Serie/Zyklus: Queng Ho, Band 2 Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Von Vernor Vinge erschienen beim Heyne-Verlag vor Jahren bereits zwei Romane. Darunter auch Ein Feuer auf der Tiefe, welcher im gleichen Universum wie das vorliegende Werk spielt, allerdings weit in der Zukunft. Beide Bücher sind nur noch antiquarisch erhältlich.
Mit Eine Tiefe am Himmel verlegte der Heyne-Verlag einen Roman, der neben dem Hugo Gernsback Award, dem bekanntesten Publikumspreis der amerikanischen SF-Szene, auch den John W. Campbell Award als bester Roman des Jahres einheimsen konnte. Da Übersetzungen solch hoch dekorierter Romane immer mehr zur Ausnahme werden und das SF-Programm des Heyne-Verlags immer weniger herausragende Titel präsentiert, ist mir die Kaufentscheidung damals recht leicht gefallen. Zumal ich sie nicht bereut habe.
In Vernor Vinges Zukunft haben sich die Menschen über weite Teile der Galaxis ausgebreitet. Wobei diese Ausbreitung allerdings nicht mit Überlichtgeschwindigkeit von statten geht, denn über dieses Wissen verfügen weder die Menschen noch die von ihnen entdeckten Spezies, sondern mittels riesiger Raumer, in denen die Besatzungen zum Teil Jahrzehnte in Stasis liegen. Reisen über einige Lichtjahre hinweg können so mehrere Jahrzehnte dauern. Die "ältesten" Raumfahrer sind so mehrere Jahrtausende alt.
Seit Jahrhunderten durchqueren die interstellaren Händler der "Dschöng Ho" den Menschenraum, immer auf der Suche nach neuem Profit und Handelspartnern. Sie bilden die einzige Konstante, denn planetengebundene Zivilisationen vergehen und erleben Jahrhunderte später wieder ihre technologische Auferstehung. Die "Dschöng Ho" dagegen vereinen das beste all dieser Menschenwelten und dies nicht nur in technologischer Hinsicht.
Die Expedition einer ihrer Flotten bildet den Handlungsrahmen des Romans. Ziel dieser ist ein Stern, der alle paar Jahrhunderte ein und aus geht und der bereits seit Jahrtausenden aus der Ferne beobachtet wird. Die Neugier aber auch die Möglichkeit auf eine neue Spezies zu treffen, sind für die Händler Beweggründe genug, um in einem für sie völlig unbekannten Raum vorzudringen. Leider sind sie nicht die einzigen, die eine Expedition losschickten. Mit den Aufsteigern, die über eine fast ebenbürtige Technologie verfügen, moralisch aber in der Barbarei steckengeblieben sind, erwächst ihnen ein ernstzunehmender Konkurrent aus der eigenen Spezies heraus.
Nach anfänglichen Kämpfen müssen beide Parteien erkennen, dass sie in diesem System gestrandet sind. Da die eigenen Ressourcen für eine Rückkehr in den Menschenraum nicht mehr ausreichen, sind sie auf die technologische Fortentwicklung der tatsächlich vorgefundenen Spezies angewiesen. Bei diesen Wesen handelt es sich um Spinnen und somit um Wesen, die nicht nur eine völlig andere "Sprache" besitzen, sondern sich in vielen Bereichen von den Menschen unterscheiden.
Der Roman an sich wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei sich der Autor nicht nur seinen menschlichen Protagonisten bedient, sondern weite Teile des Romans aus der Sicht der Arachna geschildert werden. Da diese nichts von den Menschen wissen, entstehen so zwei völlig von einander getrennte Handlungsstränge, die erst am Ende zusammengeführt werden.
Der Roman glänzt durch sehr gut ausgearbeitete Charaktäre, deren Beweggründe erst nach und nach entschlüsselt werden. Obwohl die beiden Parteien zusammenarbeiten müssen, schwellt der Konflikt unterschwellig weiter und die wichtigsten Handlungsträger lassen sich auf ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel ein. Vernor Vinge versteht es dieses spannend zu Papier zu bringen.
Seine Stärke bei der Darstellung der Arachna liegen darin, dass sich der Leser zwar bewußt ist eine Fremdspezies vor sich zu haben, aber der Autor dieses erst nach und nach deutlicher werden läßt. In all ihrer Fremdartigkeit weisen die Arachna doch menschliche Eigenschaften und Züge auf, die letztlich einer Verständigung dienlich sind. Auch hier nimmt sich der Autor den nötigen Raum um seine Figuren und deren Leben zu beschreiben.
Mit 814 Seiten ist der Roman nicht gerade dünn geraten und schreckt vielleicht den einen oder anderen Leser ab. Vernor Vinge benötigt für das Erzählen seiner Geschichte aber jede Seite, um seinen Figuren und dem Geschehen den nötigen Raum zu geben.
Aus meiner Sicht hat Vernor Vinge für diesen Roman zurecht zwei der wichtigsten Preise der amerikanischen SF-Szene erhalten.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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Ein Tiefe am Himmel - Rezensionsübersicht