|
Serie / Zyklus: ~ Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Mit Eine Billion Dollar hat Andreas Eschbach zum ersten Mal einen Roman vorgelegt, der keinen SF-Hintergrund hat und nicht in der Zukunft spielt. Viele Phantastikleser mögen sich demnach nicht für diesen Roman interessieren, was sie aber tun sollten, denn ihnen entgeht ein wirklich lesenswerter Roman.
Wie der Titel des Buches es bereits verrät geht es um eine unvorstellbar große Geldsumme, die der Pizzafahrer John Fontanelli völlig unverhofft erbt. 500 Jahre lang wurde das Vermögen eines entfernten Vorfahren von der Anwaltsdynastie der Vacchis vermehrt und laut eines ebenso alten Testamentes soll es der jüngste männliche Nachfahre nach Ablauf dieser Zeitspanne erhalten. Aus einem kleinen Geldbetrag ist im Laufe der Jahrhunderte durch Zins und Zinseszins ein Vermögen geworden. Ein Vermögen, dass so groß ist, dass John Fontanelli damit in der Lage ist ganze Wirtschaftssysteme aus den Angeln zu heben.
An sich könnte sich das Buch zu einem Wirtschaftsroman entwickeln und der Leser wird auch mit reichlich Betriebs- und Volkswirtschaft konfrontiert. Dies sollte man sich aber keineswegs als trockene Lektüre vorstellen zu der man ein abgeschlossenes Studium benötigt. Der Autor spinnt in nachvollziehbaren Gedankengängen die Möglichkeiten durch, die einem mit solch einem Vermögen gegeben sind.
Da Eschbach es versteht eine spannungsgeladene Handlung aufzubauen, handelt es sich bei Eine Billion Dollar um einen verständlich lesbaren Unterhaltungsroman auf aus meiner Sicht überdurchschnittlichem Niveau.
Natürlich werden John einige Steine in den Weg gelegt, zumal er selbst nicht weiß, was er mit dieser Summe machen soll. In weiten Teilen des Romans wird er zum Spielball unterschiedlicher Interessengruppen, denn letztlich ist jeder hinter seinem Erbe her. Verschlimmert für ihn wird diese Situation durch eine Prophezeihung seines Vorfahrens, nach dem der Erbe letztlich durch sein Vermögen die Menschheit retten wird. Näheres ist im Testament nicht zu finden und so plagt sich John mit Selbstzweifeln, ob er letztlich das richtige tut, um diese Prophezeiung zu erfüllen.
Eine Liebesgeschichte und ein mächtiger Gegner finden sich selbstredend ebenfalls in diesem Roman und stellen John vor einigen schweren Entscheidungen und Hürden, die es zu überwinden gilt.
Natürlich fragte ich mich als Leser wie dieser Roman wohl enden wird, denn schließlich spielt er in der nahen Vergangenheit in der es bekanntlich keinen John Fontanelli gegeben hat. Das Ende sei hier nicht verraten, aber John gelingt es für sich einen Weg zu finden, von dem er ausgeht, dass er damit der Prophezeiung gerecht wird. Andreas Eschbach hat dabei bewusst auf ein konkretes Ende verzichtet und wüsste auch nicht, wie er sonst hätte einen Abschluß finden können. Schließlich schreitet die Geschichte weiter und die Billion verschwindet nicht einfach. Irgendwann musste er also seinem Roman ein Ende setzten, auch wenn dies einem nicht ganz überzeugt. Jetzt den Roman anhand der letzten paar Seiten negativ bewerten zu wollen, würde dem Gesamteindruck nicht entsprechen.
Mir hat Eine Billion Dollar gut gefallen. Allein die Idee eines solchen Erbes für einen ganz normalen Bürger und die Macht, die ihm damit verliehen wurde, hat für mich was faszinierendes. Nun kommt sicherlich hinzu, dass ich mich für wirtschaftliche und politische Zusammenhänge interessiere und somit dem Roman weitaus interessanter fand als jemand, der sich für diese Felder rein gar nicht erwärmen kann.