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Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Geld regiert die Welt, lautet ein Sprichwort. Anstelle des Tauschhandels hat sich ein effizientes System durchgesetzt, um Waren und Dienstleistungen auf dem Markt anzubieten oder zu kaufen. Doch Geld bedeutet auch Status und Macht. Je mehr Geld, umso mächtiger wird man. Gerade eine Erbschaft kann oft zur rechten Zeit kommen.
In Andreas Eschbachs Eine Billion Dollar erbt John Fontanelli Geld. Gerade Anfang zwanzig, versucht Fontanelli sein Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Doch das gelingt ihm mehr schlecht als recht, zum Beispiel durch das Ausfahren von Pizza. Da erhält er Besuch von einer ehrwürdigen italienischen Anwaltskanzlei. Langsam, sehr langsam, damit er keinen Schock bekommt, klären die Anwälte ihn über das Erbe auf. Es sind Eine Billion Dollar, wie der Titel bereits verrät. Im 16. Jahrhundert hat ein Vorfahre Fontanellis einen Plan entwickelt. Durch den Zins und Zinseszins sollte über die Jahrhunderte hinweg ein gewaltiges Vermögen aufgebaut werden und zu einem bestimmten Datum an seinen jüngsten Erben ausgezahlt werden. John Fontanelli wird damit nicht nur zum reichsten Mann der Welt, er übertrifft mit diesem Einfluss auch viele Volkswirtschaften. Und er soll „den Menschen ihre verlorene Zukunft zurückgeben“.
Was soll John Fontanelli mit dem vielen Geld anfangen? Bevölkerungsprobleme, Kriege, Armut oder Umweltverschmutzung sind alles drängende Probleme. Auch beginnen sich plötzlich viele Leute für ihn zu interessieren, nicht immer zu seinem Vorteil.
Eschbachs Idee ist genial und problematisch zugleich. Genial ist der Roman deswegen, weil die Ökonomie nicht oft in Romanen beachtet wird. Mit einem vernünftigen Umgang ihres Einflusses können Volkswirtschaften viel bewegen und sich nicht lediglich als Spielball einiger Spekulanten machen lassen. Auch zeigt Eschbach auf, dass es am notwendigen Mut fehlt, die richtigen Schritte zu unternehmen und sich nicht durch faule Ausreden vor den drängendsten Problemen zu drücken. Die Wirtschaft soll nämlich dem Menschen dienen, nicht umgekehrt. Problematisch ist sicherlich, ob ein solches Vermögen tatsächlich entstehen kann. Doch es ist ein realistisches „Was wäre wenn?“-Spiel, überaus reizvoll darüber nachzudenken.
Eine Billion Dollar ist Krimi und futuristischer Thriller. Etwas zu lang geraten, aber durchaus unerhaltsam.