Titel: Drachenklingen Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Wir schreiben das Jahr 1633: König Louis XIII. ist König, doch die heimliche Regentschaft liegt in den Händen von Kardinal Richelieu. Soweit könnte dies das Szenario eines bestimmten berühmten Romans sein, denn auch Musketiere kommen vor. Doch zu Alexandre Dumas’ Roman besteht bei dieser Geschichte ein entscheidender Unterschied: Es gibt Drachen. Und dieses Buch ist jetzt nicht eine jener Varianten von Klassikern, die mit irgendwelchen phantastischen Figuren angereichert wurden, sondern eine eigenständige Parallelweltgeschichte.
Frankreich liegt eingezwängt zwischen England, dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen und Spanien. Nur Frankreich ist noch nicht von den Drachen und deren Vertrauten, dem Geheimbund der Schwarzen Kralle, unterwandert und Richelieu weiß besser als alle anderen, dass Diplomatie wichtiger denn je ist, wenn Frankreich nicht zwischen seinen Feinden zerquetscht werden soll. Die Geheimverhandlungen mit Spanien geraten ins Stocken, doch als ein junger spanischer Adliger nach Paris flüchtet, sieht der Kardinal die Chance, einen entscheidenden Vorteil zu erringen. Der Mann verfügt über Geheimnisse, die Frankreich gegen die meist verdeckt agierenden Drachen einen großen Vorteil bringen würden. So ruft Richelieu die „Klingen des Kardinals“ wieder zusammen. Das Problem mit dieser Hand voll Haudegen ist, dass der Kardinal selbst die Einheit aufgelöst hatte.
Das Konzept des Romans liegt auf der Hand. Man nehme die drei Musketiere und ergänze das Ganze um real existierende Untiere und deren menschliche Nachkommen. Vor diesem Hintergrund darf dann ein halbes Dutzend furchtloser Männer (und eine Frau) agieren, bis das Buch zum Ende hin endlich den spannenden Höhepunkt erreicht. Dabei geizt Pierre Pevel sehr lange mit Hintergrundinfos. Nach und nach lernt der Leser die Klingen des Kardinals kennen, doch es ist lange nicht klar, wer Freund oder Feind ist. Und da dies eine streitlustige Bande ist und sie alle keine Gefahr scheuen, wird viel und heftig gekämpft. Mit viel Spannung schreibt der französische Autor über seine Musketiere und ihren Mut und ihre Vielseitigkeit. Ab der Hälfte des Romans wird die Geschichte dann klarer und allmählich fügen sich die Handlungsstränge zu einem Ganzen zusammen. Tatsächlich hätte Pevel mit der Fokussierung seine Handlung nicht länger warten dürfen, denn der Leser gewann fast den Eindruck, dass die Geschichte in Wirklichkeit erst mit dem nächsten Band beginnen würde. Man kann also sagen, er hat gerade noch die Kurve gekratzt.
Das Szenario an sich ist interessant und sicherlich hat ein Erzähler wie Pevel noch einiges für die Fortsetzung in der Hinterhand zurückbehalten. Die einzelnen Kämpfer sind sympathisch und man folgt den vielen Wendungen des Romans gerne. So bleibt zu sagen, dass Drachenklingen ein durchaus gelungener, kurzweiliger Beginn der Reihe war, der Lust auf die Fortsetzungen machte.
7 von 10 Punkten.