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Reihe: Weltennebel, Band 2 Eine Rezension von Ida Eisele
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„Das Reich der Dunkelelfen“ ist der zweite Teil der Triologie Weltenneben der deutschen, unter Pseudonym schreibenden Autorin Aileen P. Roberts.
Im Kerker von Rodgill haben sich die beiden gestürzten Königssöhne von Northcliff, der totgeglaubte, ältere Atorian und die Hauptperson Darian, überraschend wiedergefunden. Auch der Zauberer Nordhalan ist dort eingesperrt hinter verzauberten Gittern. Nicht lange jedoch und sie werden von Darians früheren Geliebten Mia befreit, einer Halbdunkelelfe und Nebelhexe. Gemeinsam entkommen sie den düsteren Gängen von Rodgill und machen sich auf, um Verbündete für ihren Kampf gegen den bösen Zauberer Samukal zu finden, der die Macht über die Menschen von Albany an sich gerissen und einen Krieg gegen die Zwerge begonnen hat. Auf der sagenumwobenen Nebelinsel stellt Mia Darian ihrer gemeinsamen Tochter vor. Von dort aus reisen die geflohenen Gefährten und einige neue Verbündete auch zur unheimlichen Geisterinsel, wo ihnen der Geist Merlins erscheint, der sie anweist, ins Reich der Dunkelelfen zu gehen, um dort eine Möglichkeit zur Rettung Albanys zu finden. Mia, Darian, Atorian und der verstoßene Dunkelelf Bas'Akir steigen hinab in die Dunkelheit des Unterreichs...
Es mag auch daran liegen, dass es sich um den zweiten Teil einer Triologie handelt und ich den ersten nicht gelesen habe, doch ich hatte große Schwierigkeiten, mich in die Geschichte, die Welt und die Charaktere einzulesen. Gerade am Anfang finden viele Szenenwechsel statt, häufig nach nur einer Seite, sodass man beim Lesen etwas erschlagen wird. Außerdem sorgt die von der Autorin bereits bekannte distanzierte Erzählweise dafür, dass kaum Gefühl auf den Leser übertragen wird und man sich über fast zweihundert Seiten hin schlicht langweilt.
Viel zu oft liest sich die Geschichte lediglich wie die Zusammenfassung eines wesentlich längeren und besseren Buches. An die Handlung und die Personen wird nur für kurze, belanglose, versucht lustige oder wortgewandte Dialoge herangezoomt. Die Geschichte selbst hätte Potential, aber die Umsetzung lässt einiges zu wünschen übrig.
Darian, die Hauptperson, erscheint das ganze Buch über etwas profillos. Er freut sich, eine Tochter zu haben, er liebt Mia, er fürchtet um sein Leben, aber nichts lässt ihn auf eine noch so unbedeutende Weise außergewöhnlich erscheinen, sodass man sich bisweilen auch fragt, was Mia denn an ihm findet. Zwar deuten viele Hinweise darauf hin, dass er eine längere Drogenabhängigkeit hinter sich hat und in London studiert hat, aber auch das gibt ihm kaum Charakter. Eine Figur, die man schnell wieder vergessen hat.
Sein älterer Bruder Atorian hat immerhin mehr Profil, erhebt sich allerdings nur wenig über das Klischee des geborenen Anführers und herausragenden Schwertkämpfers. Sein Misstrauen gegenüber Mia schlägt dermaßen schnell in verweifelte Liebe um, dass man ihn kaum ernst nehmen kann.
Interessant an diesem Buch ist dagegen die größtenteils unbewohnbare Welt um die grüne Insel Albany, welche als Schwesterwelt zu der unseren beschrieben wird (Albany entspricht Schottland). Allerhand magische, aus der üblichen Fantasy bekannte Wesen leben dort im letzten bewohnbaren Land und halten mehr schlecht als recht Frieden miteinander. Mischlingskinder werden kaum toleriert und finden nur auf der Nebelinsel bei den Nebelhexen einen gewissen Frieden.
Noch um vieles faszinierender fand ich persönlich die Unterwelt der Dunkelelfen, die mit ihren leuchtenden Pflanzen, fremdartigen Raubtieren und auf erstaunliche Weise zivilisierten Bewohnern eine echte Überraschung in der sonst eher klassisch gehaltenen Fantasywelt waren.
Mit den Eintritt in die Unterwelt gewinnen die Figuren, gerade Mia, ein wenig an Tiefe – obwohl von Anfang an klar sein dürfte, dass die Geschichte von der Vergewaltigung ihrer menschlichen Mutter durch ihren Vater so nicht ganz stimmt, und somit in dieser Hinsicht mit keiner Überraschung gerechnet werden sollte. Da die Handlungsstränge nicht mehr so sehr gesplittet sind, stellt sich eine gewissen Vertrautheit zu den durch die Dunkelheit tappenden Charakteren ein, der allerdings noch nicht mit den Niveau anderer Bücher vergleichbar ist.
Obwohl eine gewisse Steigerung in Spannung und Inhalt erkennbar ist, bleibt das Buch also eher enttäuschend.