|
Reihe: Die Drachenjägerin, Bände 1 und 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Seit die junge Linn sich erinnern kann, träumt sie von Drachen, die ihr Dorf angreifen. Da geschieht die Katastrophe tatsächlich, und ihre Nachbarn machen sie für den Überfall verantwortlich. Innerlich aufgewühlt verlässt Linn ihre Heimat, um die Menschen, die sie liebt, zu schützen. Insgeheim ist sie aber entschlossen zurückzukehren - als Drachenjägerin! Doch der Weg in die Drachengarde des Königs scheint ihr verwehrt zu sein. Denn ihr Vater war kein Held, wie sie immer dachte. Er hat seinen König, sein Reich, ja die ganze Menschheit verraten, indem er mit den Drachen paktierte. Wegen ihrer Abstammung legen ihr nicht nur der König und sein Erbe Steine in den Weg. Nur der Schreibergeselle Nival und der Narr des Königs unterstützen Linn beim Erreichen ihres Traums. Aber an dem dunklen Geheimnis, das Nival vor ihr verbirgt, könnte ihre Freundschaft zerbrechen und auch der Narr ist nicht das, was er zu sein vorgibt ... (Klappentext)
Wie bereits im Klappentext zu lesen handelt der Roman von der jungen Linn, Tochter einer Müllerin, die, seit sie denken kann, von Drachen träumt, die ihr Dorf angreifen. Wegen dieser Ahnungen sind die Dorfbewohner in Bezug auf das Mädchen ein wenig misstrauisch weil sie die Träume für ein schlechtes Omen halten, oder sie belächeln das Mädchen. In ihrem verschlafenen, kleinen Dorf sind die Drachen nur aus Sagen oder den Erzählungen der älteren Mitbürger bekannt. Als die von Linn vorhergesehene Katastrophe eintritt, machen die Dörfler Linn für den Überfall verantwortlich.
Linn verlässt ihr geliebtes Dorf mit der Mutter, dem Stiefvater, den Geschwistern und Stiefgeschwistern, um weiteren Schaden von ihnen abzuhalten, und sie hat nur eines im Sinn: Sie möchte eine Drachenjägerin werden. So macht sie sich auf, um in die Drachengarde aufgenommen zu werden. In ihrer Phantasie hofft sie, mit Freuden aufgenommen zu werden. Schließlich war ihr Vater doch ein berühmter Held und Drachentöter. Die Wahrheit über ihren Vater sieht jedoch anders aus. Der Held ist keiner, im Gegenteil. So ist jeder bemüht, allen voran der König selbst, sie auszuschließen. Linn gelingt es dennoch, jemanden zu finden, der sie in der Kunst des Drachenjagens unterweist. Nach und nach findet sie Freunde, wie den Schreibergesellen Nival und Bher, den Narr des Königs, die das Mädchen in ihren Bestrebungen unterstützen. Nach vielen Irrungen und Wirrungen scheint Linn endlich am Ziel, sie ist Drachenjägerin. Ihr Einsatz hat ihr in der Bevölkerung viel Freunde und Beachtung, ja Verehrung verschafft, doch die anderen Drachenjäger und -töter können den Verrat ihres Vaters immer noch nicht verwinden und übertragen weiterhin die Abneigung gegen den Vater auf sie. So muss sie in Band zwei noch viel über das Thema Magie lernen. Der Einzige, der ihr dabei helfen könnte, wenn er wollte, ist Nirval. Dabei wollte sie mit Nirval gar nichts mehr zu tun haben. Sie muss über ihren eigenen Schatten springen und sich erneut mit ihm zusammentun.
Am meisten wurmt es sie natürlich, dass sie von der Drachengarde nicht anerkannt wird. Daher zieht sie durchs Land, immer auf der Suche nach neuen Gegnern: Drachen. Doch der richtige Drache ist nicht dabei. Linn sucht den roten Drachen, weil dieser ihren Vater umbrachte. Die Suche nach Gan Rah, dem roten Drachen, endet schließlich mit einer Überraschung.
Linn ist eine angenehme Heldin, die bei den jungen Leserinnen viel Sympathie erweckt. Vom einfachen Mädchen zur Drachenkämpferin, von der bedingungslosen Drachentöterin bis hin zur Drachenfreundin kann man ihre Wandlung im Buch glaubwürdig mitverfolgen. Linn entwickelt sich in den ersten beiden Büchern auf dem Weg zu ihrem Ziel immer weiter. Sie erleidet Rückschläge, wo sie sich am liebsten in eine unscheinbare Ecke verkriechen möchte, dann wieder feiert sie Triumphe, ohne eingebildet zu werden - ein Fehler, den sie der Drachengarde und den Prinzen ankreidet. Manchmal verzweifelt sie, verliert ihr Selbstvertrauen. Aber auch die männlichen Handlungstäger bleiben nicht einseitig charakterisiert. Jeder von ihnen hat eine andere Seite und Persönlichkeit, als er am Anfang zu haben scheint. Sie sind realistisch und liebevoll gezeichnet.
Lena Klassen glänzt in den beiden ersten Büchern ihrer Trilogie Die Drachenjägerin mit einem fesselnden Schreibstil. Die Handlung ist klar und übersichtlich, was die Lesefreude nur unterstützt. Die Darstellung der Drachen ist nicht neu, sie entsprechen den üblichen Vorstellungen. Lediglich die Art der Magie ist ein wenig anders und sorgt für Abwechslung bei all den Spielarten der Phantastik.
Was gefällt, sind die Karte im Buch, mit deren Hilfe man sich sehr schnell zurechtfindet, und das Glossar. Was nicht gefällt, ist das Titelbild, das immer gleich ist, lediglich die Farbe der Gesichtsmaske ändert von Rot auf Grün zu Gold im letzten Teil.
Maja Winter alias Lena Klassen schafft es, die Welt nicht nur dank der beigefügten Karte lebendig wirken zu lassen.