Titel: Dunkler Engel Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Die ist die Geschichte des ehemaligen Tempelritters Derek de Molay. Als er jedoch durch die katholische Inquisition verfolgt und ermordet wurde, fühlte er sich hintergangen und verraten im Dienst an Gott. Aus einer Trotzhaltung heraus weigert er sich, den Himmel zu betreten. Da ihm als gutem Menschen der Einzug in die Hölle verwehrt bleibt, ist ihm nur noch der Aufenthalt im Fegefeuer möglich. Hier kämpft er als Krieger gegen den gefallenen Engel Luzifer und dessen Horden. Obwohl von Gott enttäuscht, kämpft er immer noch auf dessen Seite unter dem Kommando von Erzengel Michael, um die Menschheit vor dem Bösen zu schützen.
Nach siebenhundert Jahren im immerwährenden Dienst gegen das Böse wird ihm eine neue Aufgabe zugeteilt. Ein Schutzengel wurde getötet, und er soll dessen Aufgabe übernehmen. Das Pikante an dieser Situation, er soll eine Frau beschützen, die eine moderne Frau ist, selbstbewusst, erfolgreich und umgarnt von einem in Menschengestalt tätigen dunklen Engel.
Rachel Duncan - es ist kein Zufall dass die Frau einen biblischen Namen trägt - ist eine erfolgreiche Börsenmaklerin. Als sie Andreas Zanus kennen lernt, ist sie sehr erfreut, dass der reiche, gutaussehende und sehr charmante Mann sich um sie bemüht. Nur allzu gern lässt sie sich auf eine Liebesbeziehung mit ihm ein. Andreas Zanus verfügt über die Macht der Hölle, die er auch skrupellos einsetzt, anders als Derek, der seine Kräfte nicht einsetzen darf. Zanus' Ziel: Rachel soll hinterrücks mit unrechtmäßigen Spekulationen an der Börse die Weltwirtschaft ins Schwanken bringen und so für Chaos auf der Erde sorgen.
Derek nimmt nun einen Job als Pförtner in dem Haus an, in dem Rachel wohnt. Auf diese Weise soll er ihr unauffällig nahe sein und sie ständig beobachten. So erhält er bald einen Einblick in ihr Leben und ist natürlich sehr erstaunt. Seine siebenhundert Jahre im Fegefeuer ließen Derek in Bezug auf Frauen auf einem altertümlichen Wissensstand zurück. Heute sind die Frauen selbstständig und keine hilflosen, ständig zu beschützenden Wesen (woher dieses Klischee wohl kommt?). Derek ist von seiner Arbeit als Diener nicht erbaut. Er ist Krieger und kein Diener. Dazu die Frauen, die so ganz anders sind als damals. Als er Rachel und ihren neuen Begleiter kennen lernt, wird ihm klar, warum er auf der Erde ist. Er erkennt in Andreas den Vertreter des Bösen auf der Erde. Derek bemüht sich, der jungen Frau zu gefallen und sie so von der Seite des Bösen loszureißen. In seiner altbackenen Art stellt er sich ziemlich dusselig an, findet Fettnapf auf Fettnapf. Rachel Duncan ist schnell genervt von dem Tollpatsch, der in jeder Jerry-Lewis-Klamotte mitspielen könnte. Seine Warnungen vor Zanus verpuffen ungehört. Im Gegensatz zu Zanus darf er seine Kräfte nicht einsetzen. Zanus hingegen hat keine Skrupel, seine Macht gegen ihn ins Feld zu führen.
Es ist klar, dass Lizz den Teil mit Derek beisteuerte, während Margaret den dunklen Engel Andreas in dieser Erzählung beisteuerte. Derek ist jung und frisch beschrieben, Rachel und Andreas eher routiniert, eingefahren. Der Roman ist leicht und flüssig zu lesen, die Übersetzung sorgt zudem für eine elegante Lesart.
Fragen bleiben natürlich. Die Wichtigste ist: Warum macht Zanus die Arbeit nicht selbst, die Menschheit ins Chaos zu stürzen? Klar, es ist ein Stellvertreterkrieg, wie die Amis das immer machen, ein Motiv, das sich durch sämtliche Romane amerikanischer Autoren als Roter Faden hindurchzieht.
Die Grenzen zwischen gut und böse sind klar gekennzeichnet, es gibt nur schwarz und weiß und kein grau dazwischen. Ein bisschen naiv, aber lesenswert. Als Zielpublikum würde ich 16-jährige Mädels ausgucken.