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Titel: Dunkeljäger
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches schreit es quasi heraus: Dieses Buch handelt von einem Elfen. Die sich durch den strömenden Regen kämpfende Person auf dem Cover erfüllt zumindest alle Attribute eines Elfenkriegers. Der Elf, von dem diese Geschichte handelt, hat allerdings mit dem auf dem Cover wenig gemeinsam. Er ist ein Flieger und kein Krieger und trägt daher weder Rüstung noch Schwerter. Nichtsdestotrotz macht das Cover neugierig. Auf die Gründe, die den Elfen in den Regen getrieben haben und die Geschichte, die in diesem Buch steckt.
Um den sinnlosen Tod seiner Kampfgefährten zu vermeiden, wird Lass zum Verräter an der Elfenkönigin und vom gefeierten Luftkrieger zum Flüchtling. Doch seine Verfolger sind näher als gedacht, sodass Lass tatsächlich nur die Flucht in die entlegenste Gegend seiner Welt retten kann – und auch dort bleibt ihm der Ärger stets auf den Fersen.
Schon mit den ersten Seiten zieht Alexey Pehov den Leser gekonnt in seinen Bann, findet man sich doch gleich in einem heftigen Luftgefecht wieder und wird damit ohne viele Erklärungen mitten ins Geschehen hineingeworfen. Wie es zu dem Kampf und Lass Flucht kam, findet man erst im weiteren Verlauf der Geschichte heraus.
Mit seinen Gründen und seinem Verhalten wird einem Lass schnell sympathisch. Noch auf der Flucht steht er einem undankbaren und gefräßigem Fellknäuel bei, das ihm zum Dank auf den Fersen bleibt und manch anderen Charakter mit seiner steten Gefräßigkeit (egal ob Ratten, Schuhe oder Obst) in die Verzweiflung treibt.
Dieser muss sich Lass allerdings nicht hingeben, trotz einigen ziemlich knappen Aktionen – die den Leser immer wieder kurz den Atem stocken lassen – kommt er immer ziemlich gut weg. Wie sein neuer Gefährte landet er stets wieder auf den Beinen. Wenn einer seiner Pläne buchstäblich in Feuer und Rauch aufgeht, findet er schnell einen neuen und geht diesem voller Elan nach. Mit einer guten Portion Glück findet er auch immer wieder Gefährten, Freunde oder auch Geldgeber, die ihn unterstützen. Im Gegensatz zu den klassischen Romanen, wo selbst die Helden sich vor klassischen Vorurteilen nicht retten können, geht Lass recht offen mit anderen Rassen wie Gnomen oder gar Orks um – auch wenn der Autor selbst vor den üblichen Vorurteilen nicht Halt macht – dann hätte der Geschichte auch irgendetwas gefehlt.
Wenn der Geschichte etwas fehlt, ist es vermutlich ein durchgängiger roter Faden. Einzig das Fliegen ist eine stete Konstante in der Geschichte, eine Konstante, die das Buch tatsächlich zu etwas Besonderem macht. Eine klassische Fantasywelt, die Alexey Pehov um Luftschiffe, betrieben mit Dämonenenergie, bereichert hat und den Bewohnern der Welt und den Leser so einiges mehr zu bieten hat als die “alten” Welten. Von Luftgefechten und Flugrennen kann man jedenfalls in den wenigsten fantastischen Romanen lesen und muss dafür eher zum Science Fiction ausweichen.
Lass Flucht aus dem Elfenreich und seine Gründe dafür spielen jedenfalls nur eine kleine Rolle, sind nicht mehr als eine Facette im Hintergrund der Geschichte. Und auch die vielen kleinen Ziele, die Lass sich steckt, machen immer nur einen kleinen Teil der Geschichte aus. Wenn Alexey Pehov mit Dunkeljäger eine neue Reihe plant, hat er die Welt und Figuren allerdings ziemlich eindrucksvoll eingeführt und jetzt jede Menge Potential, um nachzulegen.
Die Figuren sind (ebenso wie die verschiedenen Flugmaschinen) liebevoll und bis ins kleinste Detail beschrieben, sodass es mir zu keiner Zeit schwer fiel, mich in diese fantastische und himmelsverliebte Welt einzuleben und die Figuren mit eigenen Augen zu sehen.
Damit ist die Geschichte trotz des (noch?) nicht durchscheinenden Plots ziemlich interessant und dank der zwischenzeitlichen Action und Flugeinlagen auch spannend genug, um den Leser von der ersten bis zur letzten Seite am Buch zu halten. Tatsächlich könnte ich mir nach dem lebhaften Kopfkino durchaus auch eine gute actionreiche Verfilmung der Story vorstellen.
Mir hat das Buch mit seiner Mischung aus Altbekanntem und Ungewohntem gefallen. Die faszinierenden Persönlichkeiten und jede Menge Fliegeraction tun ihr übriges, den Leser ans Buch zu fesseln.