Titel: Dracula und seine Bräute Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Innerhalb der Geschichte des Horrorfilms nehmen die Hammer Film Productions einen zentralen Platz ein. Über mehrere Jahrzehnte hinweg produzierten sie einen Horrorfilm nach dem anderen, bis sie Mitte des 70er Jahre von der Entwicklung des modernen amerikanischen Horrorfilms überholt wurden. Meistens wurden in den Drehbüchern die Themen der Gothic-Novels sowie der viktorianischen Schauergeschichten verarbeitet, so dass sich viele Filme um Vampire, Spukhäuser und Hexen drehten. Aber auch SF-Thriller wie "XX-Unbekannt" oder die "Quatermass"-Filme entstanden im und um das legendäre Hammerstudio. Die düsteren, liebevoll bis ins Detail gestalteten Kulissen trugen dabei zu dem besonderen Stil dieser Filme wesentlich bei. Die beiden legendären Horrorschauspieler Christopher Lee und Peter Cushing starteten bei Hammer ihre Karrieren.
Als einer der vielen Hausregisseure der Hammer Studios galt Terence Fisher, dessen Dracula-Verfilmung bis heute als eine der besten Adaptionen des gleichnamigen Romans von Bram Stoker gilt. Für seine Stoffe suchte sich Fisher am liebsten Ideen von Robert Louis Stevenson, Mary Shelley oder eben Stoker aus. Mit dem Film "Dracula und seine Bräute" (The Brides of Dracula) schuf er den ersten Vampirfilm, der mit dem Titel gebenden Held rein gar nichts zu tun hat.
Die Geschichte spielt in Transsylvanien am Ende des 19. Jahrhunderts. Die junge Lehrerin Marianne befreit den Baron Meinster aus seiner Gefangenschaft, ohne zu ahnen, dass es sich bei ihm um einen bösartigen Vampir handelt. Kaum entkommen, fällt er auch schon über ein Mädchenpensionat her, in dem Marianne ihre neue Stelle antritt. Zum Glück aber befindet sich der berühmte Vampirjäger Dr. Van Helsing in der Nähe. Mit Kruzifix, Weihwasser und Holzpflock versucht er, das Treiben des blutgierigen Grafen zu stoppen.
"Dracula und seine Bräute" ist der einzige Film, in dem ein blonder Vampir sein Unwesen treibt. Der eher unbekannte Schauspieler David Peel verleiht diesem Untoten einen wirklich teuflischen Charakter, der an Intensität seinesgleichen sucht. Leider sollte dies Peels einzige Vampirrade sein. Kurz darauf zog er sich aus dem Filmgeschäft zurück, um sein Geld als Immobilienmakler zu verdienen. Das schöne Opfer spielt Yvonne Monlaur, die durch den damaligen Skandalfilm "Der rote Schatten" bekannt wurde.
Fishers zweiter Vampirfilm ("Dracula" entstand wenige Jahre zuvor) glänzt durch eine aufregende Handlung, Witz und natürlich - wie bereits erwähnt - jene Hammer-typischen Kulissen, von denen diesmal die alte Windmühle, in welcher der Showdown stattfindet, wundervoll in Szene gesetzt wurde. Das Design diente später Tim Burton als Vorbild für "Sleepy Hollow", sozusagen seine Hommage an die Zeit der Hammer Studios. Im Gegensatz zu den Horrorfilmen der American International Pictures, die Vincent Price unter Vertrag hatten und bis Ende der 60er kaum Blut zeigen durften, fielen die Hammerfilme meistens blutig aus, was viele Kritiker dazu veranlasst, diese Filme als Vorläufer der Splattermovies zu betrachten. Damals besonders gewagt und moralisch bedenklich war im speziellen Fall von "Dracula und seine Bräute", dass Graf Meinster seiner eigenen Mutter das Blut aussaugt.
Koch Media bringt - wie seinerzeit Anolis Entertainment - nun eine eigene Hammer-Reihe unter dem Titel "Koch Media Hammer Edition" heraus, wobei der eben besprochene Film die erste DVD dieser Reihe ist. Ton und Bild sind auf höchstem Niveau digital remastered. Anders als bei Anolis befindet sich die DVD in einem Schuber, wobei als Cover das Originalkinoplakat dient. Die DVD selbst besitzt auf Vorder- und Rückseite jeweils ein Schwarzweiß-Szenenfoto des Films, was dem Design insgesamt einen recht eleganten Touch verleiht. Als Extras gibt es ein 16-seitiges Booklet. Die DVD selbst enthält zusätzlich noch den Originaltrailer sowie eine Bildergalerie.