gibt es ein gutes Ende. Mit der letzten Seite könnte man sogar befürchten, dass es für keinen der Charaktere gut ausgehen wird: Denn obwohl bereits jetzt große Opfer gebracht wurden, ist ein Ende des Zwists nicht in Sicht.
Ergreifend, fesselnd und – mit nur fünfhunderten Seiten – eindeutig zu kurz. Viel zu schnell ging die Geschichte vorüber, musste ich wieder Abschied von alten Bekannten und neuen, liebgewonnen Figuren nehmen. Zum Glück ist “Elfenmeer” entgegen der Aussage des Verlages nicht das Finale der Reihe, die Autorin wird die Geschichte weiterschreiben. Und damit bleibt auch mit dem Ende des Buches zumindest meine Hoffnung bestehen.