Serie/Zyklus: Queng Ho, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Seit Jahrhunderten breitet sich die Menschheit über die Galaxis aus wie ein bösartiger Virus. Da sie aber nicht die Lichtgeschwindigkeit beherrscht, sind ihre Fortbewegungsmittel gigantische Raumschiffe, in denen die Astronauten quasi auf Eis liegen. Reisen mit den Raumschiffen dauern durchaus Jahrzehnte. Gleichzeitig sind die interstellaren Händler mit Namen Dschöng-Ho unterwegs.
Eine der Händlerflotten ist unterwegs zu einem ganz besonderen Zielstern. Scheinbar verlöscht dieser Stern alle paar Jahrhunderte und wird daher als AnAus-Stern bezeichnet. Dieses seltsame physikalische Phänomen lockt die Dschöng-Ho an. Allein die theoretische Möglichkeit, dort eine unbekannte Rasse zu entdecken, ist ein Grund, diese Reise anzutreten. Sie sind jedoch nicht die einzigen, die sich auf den weiten Weg gemacht haben. Die Aufsteiger, die anderen Konkurrenten, verfügen über eine fast ebenbürtige Technik, aber eine unausgereifte Moral. Beide Rassen treffen im Zielsystem aufeinander. Eine kriegerische Auseinandersetzung folgt, bei der die Dschöng-Ho verlieren. Doch sie müssen erkennen, dass beide Parteien fernab der menschlichen Besiedelungsräume gestrandet sind. Jetzt benötigen sie die Hilfe der einheimischen Spinnenrasse. Aber die ist in ihrer Entwicklung noch nicht so weit. Dabei nutzen die Aufsteiger die Zeit und plündern die Bibliothek der Gegner, um sich deren Wissen anzueignen. Die Spinnenwesen unterscheiden sich jedoch erheblich von den Menschen, was eine Unterhaltung schwierig gestaltet.
Vernor Vinge erzählt in seinem Roman eigentlich zwei Geschichten. Eine Geschichte erzählt die Handlung der menschlichen Rasse, die andere Geschichte widmet sich den Spinnenwesen. Lange Zeit laufen beide Geschichten nebeneinander her, bis sie gegen Ende des Romans zusammengeführt werden. Die beiden Rassen sind darauf angewiesen, miteinander auszukommen. Unterschwellig geht die Auseinandersetzung weiter. Ein gefährliches Ränkespiel beginnt. Der amerikanische Autor versteht es, spannende Handlung mit gut beschriebenen Handlungsträgern in innige Verbindung zu bringen.
Allerdings nur zu Beginn und am Ende des Buches. Nach dem schnellen und fesselnden Anfang geschieht in der Mitte nicht sehr viel. Vernor Vinge benötigt den Platz zum Schreiben und Beschreiben, was sich allerdings auf den Erzählfluss hemmend auswirkt. Erst als es um den Hintergrund von Pham Nuwen geht, gewinnt die Handlung an Schwung. Der Handlungsstrang um die Spinnen und ihren Sherkaner Underhill (Einstein?), das Universalgenie, ist in allem den Menschen viel ähnlicher, als ich es mir gewünscht hätte. Zudem ist die schnelle Entwicklung mit dem Einstieg ins Atomzeitalter eine Entwicklung, die meiner Ansicht nach zu schnell vonstatten geht.
Ein weiterer Punkt, der mir nicht sehr gefällt, ist die Übersetzung an sich. Da werden die Qeng-Ho zu Dschöng-Ho, die Emerest zu Aufsteigern. Aber beim Namen Pham Nuwen bleibt er wieder beim Original. Mir wäre es lieber gewesen, wenn zumindest die Eigennamen übernommen worden wären. Oder alles übersetzt, dafür dann aber etwas besser.
Eine Tiefe am Himmel erhielt neben dem bekanntesten Publikumspreis der Welt für Science Fiction, dem Hugo Gernsback Award, auch den John W. Campbell Award für den besten Roman des Jahres 1999. Die Auszeichnungen kann ich durchaus nachvollziehen und ihnen zustimmen. Fast zehn Jahre später ist der Roman immer noch aktuell und verliert nichts von seinem Charme.