Titel: Ein Feuer auf der Tiefe Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Veith |
Worum geht es?
Das Buch basiert auf einem eigenen Konzept des Universums. Vinge teilt dieses in unterschiedliche Zonen auf, die einen unterschiedlichen Entwicklungsstandard bei Zivilisationen ermöglichen:
1. Die Gedankenleere Tiefe: Hier entsteht primitives biologisches Leben, ist für das Buch jedoch nicht wichtig.
2. Die langsame Zone: Hier befinden sich "zurückgebliebene" Zivilisationen, für die die Lichtgeschwindigkeit eine unüberwindbare Hürde darstellt. Unsere Erde der Gegenwart würde dazugehören.
3. Das Jenseits: Hier leben fortgeschrittene Zivilisationen, die die Lichtgeschwindigkeit überwunden haben.
4. Hinter dem Jenseits: Hinter dem Jenseits existieren völlig überlegene Lebensformen, die aus der Sicht des Menschen unerklärlich sind, weder die Möglichkeiten noch die Motive, so wie ein Fisch nichts über Flugzeuge weiß. Diese Lebensformen werden als Gottgleich betrachtet.
Eine Forschergruppe wagt sich an die Grenze des Jenseits und experimentiert mit Artefakten der "Götter". Dabei wird leider ein nicht kontrollierbares Chaos ausgelöst, das das Vorstellungsvermögen der Menschen übersteigt. Es gibt weder Erklärungen noch Waffen noch Schutz vor den verheerenden Auswirkungen des Chaos. Eine kleine Gruppe der Forschungsgruppe kann flüchten und muss auf einen unbekannten Planeten notlanden. Dieser Planet wird von Rudelwesen bewohnt. Dies sind im Denken und Handeln vereinte Gruppierungen von 4-6 Hunde-ähnlichen Geschöpfen. Im Nu sind die Flüchtlinge in die lokalen Intrigen und Querelen eingebunden. Doch damit nicht genug: Bald entsteht der Verdacht, dass die Flüchtlinge - ohne es zu wissen - ein "Wundermittel" gegen das Chaos und die Bedrohung des Universums mitgenommen haben. Oder etwa doch nicht? Wie werden die „Götter“ darauf reagieren?
In einer parallelen Handlung geht es um die Bibliothekarin Ravna. Sie arbeitet auf dem Informationsaustauschpunkt Relais. Als das Chaos entfesselt wird, zeigt ein „Gott“ plötzlich ein geradezu übersteigertes Interesse an der Menschenrasse. Ragna fragt sich immer mehr, was der „Gott“ im Schilde führt. Da taucht - scheinbar aus dem Nichts - der Mensch Pham auf. Er bietet sich dem „Gott“ als Studienobjekt an. Pham hat eine mysteriöse Veregangenheit, die Ravna einige Rätsel aufgibt. Ravna freundet sich mit Pham an und sucht die wahren Beweggründe für Phams Handeln und macht eine Entdeckung.
Das ist die Ausgangssituation für eine furiose, mitreissende und spannende Geschichte, gespickt mit hinreißenden Charakteren, verrückten Ideen und galaktischen Verfolgungsjagden! Eine Story, die den Leser bis zur letzten Seite in Atem hält. Dazu müssen allerdings erst einmal die ersten 100 Seiten „überstanden“ werden. Im nach hinein frage ich mich zwar, was an diesen Seiten nur so schwer verständlich gewesen war, so klar ist mir Vinges Welt im Laufe der Geschichte geworden. Trotzdem erinnere ich mich noch dunkel, dass ich am Anfang des Buches zunächst einmal das Zonenkonzept verdauen musste.
Nachdem dies geschehen ist, nimmt das Buch rasant an Fahrt auf. Es werden echte Bösewichte und Helden entwickelt, mit denen man fiebert. Nichts ist vorhersehbar: Figuren von denen man es nicht erwartet, wachsen über sich hinaus. Es gibt Figuren, die ihre Rolle wechseln und lieb gewonnene Helden, die plötzlich sterben. Auch die Motive der Bösewichte sind nachvollziehbar wodurch die Fieslinge wohltuend aus dem Schwarz-Weiß-Malerei Raster fallen.
Wenn der ein oder andere Gestrandete den falschen Freunden zuviel Vertrauen schenkt, hofft man inständig, er möge nicht in die Falle laufen. Doch leider geschieht dies gar zu oft. Vinge entwickelt ein Netzwerk von Intrigen und Täuschungen, in denen einige der Protagonisten doppelte Rollen spielen. Noch interessanter wird dies durch die Rudelwesen, die aus einem Zusammenschluss von Einzelpersönlichkeiten bestehen und deren Interessen nicht immer deckungsgleich sind. Wunderbar geschildert ist auch der Erstkontakt zwischen den Rudelwesen und den Menschen.
Außer der Geschichte der Gestrandeten hat das Buch noch eine weitere Handlungsebene: Die Entwicklung der galaxisweiten Krise, die durch das Chaos ausgelöst wurde. Und mittendrin steht die Bibliothekarin Ravna mit ihren Weggefährten, die diese beiden Handlungsebenen zusammenführen wird. Eine kleine Love-Story wird auch geboten.und nicht nur zwischen 2 Menschen.
Einziger kleiner Minuspunkt ist die doch etwas zu große Ähnlichkeit der Rudelwesen-Welt mit dem Mittelalter auf der Erde. Richtig störend war das allerdings nicht.
Zusammenfassend bietet Vinge eine farbenprächtige Space Opera auf allerhöchstem Niveau. Am Ende des Buches war ich regelrecht platt, so sehr hat es mich mitgerissen. Wie schön, dass es ein Prequel gibt.
10 von 10 Punkten
Ein Feuer aus der Tiefe- Rezensionsübersicht