Reihe: Star Wars: The Old Republic, Band 1 Titel: Eine unheilvolle Allianz Originaltitel: Fatal Alliance Autor: Sean Williams Übersetzung: Jan Dinter Buch/Verlagsdaten: Panini Books, 448 Seiten, August 2010, ISBN-13: 978-3833220364 Eine Rezension von Mario Pfanzagl (weitere Rezensionen von Mario Pfanzagl auf fictionfantasy finden sie hier) |
Nach Sean Williams umstrittener The Force Unleashed-Adaption ist ihm mit Fatal Alliance wirklich ein Überraschungserfolg gelungen. Befreit vom Zwang sich an ein vorgegebenes Drehbuch zu handeln überrascht Williams mit unvorhersehbaren Handlungswendungen und in TFU schmerzlich vermissten gut ausgebauten Action- und Schlachtszenen. Dazu kommen drei sehr gut miteinander in Einklang gehaltene Handlungsstränge, welche die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Und all das in echter Star Wars-Manier, obwohl das Buch zunächst ein wenig an klassische Spionageromane erinnert und vor allem durch die unklaren Motive mancher Charaktere, sowie dem Mysterium der zu versteigernden Schiffsfracht bemerkenswert schnell an Spannung gewinnt.
---- Inhaltsangabe und ausführlichere Fassung des Kommentars ---
Als der Pirat Jet Nebula bei seinem Versuch im Wilden Raum die Cinzia aufzubringen miterlebt wie sich das Schiff samt Crew in die Luft sprengt ahnt er nicht dass die kurz drauf geborgene Fracht den Kalten Krieg zwischen Republik und Imperium eine entscheidende Wende verleihen könnte. Nebulas Hutt-Auftraggeberin beschließt zunächst einmal Vertreter beider Seiten zu einer Auktion einzuladen.
Unterdessen trifft auf Coruscant Jedi-Padawan Shigar Konshi in den unteren Ebenen auf einen tobenden Mandalorianer, der es im Alleingang mit einer Zelle der Black Sun aufgenommen und damit auch die Aufmerksamkeit der Ex-Special Forces-Soldatin Larin "Toxic" Moxla geweckt hat. Lema Xandret. Cinzia. Diese zwei Namen, können Shigar und Larin noch in Erfahrung bringen, ehe der Mandalorianer Dao Stryver ihnen entwischt ist. Da beide hinter diesen Namen etwas großes vermuten, schließen sie sich zusammen. Als Shigars Meisterin Satele Shan Supreme Commander Stantorrs davon überzeugt Nachforschungen anzustellen stößt dessen Top-Analyst Ula Vii schnell auf die Auktion der Sith, bei welcher die Überreste der Cinzia und ihre Fracht zum Verkauf stehen.
Unterdessen kehrt Sith-Schülerin Eldon Ax verwundet und gedemütigt von ihrer letzten Mission nach Dromund Kaas zurück. Ein Mandalorianer namens Dao Stryver hat auch sie nach der Cinzia und Lema Xandret befragt, jedoch am Leben gelassen. Ein Fehler? Denn Ax hat sich dafür geschworen ihn zur Strecke zu bringen. Doch zunächst muss Ax ihrem Meister Darth Chratis darüber berichten versagt zu haben. Wie sich herausstellt haben die Sith jedoch eine viel genauere Vorstellung davon was Lema Xandret und die Cinzia sein sollen.
Doch Republik wie Imperium haben es nicht auf die mysteriöse Fracht der Cinzia abgesehen, sondern deren Navicomputer. Damit hoffen sie auf die Herkunftswelt des stolzen Schiffs zu stoßen und sich durch dessen Ressourcen einen Vorteil gegenüber dem Feind zu verschaffen. Während die Republik unwissentlich einen imperialen Spion als Botschafter entsendet, ist der Abgesandte des Imperiums nichts weiter als eine Marionette, die nur Eldon Ax Versuch verschleiern soll sich die Fracht der Cinzia mit Gewalt anzueignen. Auf Seiten der Republik sind es wiederum Shigar Konshi und Larin Moxla die undercover zur Auktion aufbrechen sollen, um mehr über die mysteriöse Fracht zu erfahren...
Im Vorfeld der Veröffentlichung von FATAL ALLIANCE gab es viele Zweifel an der Qualität des Werks. Gerade Autor Sean Williams der sich mit seiner THE FORCE UNLEASHED-Adaption scheinbar viele Feinde gemacht hat galt als Grund genug auf den THE OLD REPUBLIC-Tie-in aus seiner Feder zu verzichten. Das wurde noch mit der Feststellung untermauert, dass FATAL ALLIANCE so oder so eine belanglose Vorgeschichte wäre und Williams zweifellos vollauf damit beschäftigt wäre die Charakterklassen vorzustellen. Doch schlussendlich hat FATAL ALLIANCE zumindest mich angenehm überrascht. Wohl weil Williams sich bei diesem Tie-in an kein fixes Drehbuch halten musste und die Kritik an TFU zum Teil auch von Schwächen des Spiels herrührte bzw. weil die Handlung des Spiels einfach sklavisch in Buchform gepresst wurde. FATAL ALLIANCE ist da völlig anders. Die Handlung steht für sich selbst und überrascht durch ein hohes Maß an Spannung, Action und dem Titel Star Wars mehr als würdige Raum- und Bodenschlachten. Dabei verläuft ein guter Teil des Werks zunächst wie ein klassischer Spionageroman oder moderner ausgedrückt, ein Agenten-Thriller.
FATAL ALLIANCE überrascht. Denn nach TFU hätte man Sean Williams diese Meisterleistung kaum zugetraut. Nicht nur dass er es gekonnt versteht die drei Haupthandlungsstränge optimal aufeinander abzustimmen, einander übergreifen zu lassen und so manche Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten, Williams verfällt auch nicht dem Zauber einer einzelnen Fraktion, sondern zeigt Imperium, Republik und Neutrale aus ihrer jeweiligen Perspektive und ihrem jeweiligen Selbstverständnis. Kommt noch so manche überraschende Handlungswendung hinzu und dass es zum Ende hin tatsächlich zu einer von sehr plastisch dargestellten und keinesfalls mehr wie in TFU überhastet wirkenden Gefechten, ja sogar einer großen Raum- und Bodenschlacht, sowie der titelgebenden fatalen Allianz kommt.
Um diese Faszination begreiflich zu machen kommt man um den Spoiler nicht herum dass die Auktion auf Nal Hutta und alles was dort geschieht nur der Auftakt zu etwas viel größeren ist. Etwas das die Pattstellung zwischen Republik und Imperium zu Ungunsten beider Fraktionen verschieben könnte. Denn das Geheimnis der Cinzia erinnert an eine ganz bestimmte Folge Stargate, so dass man sich fragt ob sich Star Wars allmählich auch an anderen Science Fiction-Themen zu bedienen beginnt, gab es doch schon Zeitreisen in Folge von Defekten des Hyperantriebs (Crosscurrent), Zombies (Death Troopers) und im vergessenen neu aufgeblühte Kulturen (Lost Tribe of the Sith).
Aber genug von diesen heiklem Thema, mit seiner Spoilergefahr. Was an FATAL ALLIANCE am meisten faszinierte war für mich Sean Williams Talent die Actionszenen wirklich lebendig zu gestalten. Ganz im Gegensatz zu TFU, wo er diese zeitweise in wenigen Zeilen abhakte. In FATAL ALLIANCE lässt er sich dafür gebührend Zeit und erinnerte mich in den größeren Konfrontationen an die guten alten Zeiten, wie die X-Wing-Romane oder gar so manche Schlacht aus Erbe der Jedi-Ritter. Diese Szenen kommen jedoch erst relativ spät zum Einsatz. Zunächst baut Williams die Handlung auf, indem er die Charaktere und Motivation vorstellt. Erst auf Nal Hutta beginnt er dann mit jenem Part der perfekt in das Setting des Kalten Kriegs zwischen Republik und Imperium passt, ja sogar an manche ältere Spionageromane erinnert. Bis dieser Kalte Krieg der Spione und Agenten richtig heiß wird und das erste Mal Blut fließt. Was anfangs auf Coruscant passiert ist da wirklich nur ein äußerst minimaler Vorgeschmack.
Für die Handlung hat Sean Williams natürlich Charaktere gewählt die alle in The Old Republic spielbaren Klassen verkörpern sollen. Doch damit ist es schon getan. Es wird auf keine Kampftalente und Statistiken Bezug genommen, sondern nur gelegentlich mit dem Partnerschaftsprinzip gespielt. So hat Schmuggler/Pirat Jet Nebula immer seinen getreuen Droiden Clunker an seiner Seite, während Jedi-Padawan Shigar Konshi sich mit Trooper Larin Moxla zusammengetan hat. Und irgendwo läuft ein mandalorianischer Kopfgeldjäger herum, während die Sith-Schülerin deutlich besser mit ihrer Seite vernetzt ist als die Jedi, die auch nicht wissen dass der Botschafter der Republik im Grunde ein imperialer Spion ist, der aber anders als zu erwarten nur ein kleine Informant und für solche Einsätze gar nicht geschult ist.
Shigar Konshi, der Kiffar mit seinem wechselhaften psychometrischen Talent ist jedoch längst kein Quinlan Vos. Er mag zwar der Schülerin Großmeisterin Satele Shans sein und von dieser als äußerst fähiger Schüler geachtet werden, doch der Jedi-Rat verweigert ihm zunächst die Zulassung zu seinen Prüfungen und damit den Ritterschlag. Doch auch wenn Shigar zunächst wie ein Jedi jenes Typus vom schwächlichen Schüler zu ähneln scheint (was Erinnerungen an Republic Commando: Hard Contact wecken würde), er ist mehr und sein ganz eigener Typ. Shigar weiß dass er würdig ist ein Jedi-Ritter zu werden und vertraut seiner Meisterin. Sein Problem ist jedoch mangelnde Selbstbeherrschung. Er spricht die Dinge offen an, etwa die Korruption in der kriegsgebeutelten Republik und scheut sich auch nicht diese manchen Senatoren offen ins Gesicht zu sagen. Ob er in TOR als NPC auftreten oder nur Erwähnung finden wird ist fragwürdig, auf jeden Fall wird jedoch seine Meisterin auf die eine oder andere Weise mit von der Partie sein. Die Nachfahrin Revans und Bastilla Shans kommt jedoch genau wie Darth Chratis, der Mann auf dem Coverin Mustafar sehr ähnlicher Umgebung, erst ab der zweiten Hälfte des Buchs wieder vor und erst gegen Ende so richtig.
Es sind die Schüler die hier wirklich die Hauptrollen einnehmen und dabei von den anderen Charakteren sehr gut ergänzt werden. Ja Ula Vii stiehlt Jedi wie Sith zeitweise sogar die Show, was dem Mann der Machtbenutzern aller Coleur kritisch gegenübersteht gefallen dürfte. Eldon Ax hingegen scheint zunächst in der Tradition der zahlreichen weiblichen Sith-Schülerinnen zu stehen, wie Vestara Khai, Tahiri Veila, Lomi Plo und Lumiya die wohl immer dann auftreten wenn gerade kein Held oder Skywalker der dunklen Seite verfallen darf. Gerade mit Vestara Khai verbindet Eldon Ax ihre Rolle als ambitionierte Sith-Schülerin durch deren Augen den Sith Persönlichkeit verliehen wird, ohne sie jedoch auf die helle Seite wechseln zu lassen. Ähnlich gut gelungen ist Sean Williams die Darstellung Dao Stryvers, der in echter Boba Fett-Manier einem unaufhaltbaren Terminator ähnelt, mit lange Zeit undurchsichtigen Plänen und Motivationen.
Faszinierend sind im übrigen auch die Einblicke hinter die Kulissen von Republik und Imperium, zu einem Zeitpunkt da man noch nicht weiß wie TOR sich wirklich anfühlen wird. In dieser Hinsicht bietet FATAL ALLIANCE einen Vorgeschmack auf die angespannte Lage im Kalten Krieg zwischen den beiden Supermächten. Ohne dabei wie eine Vorgeschichte zum Spiel zu wirken. Denn diese findet man eher in den Webcomics wie THREAT OF PEACE oder dem Darth Malgus gewidmeten zweiten TOR-Tie in DECEIVED. FATAL ALLIANCE hingegen ist die erste und daher umso aufregendere Geschichte in der Galaxis nach dem Vertrag von Coruscant. Denkt man an die Romane zu Dragon Age und Mass Effect, beides ja ebenfalls von Bioware entworfene Spiele, so ist es gut möglich dass FATAL ALLIANCE mit einigen NPCs oder wenigstens Anmerkungen mit TOR verbunden sein wird, wohl auch mit Akshae Shanka, dem ewigen Zweiten bei der Großen Jagd.
Fazit:
Ein Überraschungserfolg für Sean Williams. Was zunächst an einen Spionageroman aus dem Kalten Krieg erinnert, überzeugt schon bald durch ein hohes Maß an Spannung, sowie detailreich inszenierte Actionszenen.