Titel: Eden Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Zombies sind wieder gesellschaftsfähig, das merkt man an den aktuell vielen Veröffentlichungen in allen möglichen Medien. Seit der Premiere von "28 Days Later", der ja eigentlich ganz streng genommen kein Zombiefilm ist, freut sich der Fan des wankenden Untoten über viele gute Erscheinungen aus dieser Nische des Horrors.
In einer meiner letzten Rezensionen habe ich mich mit dem dritten Band der Zombie-Reihe Herbst (Autumn) befasst und festgestellt, dass dort nicht das vorhanden ist, was der übliche Zombie-Fan verlangt. Dazu gehören natürlich die Angst vor den wiederauferstandenen Toten, blutige Eingeweide, böse Gore-Szenen und das gewisse Quäntchen Grausamkeit. Dazu gehört aber auch das Fatalistische, das Apokalyptische in den Werken, die Angst, dass die Welt, so wie wir sie kennen, auseinander bricht und dem Ende zugeht. Und so sind vor allem die Werke am erfolgreichsten, die ein großes Augenmerk darauf haben, wie unsere Zivilisation den Bach hinuntergeht. All das liefert Tony Mochinski.
Urplötzlich und ohne erkennbare Gründe verwandeln sich die Verstorbenen in Zombies, erheben sich von ihren Totenlagern und machen Jagd auf die Lebenden, die sich durch einen Biss oder durch eine Verletzung durch einen Zombie ebenfalls in solch ein Monster verwandeln. Wenn die Verletzung tödlich ist, geschieht die Umwandlung in einen Zombie innerhalb von Sekunden, hat das bedauernswerte Opfer nur einen Kratzer, kann es bis zu zwei Tage dauern. Die Weichen für den Roman werden gleich am Anfang gestellt - inmitten der durch hohe Mauern und in New York gelegenen Enklave Eden dringen eines Nachts Zombies durch ein absichtlich offen gelassenes Tor. Die Bewohner Edens, darunter Harris und seine Frau Julie wehren sich mit besten Kräften und schaffen es auch, sie zurückzuschlagen. Bei dem Kampf gegen zwei Zombies in seinem Schlafzimmer wird Harris jedoch gebissen, sein Schicksal ist besiegelt. Jedoch versucht er fortan, die Verletzung zu vertuschen, um denjenigen zu finden, der voller Absicht das Tor in der Mauer, welches sich auch noch nahe Harris Haus befindet, in der Nacht öffnete.
Nun wechseln im Laufe des Romanes die Blickwinkel und die Zeitpunkte; ohne eine feste Chronologie einzuhalten, springt der Autor hin und her und schildert verschiedene Szenen aus dem Kampf gegen die Zombies - von kurz vor dem Ausbruch der Krankheit bis nach Harris' Ableben. Wir erfahren mehr über Harris' Hintergründe, wie er lernte, zusammen mit seinem neu gefundenen Freund Buddy gegen die Untoten zu kämpfen. Es wird die Geschchte Edens erzählt, die zur Zeit von Buddys und Harris' Ankunft von einem despotischen Diktator geführt wurde. Ebenso finden allerlei andere Charaktere ihren Platz, gleich ob es eine Mittelschicht-Familie, Polizisten oder Soldaten sind, alle haben unter der Masse der Zombies zu leiden und bezahlen das Unglück sehr oft mit ihrem Leben.
Gerade diese szenenhafte Erzählweise kreuz und quer in der Chronologie macht das Buch so spannend, erweitert Hintergründe über das Geschehen und fesselt mit persönlichen Schicksalen. Vor mit liegt ein Buch, das den erwachsenen Leser in seinem Tempo und in seinem Einfallsreichtum einer Zombiegeschichte, ohne irgendeinen übernatürlichen Schnickschnack, um die Epidemie zu erklären, fesselt und großartig unterhält. Jedem Fan einer guten Horrorgeschichte sei das Buch empfohlen, für Zombiefans würde ich es gar als Pflichtlektüre bezeichnen.
Wie dem Vorwort zum Buch zu entnehmen ist, stellt Tony Mochinski eigentlich nicht den Autor dar, sondern spielt im Grunde die Rolle eines Lektors und Herausgebers. Wie Mochinski darlegt, stammt das Buch aus der Feder eines Tommy Arlin - ob das so der Wahrheit entspricht, kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe schon verschiedene Humbug-Stories über Autoren gelesen, vielleicht ist das eine davon, vielleicht auch nicht. Das ändert aber überhaupt nichts an der Wertung des Buches.
Meine Wertung: 8.5 von 10 Punkten