Titel: Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen Besprechung / Rezension von Markus Wolf |
In den letzten Jahren gab es einige Umsetzungen von mehr oder weniger bekannten Comicserien auf die große Leinwand. Auch die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen zählt dazu. Die Comicvorlage von Alan Moore (Watchman, From Hell) und Kevin O'Neill ist sogar ein sehr guter und spannender erzählter Vertreter seiner Art, der von den Kritiken hoch gelobt wurde und auch schon eine genauso gute Fortsetzung erhielt, die dem Vorgänger in nichts nachsteht. In Deutschland erschienen beide Sammelbände bei Speed Comics.
Nur leider ist die Umsetzung absolut nicht gelungen. Dies liegt schon zum ersten daran, das die Geschichte doch weit von der Vorlage abweicht. So hat nicht Wilhelmina Murray die Truppe der aussergewöhnlichen Gentleman im Auftrag von "M" zusammen geholt und die Führung übernommen, hier wurde Allan Quatermain die Rolle des Ligaleiters auf den Leib geschrieben, wohlweislich um Darsteller Sean Connery mehr zu betonen.
Und auch hier ist die zweite Schwäche zum Original, denn dort sind die Charaktere doch sehr viel differenzierter ausgebaut, als im Film, wo sie alle eher blass und lustlos wirken. Einzig Jason Fleming als Darsteller von Dr. Jekyll und Mr. Hyde kann man etwas Spaß für die Produktion ansehen.
Wie schon beschrieben, wurden die Comichelden im Original nicht gerade gentlemanlike beschrieben: Allan Quatermain zum Beispiel war ein opiumsüchtiger, heruntergekommener alter Abenteurer und der Unsichtbare war auch im Comic kein Gentlemandieb, sondern schändete die Schülerinnen eines Mädcheninternats unerkannt. Hätten die Drehbuchschreiber diese Charakterzüge aus dem Original übernommen, würden die dargestellten Figuren nicht alle so gleichförmig und uninteressant wirken.
Auch wurden für den Film neue Charaktere dazuerfunden, wie der amerikanische Regierungsagent Tom Sawyer und der unsterbliche Dorian Gray und dafür andere Charaktere weg gelassen, wie der für den britischen Geheimdienst unter der Leitung von "M" arbeitende Mr. Champion Bond. Dieser amüsante Seitenhieb auf den heutigen "007" geht verloren, denn Champion Bond war der Vorfahr des allzu bekannten James. Diese Figur wurde wohl aus lizensrechtlichen Gründen gestrichen und mit Tom Sawyer eine Identifikationsfigur hineingeschrieben, die stark auf das amerikanische Publikum abzielt.
Auch die Grundstory des Comics ist in dem Film nur noch als Fragment vorhanden und wirkt wie eine Reise von einer Actionsequenz zur anderen. Und hier komme ich zur technischen Seite des Filmes. Die Spezialeffekte und Masken des Films schwanken von sehr gut bis billig. Zum Beispiel lässt das Aussehen von Mr. Hyde an einen Großeinsatz von CGI á la Hulk vermuten, doch wurden hier sämtliche Aufnahmen mit einer Ganzkörpermaske abgedreht, in der der Darsteller Jason Fleming vor dem Film etwa acht Stunden Vorbereitungsphase hatte und wirklich gut aussieht.
Bei der Explosion des Herrenhausesin Kenia und der Zerstörungssequenz in Venedig sieht man die hineinkopierte Explosion, bzw. die Modelle doch sehr als auch diese an. Und hier kommen wir zu einen weiteren Punkt, der mich gestört hat: Der im Film allzu oft auftretende Gigantismus. Ich nehme dem Film zum Beispiel nicht ab, das Nemos "Nautilus" von der Größe und Ausstattung eines amerikanischen Atom-U-Bootes in Tauchfahrt durch die Themse und den Kanälen Venedigs fahren kann, auch verließen unserer Helden Venedig als es schon mehr als halb zerstört war und sagen dann, dass der Plan des unheimlichen "Phantom" die Stadt zu zerstören vereitelt war. Ich denke für meinen Fall, dass dies schon ausgereicht hätte, um das Ziel zu erreichen.
Das einzig positive an dem Film ist wohl der bombastische Klangteppich, welcher die schnellen Actionsequenzen begleitet und auch auf der DVD schön sämtliche Lautsprecher ansteuert, dies macht den Film zu einer guten Vorführ-DVD um den Nachbar mit heftigen Basseinsatz zu ärgern.
Aus der Idee und dem Originalmaterial hätte man ein richtig guten und spannenden Film machen können, leider wurde diese Chance mit diesem Machwerk doch sehr verspielt.
Die Handlung ist vorhersehbar, die Darsteller farblos und die teilweise schlechten Spezialeffekte wurden zu übermäßig eingesetzt, das sie die wenige Handlung erschlagen und den Zuschauer kaum in seinen Bann ziehen. Für das Geld der DVD, sollte man sich dann lieber den Originalcomic holen und sich einen angenehmen und ruhigen Leseabend machen. Da hat man mehr davon.
Das Ausgangsmaterial des Films ist sehr sauber und klar. So sind keine Beschädigungen des Filmmaterials oder Dropouts zu erkennen. Allerdings wirkt das Bild stellenweise leicht matschig und stellenweise auch sehr unscharf, was wohl auf den Einsatz von Filtern hinweist. So sind auch keine Rauscheffekte zu bemerken. Die Farben sind sehr dezent und es herrschen hauptsächlich Grau- und Brauntöne vor. Überlagerungen sind keine zu erkennen und auch der Kontrast ist sehr gut. Bei Szenen mit schnelleren Schwenks bemerkt man doch einige Aliasingeffekte und Unschärfen bei den Bewegungen. Kompressionsfehler sind hingegen keine zu erkennen.
Der Ton zeigt auf den beiden Dolby Digital 5.1-Tonspuren (deutsch/englisch), wie auch auf der deutschen dts-Tonspur keine Schwächen. Alle Lautsprecher werden gerade in den Actionsequenzen häufig von den Effekten angesteuert und der Subwoofer kommt kaum zur Ruhe. Die dts-Fassung ist ein wenig kräftiger zur deutschen Dolby Digital-Fassung, während die Originalfassung etwas dezenter ist. Die Dialoge sind klar abgegrenzt und gut verständlich, zumindest in der deutschen Fassung. Auch bei den Dialogen gibt es keine Probleme, sie sind klar abgetrennt und gut verständlich.
Zusätzlich zu den Tonspuren kann man noch auf zwei Audiokommentarspuren während des Films umschalten, die im Mono aufgenommen wurden.
Die Special Edition ist mit vielen Extras bestückt. Auf der Film-DVD befinden sich noch zwei Audiokommentare: Zum einen mit der Kostüm-Designerin Jaqueline West, Steve Johnson (Leitung Make-Up), John Sullivan (Visuelle Effekte) und Matthew Gratzner, der für die Miniaturen zuständig war. Beim zweiten Audiokommentar kommen die Produzenten Don Murphy und Trevor Albert zu Wort, wie auch die Darsteller Jason Flemming, Tony Curran und Shane West.
Auf der zweiten DVD gibt es die Sparten "Pre-Production", "Production" und "Veröffentlichung" in denen passendes Material dazu untergebracht ist. In der Pre-Production-Sparte gibt es neben vier Bildergalerien mit Produktionszeichnungen den zehnminütigen Beitrag "Vorentwürfe" in denen kommentiert Grobeentwürfe zu Trickszenen gezeigt werden.
Bei der Sparte "Production" gibt es das etwa einstündige Making of... "Einberufung der Liga" welches von der Produktion und einigen Problemen dabei erzählt, ohne in das übliche "Wir sind super"-Platitüde zu verfallen. In Comickästen wird dabei Hintergrundinformationen im Bild gezeigt, was aber bei den deutschen Untertitel Probleme macht, denn da verschwindet ein Teil der Übersetzung der Kästen mit den übersetzten Dialogen im Bild. Auch wird nicht größer auf die Originalcomics eingegangen und diese auch anders interpretiert, als es in Wahrheit der Fall ist. Den Beitrag kann man entweder in Sparten getrennt ansehen oder komplett abspielen. In der gleichen Sparte findet man auch die "Deleted Scenes", 17 an der Zahl, die aber nicht weiter nennenswert sind.
In der letzten Sparte "Veröffentlichungen" sind Aufnahmen der Premieren beinhaltet. Im ersten etwa 20 minütigen Beitrag "Hinter der Phantasie" welches aus dem amerikanischen Fernsehen stammt und eigentlich ein belangloser "Marketing" hat sich bei Fox wohl ein Fehler eingeschlichen, den dort werden der nachfolgende Beitrag "Europapremiere" und die Trailer am Stück abgespielt, die man auch im gleichen Menü Extra anwählen kann. Im Europapremieren Beitrag gibt es ein Filmbeitrag von der Europapremiere in Prag, sowie ein BBC-Beitrag aus London zu sehen. Weiterhin gibt es in der "Veröffentlichung"-Sparte vier Filmtrailer, 12 Fernsehspots und 10 Plakatmotive zu sehen.
Die Originalgeschichte zur Liga der außergewöhnlichen Gentleman von Alan Moore und Kevin O'Neill war ein Comichighlight der letzten Jahre. Und das Motiv der ersten Superheldenvereinigung, die aus prominenten Romanfiguren des 19. Jahrhunderts besteht, ist auch ein idealer Stoff für eine interessante Comicverfilmung gewesen, um über den sonstigen Superheldenklischees herauszuragen.
Allerdings wurde dieses Ziel in der gleichnamigen Verfilmung sehr verfehlt. Die von Moore sehr schön charakterisierten Figuren mit ihren Schwächen und Stärken, werden hier nur gleichförmige, gelangweilte Helden ihrer Zeit, ohne wirkliche Tiefe. Bei der Verfilmung wurde auch mehr auf ein Spezialeffektgewitter geachtet, als auf eine mitreißende Handlung. So ist die Suche nach dem "Phantom" eher eine Reise von einer Actionsequenz zur anderen, welches die Handlung sehr in den Hintergrund drängt. Und so findet der Zuschauer auch nicht richtig in den Film hinein, lässt sich von den Spezialeffekten berieseln und ist dann froh zum Ende zu kommen.
Von der technischen Seite gibt es keine großen Defizite, das Bild ist gut, der Ton ist super und es gibt reichlich an Extras auf der DVD. Aber leider wurde die Chance beim Film vertan, eine super Produktion zu werden. Man sollte sich für das Geld lieber ein Leseabend mit den Originalcomics gönnen, denn die lohnen sich wirklich.
Rezension des Filmes von Rupert Schwarz
Rezension des Filmes von Alexander Pechmann