|
Zyklus: Lied von Eis und Feuer - Band 7 und 8 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Krieg der fünf Könige hat nun ein Ende gefunden, nachdem vier den Tod gefunden haben. Nun sind nur noch König Tommen Baratheon und Stannis Baratheon übrig. Letzterer zog nach Norden und überwacht die Grenze und den Wall. John Snow, der neue Kommandant der Nachtwache, sieht das Ganze mit Besorgnis, denn Stannis steht unter dem Einfluss der roten Zaubererin Melisandre. Er schickt Samwell Tarly zusammen mit Maester Aemon weg, um Aemon dem Zugriff von Melisandre zu entziehen, die an ihm wegen seines königlichen Blutes dunkle Magie praktizieren könnte. Unterdessen regiert in Kings Landing Cercei Lannister, für ihren minderjährigen Sohn. In dem Land ist ein trügerischer Frieden eingezogen, und wie trügerisch dieser ist, zeigen die beginnenden Angriffe der Eisenleute. Die Bewohner der Inseln haben nach dem Tod von König Balon Greyjoy mit Euron Greyjoy einen starken König gewählt, der nun auszieht, Westeros zu erobern. Dabei hat das Land ganz andere Probleme: Der Winter hält Einzug und er wird lange dauern. Die Lager sind nach den Verwüstungen leer und im Norden regt sich ein uraltes Übel. Die Bewohner, die die Situation überblicken, wissen, dass nur ein geeintes Land den Gefahren trotzen kann.
Fünf Jahre haben die begeisterten Leser von George R. R. Martins Zyklus auf die Fortsetzung gewartet, und was sie am Ende präsentiert bekamen, war ein halber Roman. Als sich der Autor beim Schreiben total vergaloppiert hatte, beschloss er, das Buch zu teilen, und zwar nicht zeitlich, sondern nach Handlungsfäden. So konzentriert sich dieses Buch auf Kings Landing und damit auf Jaime und Cercei Lannister, die Eisenleute, auf Brienne, die auszieht, Sansa zu suchen, auf Aria, die die Insel Bravos erreicht, und auf Samwell Tarly, der von Norden nach Süden reist. Und dann ist da noch die Handlungsebene um die Dorne im Süden des Landes, deren Sinn sich mir vollkommen entzogen hat. Warum George R. R. Martin meinte, noch eine weitere Baustelle aufreißen zu müssen, wird wohl bestenfalls in der Zukunft beantwortet werden. Die Handlung dümpelt über lange Stecken ohne große Freude dahin. Brienne sucht und sucht und sucht und der Leser schläft fast ein. Da sind die nervigen Kapitel um Cercei Lannister und ihre paranoiden Sichtweisen fast eine Abwechslung, aber eben nur fast. Meistens nervt diese Figur mit ihrem paranoiden Wahnsinn ungemein und zu allem Übel wird diesem Handlungsstrang viel zu viel Raum eingeräumt. Von Aria, Samwell und Jaime liest man jedoch zu wenig, obwohl das die Sympathieträger sind. Und von John Snow, von Cateline Stark, von Tyrion Lannister und von Königin Daennerys liest man überhaupt nichts, denn deren Abenteuer hat sich der Autor für das kommende Buch aufgespart, das laut Nachwort 2006 erscheinen sollte. Bislang ist „A Dance with Dragons“ noch nicht erschienen, aber es besteht gewisse Hoffnung, dass es 2011 endlich so weit sein könnte. Man sieht das Dilemma: Der Autor kommt vom Hundertsten ins Tausendste und findet sich selbstverliebt in all den kleinen Details wieder, die er unbedingt dem Leser noch reindrücken muss. Im Drang, alles perfekt zu machen, gelingt ihm nur das Gegenteil und es ist zu befürchten, dass auch der nächste Roman mit jedem Monat, an dem Martin an dem Skript herummurkst, noch schlechter wird. Was Martin fehlt, ist ein starker Lektor, der ihm seine Skriptseiten so lange um die Ohren haut, bis er begriffen hat, dass der Leser kein Interesse an seinen Kapriolen hat, sondern wissen möchte, wie das Ganze weitergeht. Seit 2000, als „A Storm of Swords erschienen ist, hat er genau eine Fortsetzung zustande gebracht und bei diesem Tempo ist zu befürchten, dass der Sensenmann die Serie vor George R. R. Martin beenden wird. Also, George, komm zu Potte, lass all die Eisenleute und Dorne in der Versenkung verschwinden, gibt Cercei und ihrem Inzucht-Kind einen schnelle Hinrichtung und komm zum Punkt. Und bitte hör auf, uns zu langweilen.
5 von 10 Punkten.