Titel: Elfenkrieg Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Mit “Elfenkrieg” setzt Sabrina Qunaj die Geschichte aus “Elfenmagie” fort, eine Tatsache, die man schon dem Cover des Buches ansieht: Vom Stil her ähnelt das Cover stark dem von “Elfenmagie”. Schriftart und Zeichenstil sind gleich, auch wenn die Szenerie eine ganz andere ist: Die Sonne geht gerade auf (oder ist gerade untergegangen), eine Vielzahl von Vögel machen den Himmel unsicher, während eine einzelne Frau fast ganz allein auf den Klippen vor dem Meer steht. Nur der Falke auf ihrer Hand leistet ihr Gesellschaft. Mir gefällt die Darstellung – und auch wenn sie nicht direkt dem Buch entsprungen zu sein scheint, könnte ich mir die Elfin Vinae durchaus auf dieser Klippe vorstellen.
Der große Elfenkrieg ist noch längst nicht vergessen, als der nächste Krieg die Heimat der Elfen heimsucht. Drachenfeuer und Nebel sind es, die eine Orakelstätte nach der anderen aufsuchen – und vernichten. Die Elfenritter sind chancenlos, bis der weiße Ritter, Nevliin, eine der Nebelgestalten verletzten kann – und in ihr seine verstorbene Geliebte, Vanora erkennt: Trugbild oder Wirklichkeit?
Seit den Geschehnissen in “Elfenmagie” sind einige Jahrzehnte vergangen, aber Elfen sind langlebig und so kann sich der Leser auf ein Wiedersehen mit einigen liebgewonnen Hauptpersonen freuen – auch wenn diese sich (zum Teil erschreckend) verändert haben. Auf den mysteriösen Prolog folgt sogleich das erste Wiedersehen, gleichzeitig allerdings auch die Konfrontation mit Feuer und Leid. Die Geschichte beginnt inmitten einer Schlacht um eines der Orakel. Die Schlacht, die den Wendepunkt im neuen Krieg einläutet und gleichzeitig eine Unmenge an Fragen aufwirft. Eine einzelne davon schwerwiegender als jede andere: Kann es sein, dass Vanora zurückgekommen ist?
Das Auftauchen der Drachenelfin Aurun beantwortet die Frage, warum die Drachen an den Angriffen beteiligt sind. Damit offerieren sie Elfen und Leser eine Lösung für eines der Probleme und bringen die nächste bekannte Figur ins Spiel: Eamon, der sich seit Vanoras Tod in die Menschenwelt zurückgezogen hat. Der Ruf seiner Königin und Schwester bringt ihn zurück nach Elvion – und das Abenteuer beginnt (fast). Vorher gilt es noch die eigentliche Hauptperson der Geschichte vorzustellen: Vinae. vaterlos aufgewachsen unter der Obhut einer eher grausamen Mutter ist sie es, die dem Sonnental Hoffnung gibt – der Lichtblick im dunklen Tale und der helle Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte. Der Grundstein dafür wurde schon in “Elfenmagie” gelegt – auch wenn es eine kleine Weile braucht, bis der Leser (und ihr Vater) die richtigen Schlüsse zieht.
Die Antworten auf die Fragen der Mächtigen finden sich an den dunkelsten Orten – und während alte Freundschaften zerbrechen, schmiedet ein helles Band die ungewöhnlichsten Allianzen. Allianzen, an die so manche Figur (und auch der Leser) im Traum nicht gedacht hätten. Wirklich vorhersehbar (gut) ist nur Vinae – und selbst sie schafft es immer wieder, auch den Leser zu überraschen. Und auch wenn man als Leser bei den meisten Figuren weiß, woran man ist, sind ihre Taten alles andere als vorhersehbar. Und was mir wirklich gefällt: In jedem einzelnen Charakter steckt ein heller Funke, der die Figur an sich sogar liebenswert machen könnte. Nur eine ist wirklich böse – und selbst dieser Jemand hat zumindest einen nachvollziehbaren Grund für seine Taten.
Den Großteil der Geschichte machen damit auch in “Elfenkrieg” die Figuren aus, was jedoch nicht heißt, dass es dem Buch an Spannung mangelt. Schon das prasselnde Feuer in der Schlacht um das Orakel belehrt Leser, die das vermutet haben sollten, eines Besseren. Die Suche nach der Ursache für das vordergründig sinnlose Morden ist alles andere als einfach – und führt den Leser zurück in die Anfangszeiten von Elvion. In eine Vergangenheit, die ebenso grausam ist wie die Gegenwart.
Der Kampf um Elvion führt jede einzelne Figur an ihre Grenzen und darüber hinaus. Nicht umsonst stellt Sabrina Qunaj in ihrem Prolog die Frage “Welches ist die grausamere Tat? Ein Leben zu beenden oder eines zu retten?”. Das Ende ist glücklicher, als man es nach “Elfenmagie” erwarten könnte – letztendlich kann so mancher seinen Frieden finden. Auch diesmal kann Elvion gerettet werden, nicht jedoch ohne sich zu wandeln.
Ich habe die letzte Seite wehmütig umgeblättert, traurig, Elvion so schnell (diesmal waren es nur 700 Seiten) wieder verlassen zu müssen. Ich bin mir sicher, dass diejenigen, die “Elfenmagie” mochten, “Elfenkrieg” lieben werden. Vielleicht versöhnt das Ende sie sogar mit dem Ende vom ersten Band, auch wenn Sabrina Qunaj ihrem Stil treu bleibt – und es ihren Figuren wirklich nicht einfach macht. Mir sind damit alte wie neue Figuren (wieder) ans Herz gewachsen – und ich freue mich schon darauf, im März 2014 meinen nächsten Ausflug nach Elvion zu unternehmen.