Titel: Eine Feder für Wölfe
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Die Wolfsanthologie “Eine Feder für die Wölfe” ist das Ergebnis des Projektes “Eine Feder für Tiere“. Ziel des Projektes ist es, bedrohte und schützenswerte Tierarten in den Fokus zu rücken und zu fördern – daher geht das Honorar der Autoren komplett an den Naturschutzbund NABU, passend zum Thema an das Projekt “Willkommen Wolf”.
Nach zwei Einleitungen – eine von der Begründerin des Projekts “Eine Feder für die Tiere” zum Hintergrund der Anthologie, die zweite über den Wolf an sich und den Wolf in Deutschland beginnt die bunte Sammlung von Wolfgeschichten, die über Dystopien, Fantasy und Märchen, ganz “normalen” Wolfgeschichten bis hin zu Science Fiction reicht.
Mir persönlich haben es vor allem die fantastischen und märchenhaften Geschichten angetan, einige von ihnen könnten tatsächlich alten (indianischen) Legenden entsprungen sein. Meine Favoriten sind “Luperus Rex – Könige der Wölfe” von Claudia Romes und “Wolfenreiter” von Cairiel Arie. In der Erstgenannten erzählt eine Großmutter ihrer Enkelin die wahre Geschichte ihres verschollenen Bruders, eine Geschichte um uralte Wölfe und ihre Verbindung zum Menschen. Zweitere handelt von einer Bindung zwischen Mensch und Tier, die über den Tod hinausgeht. Eine Geschichte, die mich an eine griechische Sage um einen Jungen und einen Delphin erinnert hat und mindestens genau so gut zu unterhalten wusste.
Aber nicht alle Geschichten scheinen alten Legenden entsprungen zu sein, manche könnten durchaus auch im realen Leben passieren. Ein Trunkenbold, den die Begegnung mit einem Wolf auf den rechten Pfad bringt, wie in “Wolfschnee” von Fianna Cessair. Oder ein Junge wie der aus Bianca Sigwarts “Wächter des Waldes”, der erst einen Anstoß braucht, um die Welt der Wölfe zu verstehen. In “Heimkehrer” von Laila Mahfouz ist es ein naturbegeisterter Onkel und die Begegnung mit einem echten Wolf, die die Liebe eines Jungen zu den Tieren entfacht.
Manche der Autoren entführen den Leser in fremde Welten oder auch in die Zukunft. In “Das Vermächtnis der weissen Wölfin” gerät der Leser an der Seite der jungen Heldin in den alten Kampf zwischen Schatten und Licht, zwischen weißen und schwarzen Wölfen. Die Visionen der Zukunft, die Ane Schönyan, Swantje Berndt oder auch Ly Fabian zeichnen. sind düster – echte Wölfe kommen in keiner der Geschichten vor. Genmanipulation und zerstörte Welten stehen hier auf der Tagesordnung – aber auch diese Geschichten zeigen, dass Menschen und Wölfe (oder deren Nachkommen) “Rücken an Rücken” stehen können, genau so, wie es Swantje Berndt in ihrer Geschichte beschreibt.
Aber es nun Geschichten über Gestaltenwandler, waschechte Wölfe, Traum- oder Fantasiegestalten sind, jede der Geschichten weiß den Leser auf ihre Art zu bewegen und lässt den Leser über die Beziehung zwischen Wolf und Mensch nachdenken. Mir haben nicht alle Geschichten gut gefallen – Anthologien, die das schaffen, sind wahrlich selten – wohl aber die Intention, die in jeder einzelnen Geschichte steckt. Man muss kein Wolfsfreund sein um sie zu mögen, auch wenn man nach der Lektüre durchaus einer werden könnte. Und wenn nicht, hat man zumindest kurz eine schöne Zeit unter Wölfen verbringen können.